Im Helsinkier Amos Rex wird die neue Künstlergeneration vorgezeigt

Die Triennale „Generation 2020“ bietet einen Überblick über 15- bis 23-jährige KünstlerInnen in Finnland, die zahlreiche Medien einsetzen, um die heutige Welt zu kommentieren.

„Generation“ (bis zum 23. August) findet 2020 zum zweiten Mal statt. Bereits 2017 veranstaltete das Amos Anderson Museum eine Ausstellung unter diesem Motto. In seinen heutigen neuen Räumlichkeiten hat sie einen weitaus größeren Umfang erlangt.

Das Museum zog nämlich 2018 an einen neuen, weitläufigen Ort und wurde in Amos Rex umbenannt. Ein Teil seiner Ausstellungen führte zu Warteschlangen, die sich die Straße entlang und um die Ecke entlang zogen. Die in „Generation 2020“ vorgestellten KünstlerInnen sehr unterschiedlichen Backgrounds beschäftigen sich mit aktuellen Themen, wozu sie eine ganze Palette von Techniken zum Einsatz bringen. Die Jury erhielt und prüfte insgesamt mehr als 1.600 Bewerbungen. Etwas mehr als 80 davon schafften es in die Ausstellung.

Das Jahrzehnt beginnt

Riku Koponens Video trägt den Titel “About no one in particular”.
Foto: Standbild aus dem Video/Amos Rex

„Wir haben jetzt einen sehr umfassenden Überblick darüber, was junge KünstlerInnen derzeit in Finnland machen“, sagt Kuratorin Anastasia Isakova. „Jugendliche bilden die Hauptzielgruppe des Amos Rex. „Generation“ demonstriert in vorzüglicher Weise, dass sie hier die großartige Gelegenheit haben, ihrer Stimme Ausdruck zu geben und sogar in das Ausstellungsprogramm aufgenommen zu werden.“

„Generation 2020“ ist eine Begegnungsstätte für KünstlerInnen und ihre Werke, die eine Reihe ähnlicher Themen aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln ansprechen.

In der Ausstellung werden mehrere erkennbare Themen behandelt: Klimawandel, Identitätswandel und das Verhältnis der Menschen zur Technologie. „Dies sind einige der zentralen Themen unseres Jahrtausends und des neuen Jahrzehnts“, so Isakova.

Die letzte Party für den Kunststoff

Mit einem Stuhl und anderen Möbeln aus recycelten Plastikbechern ist die „Baltic Sea Afterparty“ von Venla Huhtinen ein Kommentar zum Kunststoff, der seinen Weg ins Meer findet.
Foto: Daniel Ahola

Die Möbeldesignerin Venla Huhtinen, eine der Künstlerinnen der „Generation 2020“, gestaltet originelle Möbel, die zwischen Kunst und Design lavieren. Ihr Kunstwerk „The Baltic Sea Afterparty“ ist ein experimentelles Statement zur Ostsee und ihrer ungebetenen Belastung durch Plastik.

Das Exponat besteht aus drei Möbeln, die aus Plastikbechern gefertigt wurden, welche Huhtinen auf Partys und Festivals gesammelt hat, an denen sie teilgenommen hat.

Hinter dem Werk stecke der Gedanke, etwas Negatives aus einem positiven Blickwinkel zu betrachten, erläutert Huhtinen. „Ich persönlich bin der Meinung, dass Predigen in unserer Zeit der Klimaangst kein guter Weg ist“. Sie würde es lieber „in etwas Gutes verwandeln“. Mit ihrem Werk wirft sie eine letzte Party für die Plastikbecher. „Ich habe ihnen sozusagen ein schönes neues Leben gegeben“, so die Künstlerin.

Technologie verbildlicht die Zeit

Eine erste Skizze der Zeitleiste von Emil Fihlman versucht, das Universum zu einer einzigen Linie zu komprimieren. Foto: Emil Fihlman/Amos Rex

Emil Fihlman, ein IT-Student an der Aalto-Universität, spielt mit den Verbindungen, die Menschen zur Technologie herstellen können, und den Möglichkeiten, die noch zu realisieren sind. Kunst ist sowohl ein Nebenprodukt als auch ein bewusstes Ergebnis von Fihlmans Arbeit mit der Technologie.

Fihlman möchte, dass sein Werk alle dazu ermutigt, Kunst zu machen, insbesondere solche, die etwas mit Technologie zu tun hat. Das sei überhaupt nicht schwierig, meint er. „Lichtkunst, Klangkunst, kinetische Kunst, Kunst, die mit den Sinnen spielt, das alles vereint oder einzeln – in der Technologie stecken so viele Möglichkeiten, dass es schwierig ist, sich alle Arten und Weisen vorzustellen, wie mit ihr Kunst geschaffen werden kann“, sagt er.

Sein technologisches Kunstwerk „Timeline“ stellt eine kleine Geschichte über den Zeitlauf dar. In ihr wird das Universum zu einer einzigen Linie komprimiert, wodurch ein Etwas entsteht, von dem er hofft, dass der Betrachter es interessant findet. „Es ist ein eindimensionales Werk mit einem Anfang und Ende“, erklärt Fihlman. „Doch indem man sich an die Vergangenheit erinnert, kann man auch eine größere Sicht auf Systeme aus einem engen Raum heraus sehen erkennen.“

Traditionelle Methoden, moderne Botschaft

„Love is both Honey and Venom“: Anna-Karoliina Vainios „Ryijy“-Teppich, der hier gezeigt wird, während sie noch an ihrem Werk arbeitet, zeigt ein farbenfrohes, friedliches Paradies.
Foto: Anna-Karoliina Vainio/Amos Rex

Die Zeit ist in der „Generation 2020“ allgegenwärtig. Zahlreiche Werke spüren den Traditionen der Kunstgeschichte und dem kollektiven Gedächtnis anhand aktueller Bedeutungen nach. Auch geschlechtliche Identität ist ein herausragendes Thema.

Anna-Karoliina Vainios Exponat ist eine Welt für sich. In einem drei Meter großen, tapisserie-ähnlichen Kunstwerk, das mit einer traditionellen finnischen Webmethode, die sich „ryijy“ nennt, geschaffen wurde, kombiniert Vainio ehrwürdige Handwerkstechniken mit heutiger Bildsprache. Ihr Werk „Love is Honey and Venom“ fängt eine farbenfrohe Welt ein, in der zwei Liebende urteilslos existieren können, umgeben von Schutz und Liebe.

„Es ist wunderbar, mich als Teil einer jahrhundertealten weiblichen Tradition zu fühlen und gleichzeitig offen dazu zu stehen, was ich mit dieser Technik zum Ausdruck bringen möchte“, sagt Vainio. „So oft schildern die Medien, insbesondere Filme und Fernsehsendungen, LGBTQ+ -Themen in einem traurigen oder tragischen Licht. Ich wollte meinen Charakteren ein eigenes, friedliches Paradies bieten.“

Von Annika Rautakoura, Februar 2020