Was macht ein Gericht weihnachtlich? In der Regel ist es nicht so sehr das Essen selbst, sondern eher sind es die verwendeten Gewürze.
„Viele der Gewürze, die in finnischen Weihnachtsgerichten verwendet werden, sind ziemlich exotisch“, sagt die Food-Autorin und Bloggerin Elina Innanen. „Es ist schon komisch, dass viele Finnen den Rest des Jahres eher zurückhaltend mit Gewürzen in der Küche sind, in der Weihnachtszeit aber dann zu Nelken, Kardamom, Zimt und Ingwer greifen.“
Sie muss es wissen: Sie hat viel Zeit damit verbracht, über den kulinarischen Geist von Weihnachten nachzudenken. Ihr 250-seitiges Kochbuch Vegaanin joulukirja (Ein veganes Weihnachtsbuch; auf Finnisch erschienen bei Kosmos, 2025), das bereits in der dritten überarbeiteten Auflage vorliegt, enthält pflanzliche Festtagsrezepte, darunter Varianten finnischer Festtagsklassiker und Vorschläge für ganz neue Weihnachtsgerichte.
Sowohl in ihrer Arbeit als auch in ihrer eigenen Ernährung konzentriert sich Innanen ausschließlich auf vegane Küche, das heißt, sie verwendet in ihren Rezepten keine tierischen Produkte.
„Heutzutage gibt es in fast jeder Familie mindestens einen Vegetarier oder Veganer“, sagt sie. „Wenn sich die Menschen zu Weihnachten treffen, hoffe ich, dass auch Allesesser sich mutig an pflanzliche Ernährung wagen, da sie so inklusiv ist.“
Keine Kompromisse nötig

In Innanens Elternhaus wurde immer selbst gekocht; sie war schon ein Teenager, als ihre Eltern eine Mikrowelle kauften.
Foto: Emilia Kangasluoma
Innanen gibt zu, dass viele Menschen traditionelle Gerichte als wesentlichen Bestandteil von Weihnachten betrachten. Auf Fleisch, Milchprodukte und Eier zu verzichten, heiße aber nicht, dass man Traditionen aufgeben müsse.
„Ein traditionelles finnisches Weihnachtsessen ist ohnehin ziemlich gemüsereich“, sagt sie.
Sie nennt ein finnisches Festtagsgericht: Aufläufe aus Gemüse wie Karotten, Kartoffeln und Steckrüben. Obwohl viele Auflaufrezepte Milchprodukte und Eier enthalten, lassen sich diese leicht durch pflanzliche Alternativen ersetzen, ohne dass Geschmack oder Konsistenz darunter leiden.
„Ich finde es sehr wichtig, dass die von mir kreierten pflanzlichen Varianten mindestens genauso gut sind wie die Originale, wenn nicht sogar besser“, sagt Innanen.
Ein weiterer finnischer Weihnachtsklassiker, ein Rote-Bete-Salat namens Rosolli, ist vollständig pflanzlich und muss nicht angepasst werden, um auf den Teller eines Veganers zu kommen.
Lebkuchengewürz? Ja, bitte.
Während viele andere Länder Weihnachten mit Truthahn feiern, kaufen die Menschen in Finnland Millionen Kilo Schinken. Innanen weist darauf hin, dass es schwierig sei, pflanzliche Produkte genau wie Schinken schmecken zu lassen, aber verschiedene pflanzliche Alternativen könnten das Herzstück des Festmahls bilden. Ihr persönlicher Favorit ist ein veganes Wellington, ein Ofengericht aus Blätterteig gefüllt mit Haferflocken und Pilzen, aber auch marinierter und langsam gebratener Tofu oder ein Schinkenersatz aus Seitan seien eine gute Wahl.
Auch bei Desserts und Süßigkeiten spielen Gewürze wieder eine große Rolle. Innanen hat weihnachtliche Versionen traditioneller Backwaren kreiert, wobei sie sich erneut von saisonalen Aromen inspirieren ließ.
„Mit Lebkuchengewürz schmeckt fast alles weihnachtlich“, sagt sie.
So kann beispielsweise die finnische Zimtschnecke Korvapuusti statt nur mit Zimt auch mit Lebkuchengewürz zubereitet werden. Ein weiterer weihnachtlicher Geschmack ist Glögg, ein heißer Glühwein, der in der Weihnachtszeit beliebt ist und zur Herstellung von Marmeladen oder Kuchenglasuren verwendet werden kann
Ein Vierteljahrhundert pflanzliche Erfahrung

Elina Innanens Blog Chocochili ist in Finnland sehr beliebt geworden und sprich auch vegetarisch interessierte Allesesser an.
Foto: Emilia Kangasluoma
Innanen ist gelernte Gärtnerin und Floristin, eine formale Kochausbildung hat sie nicht. Dennoch verfügt sie über langjährige Erfahrung mit pflanzlicher Küche.
Vor etwa 25 Jahren beschloss sie als Teenager kein Fleisch mehr zu essen und bald darauf verzichtete sie auch auf alle anderen tierischen Produkte. In einer Kleinstadt Anfang der 2000er Jahre hatte sie – gelinde gesagt – keine große Auswahl an pflanzlichen Lebensmitteln.
„Wenn man damals etwas wirklich Leckeres essen wollte, musste man lernen, selbst zu kochen.“
Zunächst veröffentlichte sie Fotos ihrer Gerichte in einem Online-Forum, und als die Leute nach Rezepten fragten, richtete sie ihren Blog Chocochili (Website auf Finnisch) ein.
Zahlreiche Rezepte, mehrere Kochbücher und fast zwei Jahrzehnte später hat sich die Auswahl und Verfügbarkeit pflanzlicher Lebensmittel explosionsartig erhöht. Die Menschen sind sich der ethischen und ökologischen Auswirkungen der Tierhaltung bewusst geworden, und das Bewusstsein um die Gesundheit hat viele von uns dazu veranlasst, den Anteil an Gemüse in unserer Ernährung zu erhöhen.
Natürlich ist Innanens Weihnachtsmenü pflanzlich, auch wenn es vielleicht nicht sehr traditionell ist.
„Ich mag traditionelle Gerichte auch, aber vielleicht esse ich zu Weihnachten etwas ganz anderes“, sagt sie. „Mein Traum-Weihnachtsessen würde wahrscheinlich aus Mezze aus dem Nahen Osten bestehen.“
Von Anne Salomäki, Dezember 2025
Elina Innanens vegane Weihnachtsrezepte
Traditioneller Karottenauflauf

Innanen veröffentlichte ihre Weihnachtsrezepte in Vegaanin joulukirja (Das Weihnachtsbuch für Veganer) von Kosmos, 2025.
Foto: Emilia Kangasluoma, Foto Buchcover: Elina Innanen
(6–8 Portionen)
Karottenpüree:
- 1 kg Karotten
- etwa 1 Liter Wasser
- 1/2 TL Salz
- 2 dl Hafersahne
- 2 EL vegane Butter
Reisbrei:
- 2 dl Wasser
- 1 1/2 dl (dunkler) Breireis (Wenn der finnische Breireis nicht vorrätig ist, eine andere kurzkörnige Art wie Risotto-Reis verwenden)
- 5 dl Hafermilch
- 1/2 TL Salz
Weitere Zutaten:
- 1 TL Kichererbsen- oder Weizenmehl
- 2 TL dunkler Sirup
- 1/4 TL weißer Pfeffer
- 1/4 TL Muskatnuss
- 1 TL Salz
Auf der Oberfläche:
- 1–2 EL Paniermehl
- 1 TL vegane Butter in Klumpen
Karotten schälen und klein schneiden; weichkochen. Wasser abgießen und Hafersahne, Butter und Salz in den Topf geben. Karotten mit einem Stabmixer oder einem anderen geeigneten Gerät pürieren.
Für den Reisbrei 2 dl Wasser in einem Topf mit dickem Boden zum Kochen bringen. Den Reis hinzufügen und unter gelegentlichem Rühren kochen lassen bis das Wasser aufgesogen ist. Hafermilch und Salz hinzufügen. Abdecken und bei geringer Hitze etwa 40 Minuten köcheln lassen. Gelegentlich umrühren.
Den Backofen auf 150 Grad Celsius vorheizen.
In der Zwischenzeit Karottenpüree, Reis, Kichererbsenmehl, Sirup und Gewürze vermischen. Die Mischung in einer Auflaufform (ca. 25 x 20 cm) verteilen. Mit Paniermehl bestreuen und Butterflöckchen darauf verteilen. Den Karottenauflauf auf der mittleren Schiene des Backofens etwa zwei Stunden backen.
Warmer Rote Bete- und geräucherter Tofu-Salat

Ein warmer Salat aus Rote Beete und geräuchertem Tofu ist eine von Chocochilis Ideen, wie neue Weihnachtstraditionen aussehen könnten.
Foto: Elina Innanen
(4–6 Portionen)
Geröstete Rote Bete:
- 600 gr Rote Bete
- 2 TL Olivenöl
- Salz und schwarzer Pfeffer
Sonnenblumenkerne-Petersilienpesto:
- 1 Bund Petersilie
- 1/2 dl geröstete Sonnenblumenkerne
- etwa 1 1/2 dl kaltgepresstes Olivenöl
- 1 EL Zitronensaft
- Salz
Weitere Zutaten:
- 1 300 gr kaltgeräuchter Tofu
- 2 EL Olivenöl
- 1 TL geräuchertes Paprikapulver
- 1 Bund Rucola
- eine Handvoll Walnüsse
Den Backofen auf 200 Grad Celsius vorheizen. Rote Bete schälen und würfeln. Auf einem Backblech verteilen und mit Olivenöl beträufeln. Mit Salz und Pfeffer würzen. Etwa 45 Minuten backen, bis sie ganz weich sind. Die Backzeit hängt von der Größe der Stücke ab.
Während die Rote Bete im Ofen ist, das Pesto zubereiten. Alle Zutaten in einen tiefen Behälter geben und mit einem Stabmixer zu einem groben Pesto pürieren. Mit Salz abschmecken.
Wenn die Rote Bete fast gar ist, den geräucherten Tofu würfeln. Öl in einer Pfanne erhitzen und das geräucherte Paprikapulver hinzufügen. Tofuwürfel hinzufügen und braten, bis sie eine schöne braune Farbe angenommen haben. Leicht mit Salz und Pfeffer würzen.
Die geröstete Rote Bete, den gebratenen Tofu und den Rucola auf einer Servierplatte anrichten. Mit Walnüssen und etwas Pesto garnieren.