Türkische Plattform zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen erhält internationalen Preis in Finnland

Finnland hat den Internationalen Gleichstellungspreis, die weltweit erste namhafte Auszeichnung ihrer Art, an die Organisation „We Will Stop Femicide“ verliehen, eine Organisation, die bahnbrechende Arbeit zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen in der Türkei leistet.

Der International Gender Equality Prize (Internationale Preis zur Gleichstellung der Geschlechter) wurde im November 2021 zum dritten Mal vergeben. Der dieses Jahr mit insgesamt 300.000 Euro dotierte Preis geht an eine Organisation bzw. ein Projekt, „durch die bzw. das die Gleichstellung der Geschlechter gefördert und die Diskussion über Gleichstellung weltweit angeregt werden soll“. Diesmal überreichte die finnische Ministerpräsidentin Sanna Marin den alle zwei Jahre vergebenen Preis an Gülsüm Önal, die Gründerin, Präsidentin und Generalvertreterin der Plattform „We Will Stop Femicide“, und Fidan Ataselim, Gründerin und Generalsekretärin der Organisation.

„Die weltweite Förderung der Gleichstellung der Geschlechter erfordert wirksame Maßnahmen und entschlossene Arbeit. Der International Gender Equality Prize würdigt diese Arbeit, macht auf sie aufmerksam und trägt zudem zur Förderung der Gleichstellung der Geschlechter auf der ganzen Welt bei“, erklärte Marin.

Vorreiter für die Gleichstellung

Eine Frau vor dunklem Hintergrund.

Gülsüm Önal ist Gründerin, Präsidentin und Generalvertreterin der Plattform „We Will Stop Femicide“, einer türkischen Organisation, die Gewalt gegen Frauen bekämpft.
Foto: Vesa Moilanen / Lehtikuva

Die Gleichstellung der Geschlechter spielt in Finnland seit mehr als einem Jahrhundert eine wichtige Rolle. Denn schon 1906 war Finnland das erste Land der Welt, das den Frauen volle politische Rechte einräumte, indem es ein Gesetz verabschiedete, das allen Frauen erlaubte, sowohl zu wählen als auch für Wahlen zu kandidieren. Aber sogar bereits davor, 1882, wurde Frauen das Recht auf einen Universitätsabschluss gewährt, was die führende Rolle des Landes in Sachen Geschlechtergleichstellung und Bildungswesen unterstreicht. Studien belegen, dass Bildung seit jeher das wichtigste Mittel zur Schaffung gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Gleichberechtigung ist.

Heroen schließen den Gender-Gap

Frau vor duklem Hintergrund.

Fidan Ataselim ist die Gründerin und Generalsekretärin der Plattform „We Will Stop Femicide“. Die Organisation wurde mit dem dritten International Gender Equality Prize ausgezeichnet, „um die Gleichstellung der Geschlechter und die Diskussion über Gleichstellung auf globaler Ebene zu fördern“.
Foto: Vesa Moilanen / Lehtikuva

Der International Gender Equality Prize zeichnet Organisationen für ihre außergewöhnlichen Bemühungen, Innovationen und hervorragenden Leistungen bei der Beseitigung geschlechtsspezifischer Ungleichheiten aus.

Die Plattform „We Will Stop Femicide“ engagiert sich seit 2010 dafür, dem Femizid Einhalt zu gebieten und den Schutz von Frauen vor Gewalt zu gewährleisten. Die Plattform bietet schutzbedürftigen Frauen Rechtsbeistand, unterstützt die Familien ermordeter Frauen und setzt sich für Gesetzesänderungen zum Schutz von Frauen ein.

„Wir haben getan, was getan werden musste und was jeder tun sollte. Die Tatsache, dass der Kampf in unserem Land von der internationalen Gemeinschaft wahrgenommen wurde, verleiht uns große Kraft und freut uns. Dass die Auszeichnung aus einem Land wie Finnland kommt, das sich für die Rechte der Frauen einsetzt, macht uns ebenfalls stolz“, sagten Önal und Ataselim.

2017 wurde der International Gender Equality Prize der finnischen Regierung an die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel verliehen, die das Preisgeld an eine nigerianische Organisation weiterleitete, die sich gegen häusliche Gewalt einsetzt. Die Organisation verwendete die Mittel zum Bau eines Frauenhauses.

2019 ging der Preis an die Frauenrechtsorganisation „Equality Now“, eine internationale Non-Profit-Organisation, die Gewalt und Diskriminierung gegen Frauen dokumentiert und internationale Aktionen in Gang bringt, die die Bemühungen zur Beendigung dieser Missbräuche unterstützen sollen.

In der offenen Nominierungsphase wurden über 400 Vorschläge aus aller Welt für den Preis eingereicht. Die finnische Regierung traf ihre Entscheidung auf der Grundlage des Vorschlags einer unabhängigen internationalen Jury.

Zur Jury gehörten  Parlamentsabgeordnete Eva Biaudet (Vorsitzende), eine bekannte Menschenrechtsaktivistin und frühere Ministerin für Gesundheit und Soziales (Finnland), Bella Forsgrén, Parlamentsmitglied (Finnland), Dean Peacock, Direktor der Initiative „Women’s International League for Peace and Freedom“ zur Bekämpfung martialischer Männlichkeit (Südafrika), Matti Vanhanen, ehemaliger Ministerpräsident und Parlamentspräsident (Finnland), sowie Botschafterin Melanne Verveer, Geschäftsführerin des Georgetown Institute for Women, Peace and Security der Georgetown University (USA).

Von Carina Chela, November 2021