Biokost hält Einzug in Helsinkier Kitas

50 Prozent des Essens in Vorschulen und Kitas soll nach dem Willen der Stadt Helsinki bis 2015 biodynamisch werden.

Sollte sich die Stadt Helsinki durchsetzen, dann wären 50 Prozent der in Vorschulen und Kitas servierten Mahlzeiten ab 2015 biodynamisch. Wir werfen einen Blick auf die Initiative.

Es ist acht Uhr morgens in der Kita Kannel, die im Norden von Helsinki liegt. Die Kinder reihen sich auf, um ihr nahrhaftes Frühstück in Empfang zu nehmen, das biodynamisch angereichert ist. Brot, Aufschnitt, Obst, Milch und Haferbrei stehen auf der Speisekarte. Heute ist es der Brei, das Hauptnahrungsmittel des finnischen Kinderfrühstücks, der biodynamisch ist. Das Essen ist Teil einer Initiative der Stadt Helsinki, die 2011 eingeleitet wurde. Ihr ehrgeiziges Ziel ist es, dafür zu sorgen, dass 50 Prozent der in den Vorschulen und Kitas servierten Mahlzeiten bis 2015 biodynamisch sind.

Mit dem Projekt soll die öffentliche Gesundheit verbessert werden. Den Kindern wird schon in frühem Alter nachhaltiges Konsumverhalten anerzogen. Es soll bei ihnen ein Bewusstsein für die Herkunft ihrer Nahrung geweckt werden. Die Lehrer diskutieren darüber auch nachdrücklich mit den Kindern. „Vor dem Frühstück und Mittagessen gehen wir mit ihnen stets das Menü durch. Wenn es Biomakkaronis oder Biomilch enthält, dann wissen sie es“, sagt Outi Anttonen-Abdalla, eine Vorschullehrerin in der Kita Kannel.

Vom Gutshof auf die Gabel

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Ein Kind der Kita Kannel hat das Bild gezeichnet, um sich bei der Köchin für das gute Frühstück zu bedanken.Foto: Leena Karppinen

Da sich die Menschen heutzutage immer umweltbewusster werden und die diversen Lebensmittelskandale in Europa verfolgen, machen sich die meisten Eltern um die Ernährung ihrer Kinder bei den Mahlzeiten Sorgen.

Tuuli Rossi, Mutter eines Sechsjährigen, findet biodynamische und ortsnahe Lebensmittel am sichersten: „Sie werden meist in geringeren Mengen produziert, wahrscheinlich auf einem Bauernhof, der nicht zu weit von einem wegliegt, im Gegensatz zu den verpackten Lebensmitteln, die durch die Hände von fünf oder sechs Zwischenhändlern gehen, bevor sie einen erreichen. Man weiss nicht, was in ihnen stecken mag. Deshalb ist Biokost eine Möglichkeit, sich davor zu hüten. Nach Volksmeinung soll lieber der kürzeste Weg vom Erzeuger zum Verbraucher gefunden werden. Dabei geht es dann darum, das richtige Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage zu finden.“

In den vergangenen zwei Jahren gewährte der Helsinkier Stadtrat den Kitas 400 000 Euros für den Einbezug von biodynamischen Zutaten im Essen. Zurzeit enthalten die Mahlzeiten 12 bis 15 Prozent Ökoingredienzien, ein Anteil, der weiter steigen soll. Aber der Engpass bei den biodynamischen Lebensmitteln, die unzulänglichen Verbindungen in der Lieferkette sowie steigende Kosten verlangsamen das Wachstumstempo des Biokostverzehrs.

Die Ökolandwirtschaft macht große Fortschritte

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Die Lehrer sprechen mit den Kindern über die Speiseliste, denn sie sollen die Herkunft von Lebensmitteln besser kennenlernen.Foto: Leena Karppinen

Während Biogetreide, -weizen, -hafer, -haferbrei und -pasta im Überfluss vorhanden sind, ist das bei Fleisch, Geflügel, Milchprodukten, Gemüse und Früchten der Saison nicht der Fall. Außerdem können die kleinen, verfügbaren Packungsgrößen Biocatering zu einem schwierigen Unterfangen machen. „Wir brauchen Großpackungen biodynamischer Lebensmittel, da wir Kitas von 100 Kindern oder mehr mit Essen versorgen“, sagt Aulikki Johansson, Leiterin des Cateringunternehmens Palmia, das mehr als 300 Kindertagesstätten und Vorschulen in Helsinki beliefert.

„Es stehen bloss Kleinpackungen zur Verfügung. Wir können nur hoffen, dass es den Lieferanten bald möglich ist, uns mit größeren Mengen zu versorgen.“ Für sie ist es bloss eine Frage der Zeit, bevor auch diese Hürde überwunden ist. Man sei bereits dabei, mit den Lieferanten Absprachen zu treffen und Methoden zu entwickeln, die einen reibungslosen Lebensmittelfluss und Abwechslung beim Essen gewährleisten würden, sagt sie.

Laut der finnischen Behörde für Lebensmittelsicherheit, Evira, registrierten sich im vergangenen Jahr 365 neue Landwirtschaftsbetriebe im Kontrollsystem für ökologischen Landbau, ein gewaltiger Anstieg im Vergleich zu den vorherigen drei Jahren. Ökologischer Landbau macht derzeit neun Prozent der gesamten Anbaufläche in Finnland aus. Die Regierung will diese Zahl bis 2020 auf 20 Prozent steigern und gab dem Projekt denn auch den Namen „Öko 20/2020“.

Dies verheißt Gutes für die Stadt Helsinki und ihre Ziele sowie auch für die Kinder in den Kitas und Vorschulen der finnischen Hauptstadt.

Von Asha Gopalkrishnan, Mai 2013