Außerordentliche finnische Personen, die man kennen sollte (und sie sind alle Frauen)

Zu Ehren nicht nur des Internationalen Frauentags (8. März), sondern aller anderen Tage des Jahres bringen wir Ihnen eine Liste bemerkenswerter finnischer Frauen aus Vergangenheit und Gegenwart: Künstlerinnen, Sportstars, Musikerinnen, Politikerinnen, Schriftstellerinnen und vieles mehr.

Die Gleichstellung der Geschlechter stellt weltweit immer noch ein zentrales Thema dar. Für die Menschen in Finnland ist sie seit langem schon ein wichtiges Leitprinzip.

Finnland war 1906 das erste Land der Welt, das Frauen volle politische Rechte einräumte, sowohl das Wahlrecht (erstmals in Europa) als auch das Recht zu kandidieren. Zum Zeitpunkt des Schreibens dieses Artikels sind zehn von 19 Regierungsministern Frauen, ebenso wie 92 von 200 Abgeordneten (46 Prozent) weiblichen Geschlechts sind.
Unsere Liste präsentiert einige der Frauen, die den Weg für andere geebnet haben, sowie einige, die von den Anstrengungen der Vergangenheit profitiert haben und heute daran arbeiten, weitere Fortschritte zu machen. Sie dienen wiederum als inspirierende Beispiele für die nächste Generation.

Die folgende Liste ist zugegebenermaßen unvollständig. Wenn wir alle einbeziehen würden, die es verdienen, würde dieser Artikel Millionen von Frauen enthalten. (Hinweis: Einige der Links sind nur in englischer Sprache verfügbar.)

Sanna Marin

Eine Frau sitzt auf einer Veranda, grüne Bäume sind hinter ihr sichtbar.

Ministerpräsidentin Sanna Marin trat kurz nach ihrem 34. Geburtstag ihr Amt an und wurde Finnlands jüngste Ministerpräsidentin aller Zeiten. Foto: Laura Kotila / Kanzlei der Premierministerin

Die finnische Ministerpräsidentin Sanna Marin (geb. 1985) machte auf sich aufmerksam, als sie im Dezember 2019, weniger als einen Monat nach ihrem 34. Geburtstag, ihr Amt antrat. Zu dieser Zeit war sie die jüngste amtierende Ministerpräsidentin der Welt und ist weiterhin die jüngste in der finnischen Geschichte. Sie ist schon die dritte Ministerpräsidentin des Landes. Es ist den Medien nicht entgangen, dass die übrigen vier Parteien in der Regierungskoalition ebenfalls weibliche Vorsitzende haben.

In einem Artikel über Marin im April 2020 hieß es in der amerikanischen Ausgabe von „Vogue“, dass Finnland „in Bezug auf Soft Power wie Egalitarismus, Familienzulagen und zukunftsweisenden Umweltschutz, die Marin verkörpert, überproportional die Nase vorne hat“. Damals hatte Finnland gerade die ersten Erfahrungen in der Bekämpfung des Coronavirus gemacht.

Im Februar 2021 wurde Marin vom „TIME-Magazin“ in seine TIME100 Next-Liste der „aufstrebenden Führungskräfte aus aller Welt, die die Zukunft gestalten“, aufgenommen.

Tove Jansson (und die Kleine My)

Eine Frau malt an einem Teil eines großen Kunstwerks, das Menschen bei einem Picknick zeigt, während ein Mann zuschaut. Auf einer Seite des Fotos befindet sich eine separate Tuschzeichnung einer kleinen weiblichen Figur mit den Händen an den Hüften.

Tove Jansson arbeitet an „Party auf dem Land“ (1947), einem Fresko, das jetzt im Kunstmuseum Helsinki ausgestellt ist, während Niilo Suihko, der ihr zur Hand ging, zuschaut. Einschub: Die Kleine My ist eine Mumin-Figur, die winzig ist, aber nichts fürchtet. Foto: Foto Roos / Kunstmuseum Helsinki, Abbildung: Tove Jansson / Moomin Characters Ltd.

Die Autorin und Künstlerin Tove Jansson (1914–2001) ist am bekanntesten als Schöpferin der Mumins, der lustigen, philosophischen Figuren, die sich in neun Romanen und zahlreichen Bilderbüchern, Comics und Animationsfilmen tummeln. Jansson hat die Mumin-Bücher, die mittlerweile in mehr als 50 Sprachen erschienen sind, nicht nur geschrieben, sondern auch illustriert und ist damit wahrscheinlich Finnlands berühmteste Künstlerin und Autorin. Sie schrieb auch andere Romane und Kurzgeschichten sowie hatte eine erfolgreiche Karriere als Illustratorin und Malerin. Jansson schrieb auf Schwedisch, einer der Amtssprachen Finnlands.

Ein Teil der Popularität der Mumins beruht auf der Art und Weise, wie sie menschliche Eigenschaften widerspiegeln, oft humorvoll und desweilen die Leser an Menschen erinnernd, die sie im wirklichen Leben kennen. Eine weibliche Mumin-Figur, die dazu gehört, ist die Kleine My. Obwohl winzig, fürchtet sie nichts. In einem Buch wagt sie es, auf dem gefrorenen Meer Eislaufen zu gehen, in einem anderen beißt sie einen Löwen ins Bein. Sie sagt stets offen ihre Meinung und bewertet Situationen mit brutaler Ehrlichkeit. Das lässt sie zwar sauer erscheinen, hat sie aber auch bei den Mumin-Fans zu einem Liebling gemacht.

In vielerlei Hinsicht hatte sich Jansson einst selbst für eine couragierte Lebensweiseentschieden. Eine Zeitlang lebte sie mit einem Mann zusammen, ohne verheiratet zu sein, also gegen die sozialen Normen der damaligen Zeit. Sie hatte Beziehungen zu Frauen, Mitte des 20. Jahrhunderts eine strafbare Handlung in Finnland. In den letzten Jahren haben die queer-feministischen Gemeinschaften die verdiente Aufmerksamkeit auf diesen Teil von Janssons Erbe gelenkt.

Armi Ratia

Eine Frau in einer gestreiften Bluse steht zwischen zwei Kleidergestellen mit ähnlich gestreifter Kleidung.

Armi Ratia gründete die Textildesignfirma Marimekko und schaffte es, ihre Muster international berühmt zu machen. Foto: Gustav Wahlsten / Lehtikuva

In einem Dokumentarfilm von 1976 fragte ein Interviewer Armi Ratia: „Wie haben Sie die Idee und den Mut gehabt, ins Ausland zu expandieren?“ Sie antwortete: „Man kann mit Courage geboren werden oder man kann gezwungenermaßen mutig werden.“ Sie präzisierte jedoch nicht, welche Wahl auf sie zutraf.

Ratia (1912–1979) war die Gründerin von Marimekko, einer Textildesignfirma, deren Drucke und Kleidung auf der ganzen Welt berühmt wurden. „Ich interessiere mich für das Neue und Unerwartete“, sagte sie in der Dokumentation, „vor allem für das Unmögliche und Schwierige“.

Wie sich herausstellte, war es für Ratia und Marimekko nicht unmöglich, international erfolgreich zu werden. Jacqueline Kennedy trug bekanntermaßen Marimekko-Kleider, und viele der klassisch gemusterten Textilien des Unternehmens sind zu Ikonen geworden und werden noch heute produziert.

Tarja Halonen

Eine Frau lächelt in die Kamera.

Die finnische Präsidentin Tarja Halonen nimmt 2011 an einem Treffen der Clinton Global Initiative in New York teil. Foto: Daniel Berehulak / Getty Images / AFP / Lehtikuva

Die erste finnische Präsidentin, Tarja Halonen (geb. 1943), bekleidete diese Position von 2000 bis 2012 für zwei Amtsperioden von je sechs Jahren. Zuvor war sie 21 Jahre lang Mitglied des Parlaments und hatte mehrere Ministerposten inne. Noch früher war sie als Anwältin bei der Zentralorganisation der finnischen Gewerkschaften tätig gewesen.

An einem Punkt ihrer ersten Amtszeit als Präsidentin ergaben Umfragen eine Zustimmungsquote von 88 Prozent mit guten Bewertungen über geografische Regionen und demografische Gruppen hinweg. In ihrer gesamten Karriere engagierte sich Halonen dafür, die Rechte der Arbeitnehmer und vieler verschiedener Minderheiten zu stärken. Nachhaltige Entwicklung war ein weiterer ihrer Schwerpunkte. Sie war und ist Mitglied in einer Reihe nichtstaatlicher Organisationen für Anliegen, die ihr am Herzen liegen.

2015 hatte Halonen ein Fellowship an der Harvard Kennedy School inne. Sie ist Mitglied des Rates der führenden Frauen in der Weltpolitik, Mitglied des hochrangigen Beratungsgremiums des UN-Generalsekretärs für Mediation und eine der Vorsitzenden der hochrangigen Task Force der Weltbevölkerungskonferenz der Vereinten Nationen.

Linda Liukas

Eine Frau mit verschränkten Armen über der Brust schaut an der Kamera vorbei auf etwas außerhalb des Bildes.

Die Autorin und Pädagogin Linda Liukas entmystifiziert Programmierung, Technologie und das Internet für Kinder sowie für Erwachsene. Foto: Maija Tammi

Mit ihrer Reihe von Kinderbüchern, „Hello Ruby“, ermutigt Linda Liukas (geb. 1986) Kinder, etwas über Programmierung, Technologie und das Internet zu lernen. Die Bücher, die sie schrieb und illustrierte, erschienen in mehr als 20 Sprachen. Sie ist auch Mitbegründerin von Rails Girls, die Veranstaltungen organisieren, die bei Mädchen das Interesse für Technologie und Codierung wecken sollen.

Liukas nimmt als Beraterin an Schulprogrammen auf der ganzen Welt teil und hat in zahlreichen Technologieunternehmen und auf Konferenzen mit dem Publikum über die Entmystifizierung und das Navigieren der Computerwelt gesprochen. Man kann ihre TED-Vorträge und einen Teil ihrer anderen Vorträge auf YouTube verfolgen.

Alma

Eine junge Frau mit grün gefärbten Haaren blickt in die Kamera.

Almas Auftritt bei „Finnland sucht den Superstar“ 2013 bereitete den Boden für ihren Durchbruch als Sängerin. Foto: Emmi Korhonen / Lehtikuva

Die Sängerin Alma-Sofia Miettinen (geb. 1996) trägt den Künstlernamen Alma und wurde 2013 erstmals als Kandidatin für „Finnland sucht den Superstar“ bekannt. Es folgten Aufnahmen und Kooperationen mit anderen Künstlern sowie ein Soloalbum mit dem Titel „Have U Seen Her?“. In Zusammenarbeit schrieb sie den Song

„Don’t Call Me Angel“, die Titelmusik des 2019 herausgekommenen Films „3 Engel für Charlie“, wo sie auch „How It’s Done“ singt.

2020, als die jährlichen Feierlichkeiten zum Helsinki-Tag (12. Juni) aufgrund von Einschränkungen im Zusammenhang mit Coronaviren online gingen, gab Alma ein Konzert in der virtuellen Version der finnischen Hauptstadt. Die Zuschauer konnten als Avatare an der VR-Welt teilnehmen.

Susanna Mälkki

Eine Frau mit einem Dirigentenstab leitet ein Orchester, das auf dem Foto nicht zu sehen ist.

Die weltbekannte Dirigentin Susanna Mälkki erinnerte daran, dass Dirigieren noch in den 1990er Jahren keine ernsthafte Möglichkeit für Frauen war. Aber sie ließ sich davon nicht beirren. Foto: Sakari Viika / Helsinkier Philharmonie

Die Dirigentin Susanna Mälkki (geb. 1969) wurde 2016 zur ersten Chefdirigentin der Helsinkier Philharmonie gewählt. Sie dirigierte das London Philharmonic Orchestra, das BBC Symphony Orchestra und das New York Philharmonic Orchestra.

Zu Beginn ihrer Karriere konzentrierte sie sich hauptsächlich auf das Cello. In einem Interview mit der „New York Times“ 2016 wies sie darauf hin, dass die Dinge erst Anfang der neunziger Jahre ganz anders wurden. Dirigieren wurde für Frauen nicht als Möglichkeit angesehen. „Ich interessierte mich stets fürs Dirigieren“, erzählte sie der „Times“. „Aber natürlich gibt es historische Gründe, warum ich anfänglich zögerte.“

Doch es fand ein Wandel statt, und in den späten 1990er Jahren wechselte Mälkki vom Cello zum Dirigieren über. Die Website von „Music Finland“nennt sie „eine Vorkämpferin für mutige zeitgenössische Komponisten/innen“. In demselben Artikel sagt sie: „Es ist wahr, dass ich vor allem für die Musik des 20. Jahrhunderts und der Gegenwart bekannt bin. Aber ich würde mich gerne als jemanden sehen, der beides (dirigieren) kann, was ich ja auch immer getan habe.“

Awak Kuier

Eine lächelnde junge Frau in einer Weste, auf der das Wort „Finnland“ steht, hält einen Basketball in ihrer nach oben gedrehten Handfläche.

Basketballstar Awak Kuier legt beim Training in der finnischen Nationalmannschaft im Sommer 2020 eine Pause zwischen den Übungen ein. Foto: Markku Ulander / Lehtikuva

Die Basketballspielerin Awak Kuier (geb. 2001) wuchs in der südfinnischen Stadt Kotka auf. In ihren späten Teenagerjahren zog ihre Familie in den Großraum Helsinki, damit sie die Mäkelänrinne-Sporthochschule besuchen konnte, wo der Stundenplan so eingeteilt ist, dass er den Spielern und Spielerinnen hilft, sowohl im akademischen als auch im sportlichen Bereich Schritt zu halten.

Kuier trat im Alter von 16 Jahren erstmals in der finnischen Nationalmannschaft an. Ihr jetziger Verein ist Virtus Eirene Ragusa, eine führende Mannschaft in der italienischen Topliga. Sie hat derzeit große Aussichten auf die WNBA-Auswahlliste in den USA zu kommen. Nach der Unterzeichnung des italienischen Vertrags im Sommer 2020 sagte Kuier gegenüber der finnischen Rundfunk- und Fernsehanstalt Yle: „Ich glaube, ich kann mich dort entwickeln und es sehr weit bringen.“ In Bezug auf Nordamerika sagte sie: „Mein persönliches Ziel ist es, in zwei Jahren für die WNBA gerüstet zu sein.“

Enni Rukajärvi

Eine Frau in sportlicher Winterkleidung hält ein Snowboard und lächelt in die Kamera.

Enni Rukajärvi möchte die Publizität, die sie als Weltmeisterin im Snowboarden erhält, dazu nutzen, um auf den Umweltschutz und andere gemeinnützige Zwecke aufmerksam zu machen. Sie ist Botschafterin der Organisation Protect Our Winters. Foto: Timo Jaakonaho / Lehtikuva

Die Finnen sind wild auf Wintersport, und die Snowboarderin Enni Rukajärvi (geb. 1990) hat den Fans denn auch viele Gründe zum Jubeln gegeben. Rukajärvi hat sich auf Slopestyle spezialisiert, bei dem der Skihang einen Parcours mit eingebauten Hindernissen wie Schanzen und Rails enthält. Bei den Winter X Games holte sie sich vier Mal Medaillen (je einmal Gold und Silber sowie zwei Bronzemedaillen). Bei den Olympischen Winterspielen 2014 gab es für sie Silber im Slopestyle und 2018 Bronze. Bei den Weltmeisterschaften gewann sie Gold im Slopestyle und Silber im Big Air, ein Event, bei dem nach dem Absprung Tricks in der Luft ausgeführt werden.

Laut Rukajärvi verwendet sie ihre Publizität, die sie als Sportlerin erhält, dazu, um auf gemeinnützige Zwecke wie den Schutz der Umwelt aufmerksam zu machen. Sie ist Botschafterin von Protect Our Winters, einer Organisation, die sich für Kampagnen und die Sensibilisierung einsetzt, um den Winter und damit den Wintersport vor dem Klimawandel zu retten.

In einem Artikel vom Dezember 2020 in „Helsingin Sanomat“, Finnlands größter Tageszeitung, drückte Rukajärvi ihre Bewunderung für die jüngere Generation in ihrem Sport aus. Sie sagte, dass die neuen Kids im Teenageralter Sprünge und Tricks machten, die sie erst mit 19 oder 20 gewagt hätte. Wir sind fest überzeugt, dass sie zumindest teilweise dafür verantwortlich gewesen sein muss, diese Jugendlichen zu inspirieren.

Helene Schjerfbeck

In einem Gemälde sind Kopf und Blick einer Frau dem Betrachter zugewandt.

Helene Schjerfbeck ist berühmt für ihre Selbstporträts, darunter dieses aus dem Jahr 1912, das Ende 2019 /Anfang 2020 in einer besucherrekordbrechenden Ausstellung im Kunstmuseum Ateneum in Helsinki gezeigt wurde. Foto: Hannu Aaltonen / Kunstmuseum Ateneum / Finnische Nationalgalerie

Die Künstlerin Helene Schjerfbeck (1862–1946) wurde zeitweise von ihren männlichen Zeitgenossen überschattet. Das hätte nicht sein sollen, und in den letzten Jahren hat ein neues Publikum den Reiz ihrer Werke entdeckt.

Anna-Maria von Bonsdorff kuratierte im Kunstmuseum Ateneum in Helsinki eine Vorkorona-Ausstellung von Schjerfbecks Gemälden. Sie erzielte die höchste Besucherzahl aller jemals veranstalteten Ausstellungen pro Tagesdurchschnitt in der Geschichte des Museums. „Sie wirkt irgendwie zeitgemäß“, erläuterte von Bonsdorff gegenüber ThisisFINLAND. „Ihre Verwendung gängiger Stoffe spricht ein jüngeres Publikum an.“ Von Bonsdorff zufolge gilt Schjerfbeck als Finnlands Malerin bzw. Maler Nummer eins.

Minna Canth

Die Statue einer Frau, die ein offenes Buch hält, steht in einem Park, in dem ein Mann im Hintergrund vorbeiradelt.

Viele halten die finnische Schriftstellerin Minna Canth (1844–97) für die erste Feministin. Mit dieser Statue wird sie in der mittelfinnischen Stadt Jyväskylä gewürdigt. Foto: Tommi Anttonen / Comida Communications / Lehtikuva

Minna Canth (1844–97), die weithin als erste bedeutende Schriftstellerin Finnlands gilt, schrieb Kurzgeschichten, Novellen, Theaterstücke und Artikel. Sie wurde dafür bewundert, dass sie Frauen realistisch darstellte und die patriarchalischen Normen in Frage stellte, die die Möglichkeiten der Frauen einschränkten. Canth setzte sich für Frauenrechte, Feminismus und soziale Belange ein.

„Sie war gewissermaßen Finnlands erste Feministin“, sagt Minna Rytisalo, Lehrerin und Autorin eines biografischen Romans über Canth. „Sie glaubte, dass Mädchen das Recht auf Bildung hätten … um sich Wissen über so Dinge wie Wissenschaft, Natur und Wirtschaft anzueignen.“

Auch wenn Finnland seit Canths Zeiten, was die Verwirklichung der Gleichstellung der Geschlechter anbelangt, große Fortschritte gemacht hat, bleibt sie dennoch relevant. „Rechte sind nie in Stein gemeißelt“, sagt Rytisalo. „Die Verankerung eines Rechts ist keine ewige Garantie.“

Canths Erbe hat Generationen feministischer Schriften in Finnland inspiriert. Rytisalo sagt, dass wir alle von Canths Einstellung lernen können: „Sie glaubte daran, die eigenen Interessen und Ziele zu verfolgen und im Herzen zu wissen, dass es richtig sei, selbst wenn die Welt behaupten würde, dass dem nicht so sei.“

Maryan Adbulkarim

Zwei Frauen stehen jeweils auf einer Seite neben einem Buch, das sich auf einem Tisch ganz nahe bei der Kamera befindet.

Die Koautorinnen Maryan Abdulkarim (links) und Eveliina Talvitie 2018 bei der Veröffentlichung ihres Buches „Noin 10 myyttiä feminismistä“ (Rund zehn Mythen über den Feminismus). Foto: Vesa Moilanen / Lehtikuva

Maryan Abdulkarim wurde 1982 geboren und ist eine preisgekrönte Schriftstellerin, Journalistin und Feministin, die in der mittelwestfinnischen Stadt Tampere aufgewachsen ist. 2019 erhielt sie den Minna Canth-Preis, der von Finnlands Messe-Stiftung an eine Person verliehen wurde, die „unsere Gesellschaft aufrüttelt“.

Die Jury nannte sie „mutig in Wort und Schrift in Bezug auf die Gesellschaft“ und sagte, sie „setzt sich unermüdlich für Frauen und Minderheiten ein und beleuchtet die Ungleichheit“. 2021 erhielt sie die Helsinki-Medaille für ihr Wirken, das der Hauptstadt geholfen habe, sich der Veränderungen bewusst zu werden, die eine diversifizierende Stadt erfordere. (Abdulkarim hat auch für ThisisFINLAND geschrieben.)

Miina Sillanpää

Eine Frau steckt ein Stück Papier durch einen Schlitz in eine Kiste, während andere Leute zuschauen.

Parlamentsabgeordnete Miina Sillanpää, die auch Finnlands erste Ministerin war, gibt ihre Stimme in einem Wahllokal bei den Parlamentswahlen 1948 ab, in dem Jahr also, in dem sie selbst aus dem Parlament ausschied. Foto: Osvald Hedenström / Hede-Foto / Lehtikuva

Miina Sillanpää (1866–1952) wurde in Armut geboren, wurde aber trotz ihrer Kindheit Parlamentsabgeordnete und die erste finnische Kabinettsministerin. Sie verbrachte einen Großteil ihres Lebens mit Bürgeraktivismus sowie sozial engagiert und half der Sache der Frauen, der älteren Menschen und Benachteiligten, motiviert durch ihre Wertvorstellung von Gerechtigkeit und Gleichheit.

Sie engagierte sich Anfang des 20. Jahrhunderts für das Frauenwahlrecht, und nachdem Frauen in Finnland 1906 das aktive und passive Wahlrecht erlangt hatten, gehörte sie 1907 zu den ersten 19 Frauen, die ins Parlament einzogen. 38 Jahre lang war sie dann Abgeordnete, von 1926 bis 1927 sogar Ministerin für soziale Angelegenheiten.

1898 half sie bei der Gründung der Hausangestellten-Vereinigung, in der sie 1901 die Leitung übernahm. In den 1930er Jahren beteiligte sie sich an der Gründung einer Organisation für Unterkünfte für alleinstehende Frauen und ihre Kinder und überwand damit den langjährigen kulturellen Widerstand gegen diese Idee.

Meeri Koutaniemi

Eine Frau gestikuliert vor eine Museumswand, auf der große gerahmte Fotos zu sehen sind.

2015 nahm Meeri Koutaniemi an der Ausstellung „To the Third Generation“ teil, die zum Festival für politische Fotografie im Finnischen Museum für Fotografie gehört. Foto Martti Kainulainen / Lehtikuva

Die Fotografin und Journalistin Meeri Koutaniemi (geb. 1987) bereiste Dutzende von Ländern, um „packende Geschichten über Kampf und Unverwüstlichkeit“ zu dokumentieren, wie sie auf ihrer Website erklärt. Sie wurde zweimal in Finnland zur Pressefotografin des Jahres gekürt und erhielt im In- und Ausland zahlreiche weitere Auszeichnungen. Ihre Arbeit konzentriert sich auf die „humanitäre Seite von Konflikten, Vertreibung und Diskriminierung“, sagt sie.

Zu Koutaniemis Themen gehörten syrische Flüchtlinge, die über die Grenze geflohen sind, Rohingya-Flüchtlinge aus Myanmar, tschetschenische Flüchtlinge in Finnland, der einzigartige Kleidungsstil der Herero im südlichen Afrika, HIV-positive Transsexuelle in Mexiko, das Schicksal von Mädchen in einer ländlichen kenianischen Kultur, die weibliche Genitalverstümmelung praktiziert, und Ugandas Fortschritte bei der Beendigung dieser Praxis.

Kaija Saariaho

Eine Frau schaut mit einem leichten Lächeln an der Kamera vorbei.

Kaija Saariaho ist Finnlands berühmteste moderne Komponistin der klassischen Musik. 2019 wurde sie vom „BBC Music Magazine“ als die größte lebende Komponistin der Welt bezeichnet. Foto: Jussi Nukari / Lehtikuva

Die Komponistin der klassischen Musik, Kaija Saariaho (1952–2023), hat im Auftrag zahlreicher Ensembles Werke geschaffen, darunter für das Kronos Quartet, das New York Philharmonic Orchestra und die Finnische Nationaloper. Ihre Komposition „L’amour de loin“ gewann 2011 einen Grammy für die beste Opernaufnahme. Sie erhielt außerdem den Sibelius-Preis der Wihuri-Stiftung, den Polar Music Prize, den Musikpreis des Nordischen Rates, den Prix Ars Electronica und den Frontiers of Knowledge Award der BBVA-Stiftung sowie zahlreiche andere Auszeichnungen.

Wie beschreibt man Saariahos Musik? Sie hat Computeranalyse zur Schaffung musikalischer Strukturen eingesetzt, elektronische Musik in ihre Stücke aufgenommen und die visuelle Welt mit der musikalischen Welt verschmolzen. Alex Ross schrieb 2006 im „New Yorker“ über ihre Oper „Adriana Mater“: „Instrumente schreien geradezu in hohen oder niedrigen Grenzbereichen, Tonhöhen sind bogenförmig oder werden auseinandergebrochen, Geigen werden mit einer solchen Intensität gestrichen, dass sie stöhnen … Es ist die Art von Klang, der den Ohren einen Schlag versetzt und das Gehirn bis an die Grenzen bringt, wobei auf allen Frequenzen Informationen einströmen.“

Im folgenden Satz fügte er jedoch hinzu, dass „ihre Stücke oft Erscheinungen von seltener, reiner Schönheit hervorbringen“.

Vom ThisisFINLAND-Mitarbeiterstab, März 2021