Filmen im fotogenen Finnland

In Finnland finden sich unterschiedlichste Landschaften, von Städten über das Schärengebiet bis hin zu Wildnis und Seen. Es bieten sich hier atemberaubende Kulissen für Filme, Dokumentarfilme und Fernsehserien, egal was für ein Setting benötigt wird. In aktuellen Filmen ersetzten finnische Städte sogar Paris und Seattle.

Die finnischen Landschaften bieten im Winter viele verschneite Wälder, und im Sommer lockt die Mitternachtssonne an die 188.000 Seen. Da etwa 70 % Finnlands mit Wald bedeckt sind, gibt es reichlich wilde Natur.

Erstaunlich oft können selbst die entlegensten Orte in Finnland mit schweren Fahrzeugen erreicht werden, da bereits Straßen für die Forstwirtschaft vorhanden sind.

Internet und Telefonnetz funktionieren nahezu überall, und die Cybersicherheit ist ebenfalls gewährleistet. Das Land ist sehr sicher, und selbst im Winter ist auf die Infrastruktur Verlass. Kein Wunder, dass in den letzten Jahren viele Filme und Fernsehserien in Finnland gedreht wurden.

In einigen Filmen ersetzten finnische Städte sogar andere Städte. In den letzten Monaten des Jahres 2020 wurde der US-amerikanische Film „Dual“, der in Seattle spielt, in der facettenreichen Stadt Tampere gedreht. In dem Film „Tove“, der 2020 Premiere feierte und von der entscheidenden Phase im Leben der finnischen Autorin Tove Jansson erzählt, stand Turku mit seinen prächtigen Gebäuden aus dem 19. Jahrhundert für das Paris der frühen 1950er Jahre. In früheren Filmen sprang Turku auch für Stockholm und Venedig ein.

Eine Frau malt auf dem Boden eines großen Raums mit Bücherregalen im Hintergrund auf einer Leinwand.

Szene aus dem Film „Tove“: Die Schriftstellerin und Künstlerin Tove Jansson malt in ihrer Wohnung in Helsinki. Foto: Tommi Hynynen

„Ailos Reise“ in Finnisch-Lappland

Manchmal spielt die finnische Landschaft eine Hauptrolle in einem Film oder einer Fernsehserie. Der französische Film „Ailos Reise“ (2018) ist ein Film über ein neugeborenes Rentier, das im ersten Jahr seines Lebens in den atemberaubenden Landstrichen Finnisch-Lapplands viele Herausforderungen meistert.

„Keine Frage, die Natur und die finnische Landschaft waren ein maßgeblicher Grund für die Entscheidung, Finnland als Drehort für Ailo zu wählen. Außerdem entschied ich mich für Rovaniemi, weil ich wollte, dass ‚Ailos Reise‘ eine Weihnachtsgeschichte ist“, sagt Regisseur Guillaume Maidatchevsky.

Ganz wichtig war es für ihn, Marko Röhr, den Produzenten von MRP Matila Röhr Productions, kennen zu lernen.

„Marko Röhr ist ein großartiger Produzent von Spiel- und Dokumentarfilmen und darüber hinaus ein Naturliebhaber“, sagt Maidatchevsky. „Er und sein Kameramann Teemu Liakka kennen viele unberührte Orte und haben Kontakt zu den dort ansässigen Samen (den Ureinwohnern Nordeuropas). Daher war es großartig, Marko und Teemu bei uns zu haben. Das Filmen von wild lebenden Tieren, unter Verwendung von dokumentarischem Material in einem fiktionalen Stil, ist nicht einfach. Marko verstand zudem genau, wie ich bei ‚Ailos Reise‘ Regie führen wollte. Anpassbarkeit war ein Schlüsselwort für mich und Marko verstand das wirklich gut.“

Luftaufnahme einiger Holzhütten in einer verschneiten Waldlandschaft.

In dem japanischen Film „Snow Flower“ (2019) geht für eine sterbende junge Frau ein Traum in Erfüllung: eine Reise nach Helsinki und ins finnische Lappland. Die arktische Natur ist ein wesentlicher Teil des Films.Foto: Jari Romppainen /Film Lapland,

Positives Feedback für finnische Profis

Finnen, die in der Film- und Fernsehbranche beschäftigt sind, bekommen überwiegend positives Feedback nachdem sie für internationale Produktionen gearbeitet haben.

„In allen Produktionsphasen gelten finnische Filmschaffende oft als sehr vertrauenswürdig, erstaunlich kostengünstig und gut darin, den Zeitplan einzuhalten“, sagt Produktmanagerin Merja Salonen von Business Finland. Sie ist zuständig für die Produktionsförderung in der audiovisuellen Industrie. „Finnen neigen dazu, direkt auf den Punkt zu kommen. Sie wissen auch, wie man unter winterlichen Bedingungen arbeitet.“

Ein Film oder eine TV-Serie muss nicht in Finnland gedreht werden, um diese kostengünstigen und pünktlichen finnischen Profis zu beschäftigen. Sie können auch ausschließlich für die Postproduktion beschäftigt werden, einschließlich Schnitt, Tontechnik, Farbkorrektur und mehr.

Ein Mann steht neben einem Lastwagen, von dem Filmausrüstung auf den verschneiten Boden heruntergeladen wird.

Die Fernsehserie „Arctic Circle – Der unsichtbare Tod“ wird auf dem Kaunispää- Fjäll gedreht, einem Berg, der zur Saariselkä-Fjällkette in Inari gehört.Foto: Tarmo Lehtisalo / Lehtikuva

„Deadwind“ schlägt international Wellen

„Deadwind“, oder „Karppi“ auf Finnisch, ist eine Krimiserie mit Pihla Viitala in der Rolle der Kriminalbeamtin Karppi, und Lauri Tilkanen als ihr neuer Partner Sakari Nurmi. Sofia Karppi ist eine starke, unabhängige junge Witwe, eine fürsorgliche Mutter und eine fähige Polizistin, die von ihren Kollegen geschätzt wird, aber sie ist auch zurückhaltend und streitlustig. „Deadwind“ spielt überwiegend in Helsinki, Regie führte Rike Jokela. 2018 wurde die erste Staffel ausgestrahlt, die dritte Staffel wurde letzten Herbst gedreht.

„Deadwind“ und die Krimiserie „Bordertown“, die in der südostfinnischen Stadt Lappeenranta spielt, waren die ersten finnischen TV-Serien, die international von Netflix ausgestrahlt wurden. Sie öffneten für andere finnische Produktionen die Türen zu diversen internationalen Streaming-Plattformen.

„Die Firma, die für unseren internationalen Vertrieb zuständig ist, hat Netflix auf uns aufmerksam gemacht, als wir gerade einmal das Drehbuch und einige Videoclips fertig hatten“, sagt Deadwind-Produzentin Pauliina Ståhlberg von Dionysos Films. „‘Deadwind‘ ist ein gutes Beispiel für die Krimigattung Nordic Noir, die international schon seit längerem sehr populär ist. Nach dem Erfolg der ersten Staffel von ‚Deadwind‘ war es einfacher, die nächsten Staffeln international zu vermarkten. Die Serie ist weltweit erfolgreich, unter anderem in Frankreich, Großbritannien, Japan, Südkorea und Brasilien. Das Drehbuch ist sehr gut, was auch das Interesse an Remakes in anderen Sprachen weckt.“

Die Serie spielt in Helsinki, aber sie kommt nicht wie eine Reisewerbung daher.

„Das Helsinki von ‚Deadwind‘ ist ziemlich rau und melancholisch: ruhig, grau, kalt und nass“, sagt Ståhlberg. „Die Szenen spielen oft am Rande der Stadt, nicht im Zentrum. Aber es ist eindeutig Finnland und Helsinki.“

Von Päivi Brink, ThisisFINLAND Magazine