Finnische Auszeichnung für Merkel, Preisgeld für nigrische Organisation

Finnland vergibt zum ersten Mal den International Gender Equality Prize, den weltweit ersten hochkarätigen Preis seiner Art, an eine Person, die die Gleichstellung der Geschlechter vorangebracht hat und nun das nicht unbeträchtliche Preisgeld einem guten Zweck nach ihrer Wahl zukommen lässt.

Der finnische Preis würdigt mit seiner ersten Preisträgerin, der seit 2005 amtierenden deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel, „eine herausragende Verfechterin und Architektin der Gleichstellung“, so die Formulierung der Initiatoren.

Die Gewinnerin wurde im Dezember 2017 bekannt gegeben, als Finnland gerade sein 100-jähriges Bestehen als unabhängige Nation feierte. Die Preisverleihung des International Gender Equality Prize fand einige Monate später, am 6. März 2018, kurz vor dem Internationalen Frauentag (8. März) in der mittelsüdfinnischen Stadt Tampere statt.

In diesem Jahr betrug das Preisgeld 150.000 Euro. Merkel beschloss, die Summe an die Nichtregierungsorganisation in Niger „SOS Femmes et Enfants de Violence Familiale“, kurz SOS FEVVF, zu spenden, die sich für Frauen und Kinder als Opfer häuslicher Gewalt in Niger einsetzt. Durch seine Vorgehensweise, nämlich dass Preisträger das Geld einem guten Zweck zuführen, erhält der Preis eine nachhaltige Breitenwirkung.

Weil Merkel wegen ihrer Arbeitsverpflichtungen nicht an der Zeremonie und dem Empfang in Tampere teilnehmen konnte, wandte sie sich per Video an die versammelten Gäste. Sie nannte SOS FEVVF einen „Hoffnungsträger für von Gewalt betroffene Frauen und Mädchen“.

Verteidigung von Frauenrechten und Freiheit

„Die Mühe lohnt sich – wo auch immer wir uns auf der Welt befinden–, sich für die Förderung einer Kultur der Geschlechtergleichheit einzusetzen“, sagte die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel, nachdem sie mit dem ersten International Gender Equality Prize ausgezeichnet worden war. Das Preisgeld geht an einen vom Gewinner ausgewählten guten Zweck.Foto: Tobias Schwarz/AFP/Lehtikuva

SOS FEVVF wurde 1998 gegründet und kämpft gegen häusliche Gewalt an. Die Organisation will den familiären und sozialen Zusammenhalt verbessern und ein alltägliches Lebensumfeld schaffen, in dem Frauen und Kinder eine größere Rolle bei ihrer Gestaltung eines selbstbestimmten Lebens spielen können. Sie unterstützt Frauen und Kinder in Not, stärkt und lenkt Fraueninitiativen und verteidigt die gesellschaftlichen Rechte und die Freiheit von Frauen und Kindern.

SOS FEVVF-Präsidentin Mariama Moussa reiste zur Preisverleihung nach Tampere. Der finnische Ministerpräsident Juha Sipilä und die Vorsitzende des Stadtrates von Tampere, Anna-Kaisa Ikonen hießen sie dort willkommen.

„Dieser internationale Preis macht auf die Notwendigkeit aufmerksam, die Gleichstellung auf der ganzen Welt zu fördern“, erklärte Merkel. „Die politische und wirtschaftliche Bemächtigung von Frauen lässt in vielen Teilen der Welt sehr zu wünschen übrig. Doch es ist gerade mehr Empowerment, das die Schlüsselrolle für eine nachhaltige Entwicklung spielt.“

Merkel wies darauf hin, dass die Gleichstellung der Geschlechter eines der Hauptziele der internationalen Gemeinschaft sei und im Einklang mit der UN-Agenda 2030 stehe. Es liege auf der Hand, dass Finnland, das laut der Bundeskanzlerin aus einer „langen Tradition der Gleichberechtigung von Mann und Frau Nutzen gezogen habe“, einen Preis zur Anerkennung und Förderung der geschlechtlichen Gleichstellung überall auf der Welt lanciere.

„Die Mühe lohnt sich – wo auch immer wir uns auf der Welt befinden –, sich für die Förderung einer Kultur der Geschlechtergleichheit einzusetzen“, sagte Merkel.

International Gender Equality Prize in Kürze

– Der Preis wurde am 8. März 2017, dem Internationalen Frauentag, ins Leben gerufen.

– Die Gewinnerin bzw. der Gewinner benennt eine Thematik oder Aktion, die die Gleichstellung voranbringt, und das Preisgeld wird dann dafür verwendet.

– Die Wahl der Preisträgerin bzw. des Preisträgers und die Aktionen dieser Person sollen exemplarisch demonstrieren, wie die Investitionen in Gleichstellung jede Gesellschaft befruchten können, so die Initiatoren.

– Der Preis unterstreicht die bereits große Rolle Finnlands als Vorreiter in Fragen der geschlechtlichen Gleichstellung, eine Eigenschaft, die bis 1906 zurückverfolgt werden kann, als Finnland das erste Land der Welt wurde, das Frauen volle politische Rechte zugestand, sowohl ihre Stimme abzugeben als auch zu kandidieren.

– Für die erste Preisvergabe durften Menschen aus der ganzen Welt über ein Online-Formular mögliche Preisträger vorschlagen. Rund 400 Namen wurden eingereicht, und eine Wahlkommission entschied sich dann für einen Gewinner aus dieser Gruppe.

Vom ThisisFINLAND-Redaktionsstab, März 2018