1906 wurde Finnland zum ersten Land der Welt, das Frauen die vollen politischen Rechte einräumte – sie erhielten das Wahlrecht (das erste in Europa) und zudem das Recht für Wahlen zu kandidieren. Die finnische Bevölkerung betrachtet die Gleichstellung der Geschlechter seither als Leitprinzip.
Im Dezember 2019 wurde nun der Internationale Preis für die Gleichstellung der Geschlechter zum zweiten Mal verliehen. Das Preisgeld geht nicht direkt an den Preisträger bzw. die Preisträgerin; stattdessen werden die Mittel vom Preisträger an ein Projekt weitergeleitet, das „die Gender-Gleichstellung in international bedeutendem Maße voranbringt“ und dessen „Fortschritte überwacht werden können“, so die Initiatoren.
https://genderequalityprize.fi/en/frontpage
Der International Gender Equality Prize ist 2019 ist mit 300.000 Euro dotiert und damit doppelt so hoch wie die erstmalige Auszeichnung 2017. Die Zeremonie findet in der mittelwestfinnischen Stadt Tampere statt.
Die Macht der Gesetzgebung nutzen
In dem Videoclip „Whenever you’re ready“ wird die Arbeit von Equality Now vorgestellt, dem Gewinner des Internationalen Preises für die Gleichstellung der Geschlechter 2019.
Die Gewinnerin 2019 ist Equality Now, eine globale Organisation, die in den über 25 Jahren ihres Bestehens mehr als 50 diskriminierende Gesetze ändern konnte. Sie arbeitet auf lokaler Ebene, um sich den Bedürfnissen des jeweiligen Landes anzupassen, hat aber auch Wirkung auf internationaler Ebene in den Bereichen von Gesetzgebungen und Menschenhandel. So konnte Equality Now erfolgreich einen Einstellungswandel gegenüber Genitalverstümmelung und Kinderehen herbeiführen.
„Wir nutzen die Kraft des Gesetzes, um Frauen und Mädchen auf der ganzen Welt dauerhaft gleichzustellen“, erklärte Yasmeen Hassan, die globale Direktorin von Equality Now, in einer Pressemitteilung. Die Organisation arbeitet daran, „systemische Veränderungen zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen und deren Diskriminierung zu schaffen“.
Sie sagt, dass „die Gesetze eines Landes den Ton angeben, wie es seine Menschen behandelt und wie die Menschen miteinander umgehen. Wenn Frauen und Mädchen weniger Rechte haben als Männer und Jungen, wird Diskriminierung legitimiert und ignoriert.“
Gleichberechtigung als Ziel
Equality Now wurde aus den 300 Projekten und Personen, die aufgrund von Vorschlägen aus aller Welt nominiert wurden, zum Preisträger erwählt. In der unabhängigen Jury saßen der finnische Außenminister Pekka Haavisto, die Präsidentin des Nationalen Frauenrates Finnlands und Abgeordnete, Eva Biaudet, die Präsidentin und CEO von Women Deliver, Katja Iversen, die erste finnische Ministerpräsidentin, Anneli Jäätteenmäki, und Dean Peacock, Senior Advisor für Global Advocacy bei Promundo, einer Organisation, die sich als „weltweit führend in der Einbindung von Männern und Jungen in die Förderung der Gleichstellung der Geschlechter und der Verhütung von Gewalt“ bezeichnet.
„Die Gleichstellung der Geschlechter verlangt, dass Männer und Frauen im Klassenzimmer, im Sitzungssaal und im Schlafzimmer die gleichen Rechte haben“, sagt Iversen. „Die Erfahrung zeigt, dass, wenn in Mädchen und Frauen investiert wird, ein Welleneffekt auftritt, der weit über den Einzelnen hinausgeht, und damit gewinnt jeder.“
Und Biaudet äußert: „Um eine geschlechtergerechte Welt zu erreichen, brauchen wir eine gleiche Anzahl von Männern und Frauen in Entscheidungsgremien.“
Die Gleichstellung der Geschlechter passt ideal zu anderen Bereichen, in denen Finnland als Experte und Exporteur bekannt ist, wie zum Beispiel Bildung und Krisenmanagement.
Vom ThisisFINLAND-Mitarbeiterstab, Dezember 2019
Der International Gender Equality Prize 2017 ging an Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sie entschied sich, das Preisgeld an die Nichtregierungsorganisation SOS Femmes et Enfants Victimes de Violence Familiale zu spenden, die die sich für Frauen und Kinder als Opfer häuslicher Gewalt in Niger einsetzt und die Mittel derzeit dazu nutzt, ein Heim für Opfer geschlechtsspezifischer Gewalt zu errichten.