Neben dunklem finnischem Roggenbrot ist die blau verpackte Schokolade von Fazer das Lebensmittel, das bei den im Ausland lebenden Finnen regelmäßig Heimwehanfälle auslöst.
Aber das ehrwürdige, 1891 gegründete Unternehmen ist bei weitem nicht der einzige finnische Akteur im Schokoladengeschäft. Wir besuchen einige kleine Hersteller, die weit weniger als 130 Jahre auf dem Buckel haben.
Um köstliche, handwerklich hergestellte finnische Schokokreationen zu finden, nehmen wir die Fähre zu den malerischen Åland-Inseln vor der südwestlichen Küste. Außerdem reisen wir mit dem Zug in den hohen Norden ins landschaftlich reizvolle finnische Lappland.
Ålands Schokoladenkönigin
Wie alle süßen Dinge begann auch diese Geschichte mit Liebe. Einen Großteil ihrer Schokoladentradition verdanken die finnischen Åland-Inseln Mercedes Winquist, einer Venezolanerin, die auf die Åland-Inseln zog, um bei ihrem Ehemann zu sein. Durch ein Buch über Kakao, das er ihr schenkte, fand sie ihre Berufung.
„Ich bin mit leckerer Schokolade aufgewachsen“, sagt sie. „Aber außer, dass mein Heimatland international bekannte Schokolade herstellt, wusste ich anfangs kaum etwas über sie.“ Mit Mercedes Chocolaterie baute sie ein florierendes Unternehmen auf, das sie nach vielen erfolgreichen Jahren verkaufte. Aber auch heute frönt Winquist noch immer ihrer Leidenschaft für die Herstellung von Schokolade, jetzt unter dem Namen Mercedes Studio (Website auf Schwedisch).
„Als ich merkte, dass den Menschen meine Schokolade schmeckt, gab es für mich kein Halten mehr“, sagt sie. Sie wird auch liebevoll als Ålands Schokoladenkönigin bezeichnet.
Neue Herausforderungen
In ihrer Manufaktur Mercedes Studio konzentriert Winquist sich auf vegane und glutenfreie Produkte.
„Ich brauchte eine Herausforderung, etwas Neues“, erzählt sie. „Meine Produktion findet jetzt in kleinerem Rahmen statt. Mercedes Studio ist bei mir zu Hause, wo ich alles herstelle.“
Sie verwendet so viele biologische Zutaten wie möglich. Viele der in ihrer Schokolade verarbeiteten Beeren, stammen aus ihrem eigenen Garten. „Vor allem muss die Schokolade gut schmecken“, sagt sie.
Leidenschaft für neue Rezepte
Nach ihrer Ausbildung zur Konditorin an der Konditorschule Le Cordon Bleu in London kehrte die Åländerin Channa Öhman in ihre Heimat zurück. Dort hörte sie, dass die Mercedes Chocolaterie (Website auf Schwedisch) jemanden für die Leitung der Fabrik suchte. „Ich habe sofort die Gelegenheit ergriffen, als Chocolatier zu arbeiten“, sagt sie. „Ich wollte schon immer meine eigene Schokoladenmanufaktur haben.“
Öhman macht von Anfang bis Ende alles von Hand: das Mischen der Kakaomasse, das Füllen der Formen und das Dekorieren des Endprodukts. Handwerklich gefertigte Schokolade „verlangt viel Leidenschaft, es macht aber auch eine Menge Spaß“, sagt sie.
Die Geschichte geht weiter
Sie freut sich, dass sie die Erfolgsgeschichte der Mercedes Chocolaterie fortsetzen und gleichzeitig ihre eigenen Rezepte einführen kann, die oft saisonale, lokal bezogene Zutaten wie Honig, Butter, Sahne und Sanddorn enthalten. „Meine absolute Lieblingskombination ist Meersalz und jede Art von Schokolade“, sagt Öhman. „Ich liebe einfach diese salzig-süße Kombination.“
Öhman bietet auch weniger konventionelle Köstlichkeiten an, wie z. B. eine Praline mit Himbeer- und Yuzu-Geschmack (eine Zitrusfrucht) – ein kantiger Geschmack, der Lust auf mehr macht. Ein anderes Rezept beinhaltet Roggenknäckebrot, das mit Schokolade und Samen überzogen ist.
Das kleine Café und die Manufaktur der Mercedes Chocolaterie liegen auf dem Lande, etwa 20 Autominuten von Mariehamn, der Hauptstadt der Åland-Inseln, entfernt.
Künstlerische Arktis-Schokolade
Wie viele kreative Menschen, nutzte auch Jouko Rajanen die freien Stunden außerhalb seiner Arbeit zur Verwirklichung seiner Träume.
„Ich baute in meiner Garage eine kleine Schokoladenfabrik, in der ich bis spät in die Nacht kleine Mengen herstellte“, erzählt Rajanen. „Ich war damals als Chefkoch im Santa Claus Hotel in Rovaniemi beschäftigt und nach der Arbeit hatte ich Zeit zum Ausprobieren.“
Nachdem er fünf Jahre lang seine Fertigkeiten als Chocolatier verfeinert hatte, eröffnete Rajanen mit Choco Deli eine der nördlichsten Schokoladenmanufakturen der Welt (Website auf Finnisch). Choco Deli liegt in einer Fußgängerzone in der knapp unterhalb des Polarkreises in Finnisch-Lappland gelegenen Stadt Rovaniemi. Das Geschäft lockt sowohl Einheimische als auch Touristen an.
Mit Farbe und Geschmack
Rajanens Manufaktur ist auf handwerklich hergestellte Schokolade und Kuchen spezialisiert. Besonders beliebt sind mit einheimischen Beeren veredelte Produkte, denn viele Kunden wollen regionale Zutaten probieren.
Die Kreationen von Choco Deli sind sowohl geschmacklich, als auch optisch beeindruckend. Rajanen liebt Farben und hat bei renommierten Schokoladenherstellern wie Valrhona und Michel Cluizel gelernt.
„Wenn man weiß, wie man Farben und Geschmäcker kombiniert, und wenn man die Technik beherrscht, sind einem keine Grenzen gesetzt“, sagt Rajanen. „Jeder kann kochen, aber nicht jeder kann Schokolade herstellen. Nur wenn jeder Schritt stimmt, kann man ein perfektes Ergebnis erzielen.“
Bean-to-bar-Schokolade in Südfinnland
Die in der südlichen Stadt Porvoo gelegene Pieni Suklaatehdas (Kleine Schokoladenfabrik, Website auf Englisch) gehört zur wachsenden Bean-to-Bar-Schokoladenbewegung. Bean-to-Bar-Chocolatiers fertigen ihre Produkte direkt aus Kakaobohnen, anstatt Schokolade oder Kakaomasse von anderen Herstellern zu beziehen.
Da sie die Kontrolle über den gesamten Prozess haben, von der Beschaffung über die Verarbeitung bis hin zur Geschmacksabstimmung und Dekoration, können sie ein ethisch einwandfreies, nachhaltiges Produkt anbieten.
Eigenschaften der Kakaobohne
„Wir verwenden biologisch angebaute Kakaobohnen aus direktem Handel“, sagt Chocolatier Peter Westerlund, Inhaber der Little Chocolate Factory. „Ich kenne die Bauern und kaufe direkt von ihnen.“
Die Kundschaft der 2005 gegründeten Fabrik schätzt hohe Qualität und saisonale Produkte.
„Ich persönlich mag dunkle Schokolade“, sagt Westerlund, „weil man dort die Eigenschaften der Kakaobohne am besten schmecken kann.“
Von Carina Chela, Februar 2022