Kalevala: das finnische Nationalepos

Das finnische Nationalepos Kalevala hat Generationen von Künstlern inspiriert und dazu beigetragen, die nationale Identität Finnlands zu formen.

Die erste gedruckte Ausgabe des Kalevala erschien 1835. Elias Lönnrot hatte es auf der Grundlage von Volksgedichten, die er in Finnland und Karelien gesammelt hatte, zusammengestellt und bearbeitet. Diese Runenlieder, abgefasst in einem altertümlichen trochäischen Tetrameter, waren für die Sprecher der baltisch-finnischen Sprachen 2000 Jahre lang Teil der mündlichen Überlieferung.

Als die erste gedruckte Ausgabe des Kalevala erschien, war Finnland seit einem Vierteljahrhundert ein autonomes Großherzogtum. Davor, bis 1809, gehörte Finnland zum Schwedischen Reich.

Kullervo zieht in den Krieg, von Akseli Gallen-Kallela (1901).

Kullervo zieht in den Krieg, von Akseli Gallen-Kallela (1901).Foto: Kunstmuseum Ateneum

Für die finnischsprachige Kultur bedeutete das Kalevala einen wichtigen Wendepunkt und erregte auch im Ausland Aufsehen. Es machte die übrigen Europäer auf ein kleines, unbekanntes Volk aufmerksam und stärkte das Selbstbewusstsein der Finnen und ihren Glauben in die Möglichkeiten der finnischen Sprache und Kultur. Das Kalevala galt schließlich als finnisches Nationalepos.

Gemeinsam mit seinen Kollegen sammelte Elias Lönnrot weitere Volksgedichte und rasch kam neues Material zusammen. Unter Verwendung dieses Materials veröffentlichte Lönnrot 1849 eine zweite, erweiterte Fassung des Kalevala. Dieses Neue Kalevala ist die Version, die seitdem in Finnland gelesen wird und auf der die meisten Übersetzungen beruhen.

Von Anneli Asplund und Sirkka-Liisa Mettomäki, Oktober 2000, aktualisiert 2017