Das größte und schönste Stadion Finnlands wurde 1938 nach den Plänen der Architekten Yrjö Lindegren und Toivo Jäntti fertiggestellt und sollte Austragungsort der für 1940 geplanten Olympischen Spiele sein. Der Zweite Weltkrieg führte dazu, dass das Land bis 1952 warten musste, ehe es die Olympiade tatsächlich abhalten konnte.
Nachdem der umfassende Umbau im August 2020 der Öffentlichkeit vorgestellt worden war, hatte die globale Pandemie zur Folge, dass nur 1.400 Tickets für das allererste Spiel des wiedereröffneten Veranstaltungsortes verkauft werden durften. Die Mannschaften der Hauptstadtregion, HJK und PK-35, standen sich am 19. August in der Nationalliga, der Top-Frauenfußballserie des Landes, gegenüber. Am 3. September trat Finnland dann gegen Wales im Olympiastadion ohne Zuschauer in einem Länderspiel der Männer an.
„Die für 2020 geplanten Veranstaltungen werden nur verschoben und nicht abgesagt“, sagt jedoch Essi Puistonen, eine Veranstaltungsplanerin des Olympiastadions. „Und wir können die Einrichtungen weiterhin für kleinere Events nutzen. So erkor die Helsinki Design Week 2020 das Stadion als Hauptausstellungsort.“ Das stattliche historische Wahrzeichen von Helsinki mit seinem 72 Meter hohen Aussichtsturm steht also nach fast einem halben Jahrzehnt, in dem es von Gerüsten umhüllt und von Baggern umstellt war, wieder bereit, große Sport- und Unterhaltungsevents abzuhalten.
Finnland ist überaus stolz auf sein architektonisches Erbe. Die Renovierungsarbeiten wurden denn auch nach den Regeln und Vorschriften des Finnischen Denkmalschutzamts zur Bewahrung des wesentlichen Charakters von Gebäuden mit besonderer historischer Bedeutung durchgeführt. Aber besonders im Hinblick auf Sicherheits- und Technologiestandards war das Stadion erheblich verbesserungsbedürftig, und dies wurde erreicht, ohne seinen einzigartigen Charakter zu beeinträchtigen. Der Stadionkomplex beherbergt zudem das im Oktober 2020 wieder eröffnete finnische Sportmuseum und ein Bistro-Restaurant.
Von Tim Bird, September 2020
Das Stadion von innen und außen gesehen
Die elegante Fassade des Helsinkier Olympiastadions, das zwei Kilometer vom Stadtzentrum entfernt liegt, wurde trotz des kompletten Umbaus, darunter auch Verbesserungen zur Sicherheit der Zuschauer und des Zugangs zu großen Sportveranstaltungen und Konzerten, dennoch konserviert. Foto: Tim Bird
Das alte Dach über den Haupttribünen ist erhalten geblieben, während ein neues Holzdach fast alle anderen Sitzplätze des Stadions überdeckt. Der Entwurf stammte von einem Konsortium zweier finnischer Architekturbüros, K2S und NRT, die mit White Arkitekten aus Schweden und Wessel de Jong aus den Niederlanden zusammengearbeitet haben. Foto: Tim Bird
Die Statue des „Fliegenden Finnen“ Paavo Nurmi (1897–1973) dominiert immer noch den Zugang zum Stadion. Nurmi gewann neun Gold- sowie drei Silbermedaillen und stellte mehrere Weltrekorde im Mittel- und Langstreckenlauf auf. Er entzündete 1952 im Stadion die olympische Flamme. Foto: Tim Bird
Zu den Verbesserungen der Zufahrt zum Stadion und seiner Umgebung gehören neue Radwege, die Teil der Strategie von Helsinki sind, die funktionsfähigste Stadt der Welt zu werden. Foto: Tim Bird
Ein 72 Meter hoher Turm krönt die südwestliche Ecke des Stadions. Besucher des Turms können Tickets auf der Webseite des Stadions bestellen. Foto: Tim Bird
Der Stadionturm bietet einen der besten, wenn nicht sogar den besten Panoramablick auf die finnische Hauptstadt. Weitere von der Aussichtsplattform aus sichtbare Wahrzeichen der Stadt sind die orthodoxe Uspenski-Kathedrale (links) und die lutherische Kathedrale (rechts). Foto: Tim Bird
Anita Abu (in Rot) vom PK-35 rückt am 19. August 2020 in einem Spiel der Nationalliga, dem ersten Spiel im neu renovierten Olympiastadion, gegen HJK vor. (HJK gewann 2-0.) Foto: Vesa Moilanen/Lehtikuva
Relikte aus Stadien in Rom und Athen verweisen auf die alte Tradition der Olympischen Spiele. Foto: Tim Bird
Der funktionalistische Stil wurde in jedem Detail des Stadions liebevoll konserviert, selbst beim Siegerpodest. Foto: Tim Bird
Gestochen scharfe dunkle Schatten auf hellweißem Hintergrund vermitteln die Eleganz des funktionalistischen Leitmotivs. Foto: Tim Bird
Elektronische Ticketleser beschleunigen den Einlass zum Stadion und verkürzen die Warteschlangen. Zum Umbau gehörten auch die Modernisierung der Imbissbuden und Servicestände sowie die Erhöhung der Toilettenzahl von 248 auf 600. Foto: Tim Bird
Die Aufwärmanlagen und Indoor-Trainingsanlagen sowohl für Wettkämpfer als auch für Sportvereine wurden verbessert, und die Innenräume erstrahlen wieder in ihrem ursprünglichen Glanz. Foto: Tim Bird
„Fast da“, heißt es auf dem Schild: Ein unterirdisch verlaufender Tunnel rekonstruiert die Outdoor-Tracks des Stadions. Sie sind Teil einer 20.000 Quadratmeter großen unterirdischen Erweiterung der Einrichtungen der Sportstätte. Foto: Tim Bird
Glen Kamara (6) schützt den Ball vor Joe Morrell (18) aus Wales in einem Spiel der Nationenliga, das am 3. September 2020 im Olympiastadion ohne Zuschauer ausgetragen wurde. (Wales gewann, 1-0.) Foto: Markku Ulander/Lehtikuva
Hochmoderne Indoor-Sportanlagen eröffnen Amateuren und Profis neue Trainingsmöglichkeiten. Foto: Tim Bird
Die Konturen der Haupttribüne wurden gemäß den Bestimmungen des Finnischen Denkmalschutzamts beibehalten. Foto: Tim Bird
Strahlend weiße Streben und Treppenaufgänge prägen den einzigartigen historischen Charakter des Stadions. Foto: Tim Bird
Vom Funktionalismus der 1930er Jahre bis zur Moderne des 21. Jahrhunderts: Der Blick vom Turm zeigt auch die extraordinäre neue Helsinkier Zentralbibliothek Oodi. Foto: Tim Bird
Der Turm des Olympiastadions trägt die olympischen Ringe in Erinnerung an die Olympischen Spiele in Helsinki 1952. Foto: Tim Bird