Finnlands olympische und paralympische Sportler haben in Peking gute Chancen auf Gold

Angesichts der Austragung der Winterolympiade 2022 vom 4. bis 20. Februar in China und der Paralympischen Spiele vom 4. bis 13. März haben wir für Sie eine kurze Zusammenfassung erstellt, was vom finnischen Team zu erwarten ist, ob nun im Snowboarden oder Eishockey der Männer und Frauen oder in anderen Disziplinen.

Finnland steht im Medaillenspiegel der Olympischen Winterspiele, die 1924 erstmals abgehalten wurden, mit 167 im Laufe dieses Zeitraums errungenen Medaillen auf dem sechsten Platz der teilnehmenden Länder.

Eine bestimmte Generation weltweiter Olympia-Fans erinnert sich bestimmt noch an die Glanzleistungen des Skispringers Matti Nykänen, des „Fliegenden Finnen“, in den 1980er Jahren. Skilanglauf ist eine weitere Sportart, in der Finnland beachtliche Erfolge feiern konnte und nach wie vor ein Medaillenanwärter ist.

Bei den Winterspielen 2022 wird erwartet, dass das finnische Team im Eishockey der Männer und Frauen gut abschneidet und erst recht im Snowboarden. Anschließend folgen die Paralympischen Spiele, in denen Finnland seine größten Hoffnungen auf das Snowboarden und den alpinen Skilauf setzt.

Die Chancen abschätzen

Eine Snowboarderin schwebt hoch in der Luft über einem verschneiten Berghang.

Die finnische Snowboarderin Enni Rukajärvi setzt im Dezember 2021 zum letzten Sprung beim Slopestyle-Wettkampf im amerikanischen Colorado an.
Foto: Ezra Shaw/AFP/Lehtikuva

Team Finland wird vorrausichtlich rund 90 Olympioniken nach China schicken, darunter 48 Eishockeyspieler.

Die jüngste Entscheidung der National Hockey League, ihre Spieler wegen Covid-19-Bedenken von der Teilnahme am olympischen Wettbewerb auszuschließen, könnte die Chancen für die finnische Männermannschaft verbessern, ihre erste olympische Goldmedaille zu gewinnen.

Trotz der starken Präsenz finnischer Spieler in der NHL gewannen Finnlands Löwen im Wesentlichen ohne NHL-Spieler bei der Weltmeisterschaft 2019 und 2021 Gold bzw. Silber.

Große Hoffnungen auf Eishockey setzen

Der finnische Torhüter hindert einen schwedischen Spieler daran, den Puck ins Netz zu schießen.

Jarkko Parikka (links) und Torhüter Juho Olkinuora aus Finnland wehren bei einem Spiel der Euro Hockey Tour im November 2021 in Helsinki einen Angriff des Schweden Fredrik Olofsson ab.
Foto: Markku Ulander/Lehtikuva

Die jüngsten Erfolge von Eishockeytrainer Jukka Jalonen auf internationaler Ebene mit einem erfahrenen, intakt gebliebenen Kader verheißt Gutes für die Spiele gegen Mannschaften, die auf NHL-Talente angewiesen sind.

„Finnland konnte diese Spitzenleistungen praktisch ohne Spieler aus der NHL erbringen, obwohl in den wichtigsten Gegenmannschaften viele NHL-Spieler mitgemacht haben“, sagt Mika Lehtimäki, Direktor der Elite-Sportabteilung des Finnischen Olympischen Komitees. „Natürlich könnte sich deshalb der Beschluss der NHL sehr zugunsten Finnlands auswirken.“

Obwohl Finnland eine Weltmacht im Eishockey der Männer ist, schaffte es das Land 2018 nicht, den Medaillenstand in Pyeongchang zu erreichen, nachdem es 2006 in Turin Silber sowie 2010 in Vancouver und 2014 in Sotschi Bronze gewonnen hatte. Finnland ist mit insgesamt zwei Silber- und vier Bronzemedaillen derzeit Vierter in der Gesamtwertung der gegenwärtig wetteifernden Nationen.

Fraueneishockey sucht den Durchbruch

Eine finnische Eishockeyspielerin läuft an zwei kanadischen Spielerinnen vorbei.

In einem Freundschaftsspiel in Helsinki im November 2021 bemüht sich die Finnin Petra Nieminen (links), den Puck von der Kanadierinnen Sarah Fillier (rechts) und Micah Zandee-Hart fernzuhalten.
Foto: Antti Aimo-Koivisto/Lehtikuva

Im Fraueneishockey stand die Mannschaft von Trainer Pasi Mustonen in den letzten Jahren an der europäischen Spitze. Sie muss sich jedoch noch vom Würgegriff befreien, in dem die finnische Frauenmannschaft seit der Einführung des Fraueneishockeys bei den Olympischen Spielen 1998  von Kanada (vier Gold- und zwei Silbermedaillen) und den USA (zwei Gold-, drei Silber- und eine Bronzemedaille) gehalten wird.

Mit drei olympischen Bronzemedaillen steht Finnland kurz vor dem Durchbruch. So gewann es gegen Kanada im Halbfinale der WM 2019 in Espoo, das westlich von Helsinki liegt. Dann schrammte es in einem umstrittenen Finale, in dem ein finnisches Tor in der Verlängerung annulliert wurde, zum fassungslosen Unglauben des heimischen Publikums knapp an einem Sieg gegen die USA vorbei. Das Spiel endete in einem Shootout.

Das ist eigentlich ein Grund zur Hoffnung. „Finnland hat demonstriert, dass so etwas möglich ist“, sagt Lehtimäki, „warum also nicht in Peking?“

Mit dem Snowboard abheben

Ein Snowboarder in der Luft hebt sich als Silhouette vom Himmel ab.

Dieses gewisse Gefühl, nach unten zu schauen und festzustellen, dass unten jetzt oben ist: der finnische Snowboarder Rene Rinnekangas im Mid-Jump bei einem Wettkampf in Österreich im Januar 2021.
Foto: Lukas Huter/AFP/Lehtikuva

Wegen der Snowboard-Medaillen bei den letzten vier Winterspielen wird erwartet, dass Finnland in Peking erneut gut abschneiden wird. Hier sind zwei Athleten, auf die Sie achten sollten:

Enni Rukajärvi (geboren 1990) aus dem nordfinnischen Kuusamo ist eine der weltbesten Snowboarderinnen des vergangenen Jahrzehnts. Sie gewann bei den Olympischen Winterspielen 2014 und 2018 Silber bzw. Bronze im Slopestyle. Überdies errang sie Gold bei den Weltmeisterschaften 2011 und den Winter X Games 2011 im selben Event und fügte in den Folgejahren bei letzterem Wettbewerb eine Silber- und zwei Bronzemedaillen hinzu.

Rene Rinnekangas (geboren 1999) aus Iisalmi im nördlichen Mittelfinnland gewann bei der Weltmeisterschaft 2021 Bronze im Slopestyle. Bei den Winter X Games holte er sich 2019 und 2021 im selben Event zudem Silber und Bronze.

Erfolgsgeschichte bei den Paralympics

Ein Slalomfahrer schneidet auf seinem Weg an einem Tor vorbei eine Kurve.

Santeri Kiiveri tritt für das finnische paralympische Team im Slalom, Riesenslalom und in der Superkombination an.
Foto: Riku Valleala/Lehtikuva

Mit einer insgesamten Geschichte paralympischer Erfolge, aber nur einer Goldmedaille seit 2006, wird Finnland voraussichtlich zwischen sechs und acht Athleten nach Peking schicken, um an drei bis vier Wettbewerben teilzunehmen.

„Sollten wir uns drei Medaillen holen wie (2018) in Pyeongchang, dann wird, denke ich, das Team sein Ziel erreicht haben“, erklärt Kimmo Mustonen, Sportdirektor des finnischen Paralympischen Komitees.

Finnland hat seit der Gründung der Winter-Paralympics 1976 im schwedischen Örnsköldsvik an all diesen Veranstaltungen teilgenommen. Seine beste Leistung erbrachte es 1984 in Innsbruck, Österreich, wo es mit 34 Medaillen, darunter 19 Goldmedaillen, Zweiter wurde. Finnland nennt insgesamt 188 Medaillen sein Eigen und steht damit auf dem sechsten Platz unter den teilnehmenden Ländern.

Namen, die man sich merken sollte

Ein Snowboarder passiert ein Tor.

Snowboarder Matti Suur-Hamari umrundet eine Kurve; er nimmt für Finnland bei den Paralympics am Snowboardcross und Banked Slalom teil.
Foto: Tom Pennington/AFP/Lehtikuva

Mustonen geht nach eigenen Worten davon aus, dass Finnland im Snowboarden und alpinen Skilauf Medaillen gewinnen wird.

Matti Suur-Hamari (geboren 1986), der im Snowboarden in der LL2-Klassifikation (begrenzte Koordinationsstörungen) antritt, ist Team Finnlands größte Hoffnung auf Medaillen im Snowboardcross und Banked Slalom. Bei diesen Events erhielt er 2018 in Südkorea Gold- bzw. Bronze.

Finnlands Hoffnungsträger für paralympische Medaillen im alpinen Skisport ist Santeri Kiiveri (geb. 2000), der in der Kategorie „stehend startend“ antritt. Sein bestes Event ist der Slalom. Auch im Riesenslalom und in der Superkombination werden von ihm gute Leistungen erwartet. Zu achten ist auch auf Inkki Inola (Jahrgang 1999), ein junger Langläufer der Sehbehindertenklasse.

Von Michael Hunt, Januar 2022