Blau, Weiß, Gold: Finnland feiert den Eishockey-WM-Sieg

Am Tag nach dem Triumph über Kanada bei der Eishockey-Weltmeisterschaft 2019 flog die finnische Mannschaft aus der Slowakei nach Finnland zurück, um mit ihren Fans in der Helsinkier Innenstadt zu feiern. In unserer Diashow kann man an der Massenparty teilhaben.

„FIN 3  – CAN 1“ war in der Fernsehübertragung aus dem slowakischen Bratislava zu lesen, wo Finnland im Goldmedaillen-Match gegen Kanada siegte.

In Helsinki gab ein stolzer Lokführer mit Sinn für Humor auf der Reiseziel-Anzeige des Zugs den gleichen Text ein, also den Endpunktestand des Spiels.

Die WM bot zahlreiche finnische Höhepunkte. Der 24-jährige Kevin Lankinen tauchte quasi wie aus dem Nichts als Finnlands Haupttorwart in der Slowakei auf. Er hatte gerade seine erste Saison in Nordamerika hinter sich, wo er 19 Spiele für die Rockford IceHogs bestritt, das Farmteam von NHLs Chicago Blackhawks.

Der 18-jährige Kaapo Kakko präsentierte sich der Welt bei seinem ersten Weltmeisterschaftsturnier mit sechs Toren. Der 34-jährige finnische Mannschaftskapitän Marko Anttila sorgte im Viertelfinale gegen Schweden, im Halbfinale gegen Russland und im Finale gegen Kanada für Furore. Aber was hat es mit Anttilas Spitznamen, „Mörkö“,  auf sich, auf den wohl auch nicht-finnische Fans inzwischen aufmerksam geworden sind? Das muss unbedingt geklärt werden.

 (Der Artikel wird nach der Diashow fortgesetzt.)

Los geht’s zur finnischen Eishockey-Party!

Mörkö: No ordinary monster

Der Spitzname des Nationalmannschaftskapitäns Marko Anttila, „Mörkö“, hat was mit Morra zu tun, der gespenstisch monströsen Figur aus den Mumintroll-Büchern. Das finnische Designunternehmen Arabia produziert eine Serie von Henkelbechern mit Mumin-Figuren.
Foto: Fiskars Finland/Tosikuva

Der Spitzname des finnischen Eishockeykapitäns, „Mörkö“, ist eine Anspielung auf seinen Vornamen Marko, aber Mörkö bedeutet auch „Das Monster“. Und damit ist es nicht getan, denn Mörkö heißt auf Finnisch ein ganz bestimmtes Monster, das mit der Bücherreihe und Cartoon-Serie über die Mumintrolle in Zusammenhang steht, die von der schwedischsprachigen finnischen Schriftstellerin und Künstlerin, Tove Jansson (1914–2001) erschaffen wurden.

In den Geschichten weckt die gespenstische Morra, wie die deutsche Übersetzung das Monster nennt, Angst bei den anderen Mumintal-Bewohnern und lässt den Boden um sie herum gefrieren, wenn sie vorbeihuscht. Daher ist der Vergleich mit einem Eishockeyspieler nicht unangemessen, obwohl den Kanadier die tiefere Bedeutung wohl entgangen ist.

Finnischer Sprachunterricht: „Torilla Tavataan“

Der Kaisaniemi-Park in Helsinki bietet die geeignete Kulisse für die Massen an jubelnden Fans und Fahnen und einen pokalförmigen Ballon!
Foto: Tim Bird

In einem Helsinkier Pendelzug schrieb die Zugbesatzung auf der Reiseziel-Anzeige statt Helsinker Hauptbahnhof  „Torille“. Das bedeutet „zum Marktplatz“ und bezieht sich auf den Ausdruck „Torilla tavataan“, zu Deutsch: „Wir treffen uns auf dem Marktplatz!“ Das wiederum ist eine Abkürzung für: „Los, alles raus  auf die Straße, denn wir feiern eine Party!“

Finnland gewann die Weltmeisterschaft bereits 2011, als es Schweden mit einem 6:1 schlug, und davor 1995 in Bratislava besiegte es ebenfalls Schweden auf seinem Heimeis in Stockholm mit 4:1. Die vorangegangenen Siegesfeiern fanden jeweils auf dem Helsinkier Hauptmarktplatz statt. Diesmal jedoch lautete die Devise, die die Runde machte, als sich das Team 2019 noch auf dem Heimweg in der Luft befand: „ Die Party steigt im Kaisaniemi-Park“ unweit des Helsinkier Hauptbahnhofs.

Auf einer Bühne an einem Ausgang des Parks gratulierte Präsident Sauli Niinstö der Mannschaft, schwenkte den Siegespokal in die Luft und schüttelte den Spielern die Hände. Die Popsängerin Paula Vesala und andere Stars traten auf; Vesala sang die „Finlandia“ (komponiert von Jean Sibelius 1899, mit einem Text von Veikko Antero Koskenniemi aus dem Jahr 1941), und das Publikum war davon wie immer berührt.

Am Vortag hatte es in der finnischen Hauptstadt den ganzen Nachmittag bis in die Nacht hinein stark geregnet. Doch nun, als schätzungsweise 50.000, meist in die Nationalfarben Blau und Weiß gekleidete Menschen im Stadtteil Kaisaniemi zusammenkamen, schien die Sonne.

Von Peter Marten, Mai 2019