In Finnland gehört Medienkompetenz zur staatsbürgerlichen Bildung

Julia Alajärvi ist leitende Beraterin im Fachbereich Medienerziehung und audiovisuelle Medien des Nationalen Audiovisuellen Instituts. In dieser Kolumne schreibt sie über den aktuellen Stellenwert der Medienkompetenz in Finnland und der Welt.

Noch nie war die Welt so vernetzt wie heute. Dennoch haben Communities weiterhin mit Polarisierung und Unsicherheit zu kämpfen.

Internet und insbesondere Social Media bieten uns unendliche Möglichkeiten, aber auch Herausforderungen, denen wir uns bewusst sein und die wir angehen sollten. Um vollständig an der Gesellschaft teilhaben zu können, brauchen Menschen zeitgemäße Medienkenntnisse und -kompetenzen.

Solange ihre Medienkompetenz gut ist, ist es schwieriger, Menschen mit Desinformationen zu beeinflussen oder sie dazu zu bringen, gegen ihre Interessen zu handeln. Ohne Medienkompetenz haben die Menschen viel weniger Einfluss auf die Dinge, die ihnen am Herzen liegen, und sie haben deutlich weniger Vertrauen in die Gesellschaft.

Finnland hat eine lange Tradition der Medienkompetenz-Förderung. Schon in den 50er Jahren boten manche Schulen Unterricht in Massenkommunikation mit Schwerpunkt auf Zeitungen und Radio. Vor etwa 25 Jahren wurde der erste Hochschulstudiengang für Medienpädagogik ins Leben gerufen. Heute bezieht sich die Medienerziehung auf alle Formen von Medien, sowohl offline als auch online. Zur Medienkompetenz gehört auch die Fähigkeit zu einem gesunden Umgang mit Social Media.

2022 stand Finnland an der Spitze des Medienkompetenz-Indexes, der 41 europäische Länder miteinander vergleicht. Der Index misst die Widerstandsfähigkeit gegen Fake News anhand von Medienfreiheit, Bildung und Vertrauen in Menschen. In Finnland gehört Medienkompetenz von der frühkindlichen Bildung bis zur höheren Sekundarstufe zum Lehrplan und ist in alle Fächer integriert. Sie gehört auch zur Ausbildung von Lehrkräften. Lehrkräfte haben die Wahl zwischen verschiedenen Aspekten wie Medienbewertung und -analyse, Arbeiten in Medienumgebungen und Produktion eigener Medien. Es besteht eine sektorübergreifende Kooperation: Frühkindliche Bildung und Schulen arbeiten mit NGOs, Bibliotheken, Jugendzentren und Eltern zusammen.

Finnland verfolgt bei Medienkompetenz und Medienerziehung seine eigene Politik, für deren Umsetzung das Nationale Audiovisuelle Institut zuständig ist.

Von Julia Alajärvi, ThisisFINLAND Magazine 2023

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