Das „A Grid“ der Aalto-Universität bei Helsinki lässt Startups wachsen

„A Grid“ ist das finnische Zuhause für 140 Startups und eine florierende Unternehmergemeinschaft.

Die Aalto-Universität hat ein Faible für Unternehmer. Ihre erfolgreichen formellen und informellen Curricula helfen so manchem bei der Gründung und Leitung eines eigenen Unternehmens.

Aalto-Studenten organisieren jeden Herbst in Helsinki Slush, eines der weltweit führenden Startup-Events.

Aalto hat sogar einen Standort für Startups gebaut: ein 25.000 Quadratmeter großes Gebäude auf dem Otaniemi-Campus westlich von Helsinki, das sich „A Grid“ nennt, was mit Startmarkierung oder Versorgungsnetz übersetzt werden kann.

„A Grid“ beherbergt auch Büros anderer Gruppen im Startup-Ökosystem, wie multinationale Unternehmen, die Europäische Weltraumorganisation und das weltweit erste UN Technology Innovation Lab. Dennoch sind die jungen, innovativen Unternehmen das Spannendste am „A Grid“. Wir werfen einen Blick auf drei der coolsten Startups, die dort ihre Zelte aufgeschlagen haben.

Außer Sichtweite

Auf dem Campus der Aalto-Universität in Otaniemi, das westlich von Helsinki liegt, sieht man zuweilen die autonome Lieferdrohne von Third Space Auto herumschwirren.
Foto mit freundlicher Genehmigung von “A Bloc“ and Third Space Auto

Lebensmittellieferungen sind weltweit gesehen nichts Neues, aber momentan ist es noch etwas ungewöhnlich, Lebensmittel von einer autonomen Drohne geliefert zu bekommen. Third Space Auto hat seine Fähigkeit unter Beweis gestellt, kleine Pakete per Drohne auf dem Aalto-Campus auszuliefern.

„Es ist nicht einfach für eine Drohne, ohne Bediener über die Sichtlinie hinaus zu fliegen“, sagt Arshia Gratiot, Mitbegründerin von Third Space Auto. „Wir haben eine Plattform gebaut, die autonome Fluggeräte möglich macht. Die Drohne muss wissen, wo und wie sie fliegen sowie wie sie landen muss. Nehmen wir an, es gibt einen Landeplatz, aber dort steht zufällig eine Person.“

Third Space Auto setzt KI ein; damit kann die Drohne, falls sie eine mögliche Kollision erkennt, z. B. Starkstromleitungen oder eine unerwartete Person auf dem Landeplatz, einen neuen Flugpfad planen.

„Es ist nicht so einfach für eine Drohne, ohne Bediener über die Sichtlinie hinaus zu fliegen“, sagt Arshia Gratiot, Mitbegründerin von Third Space Auto.
Foto: Third Space Auto

„Es geht dabei nicht nur um die Auslieferung von Burritos“, sagt Gratiot. „Wir testen auch autonome Boote, die Plastik aus dem Wasser fischen sollen. Die Plattform funktioniert sogar als Flottenmanagementsystem für mehrere Drohnen.

„Ins ‚A Grid‘ einzuziehen, war die beste Entscheidung, die ich je getroffen habe. Die haben dort ein junges, dynamisches Team, das nie sagt: ‚Nein, du darfst diese Technologie hier nicht ausprobieren.‘ Ich habe sogar meine beiden Kinder zum ‚A Grid‘ gebracht, und niemand hat sich über ihr Spielen hier beschwert. Es herrscht eine sehr aufbauende Atmosphäre.“

Das AirBNB der Bildung

Die Gründer von Superlect, (von links) Anton Valle, Antti Jäänvirta und Sampo Leino, raten, nicht die Nerven zu verlieren, wenn man neue Fähigkeiten erlernen muss, um auf dem Arbeitsmarkt bestehen zu können.
Foto: Superlect

Die Philosophie, die hinter Superlect steckt, ist simpel: Mentoren mit Spezialkenntnissen und Lernende, die sich dieses Wissen aneignen wollen, zusammenbringen. Begonnen hatte es mit der Schulung von Journalisten im Umgang mit neuen Kamera- und Schnittgeräten; mittlerweile umfasst die Palette jedoch Hunderte von Themen.

„Unser Fokus liegt auf beruflichen und berufsbildenden Kompetenzen wie Buchhaltung, Kommunikation oder Verkauf“, erklärt CEO Antti Jäänvirta. „So kann sich beispielsweise jemand, der optimal imstande ist, bei der Suche nach einem Arbeitsplatz die perfekte Position zu finden, für die Ausrichtung einer Klasse anmelden und dafür bezahlt werden. Die Lernenden bewerten später den die Lehrer, damit andere wissen, welchen Nutzen sie bieten.“

Wer eine neue Fähigkeit erlernen möchte, gibt einfach Schlüsselwörter ein, um herauszufinden, was in seiner Umgebung verfügbar ist. Superlect prüft derzeit auch die Anwendung ihrer Lösung in Unternehmen. Ein früherer Feuerwehrmann in einer Firma könnte z. B. Mitarbeiter im richtigen Umgang mit einem Feuerlöscher schulen.

„Es kann acht Jahre dauern, bis eine Universität anfängt, Studenten in einem neuen Fach einen Abschluss machen zu lassen“, meint Jäänvirta. „Wir können in acht Minuten damit beginnen, jemandem neue Kenntnisse beizubringen. Es herrscht viel Negativität, was die Zukunft der Arbeit anbelangt. Aber man sollte keine Angst davor haben, neue Fähigkeiten zu erlernen.“

Bessere Entscheidungen treffen

Das Kernteam von Inforglobe (von links: Sami Kärnä, Valtteri Frantsi, Joonas Rajamäki, Juha Törmänen und Mikaeli Langinvainio) erstellt Software, die zerstrittene Parteien zusammenbringt, um die Situation zu sondieren und einen Weg nach vorne zu überlegen.Foto:Inforglobe 

Inforglobe bietet Softwarelösungen für partizipative Analysen und Entscheidungsfindungen. Das Unternehmen wurde in der anspruchsvollen Szene internationaler Konfliktlösung geboren und hat jetzt seinen Sitz im „A Grid“.

„Wir arbeiten mit der friedensvermittelnden Crisis Management Initiative zusammen, die vom früheren finnischen Präsidenten und Friedensnobelpreisträger, Martti Ahtisaari, gegründet wurde“, erläutert Inforglobe-CEO Mikaeli Langinvainio. „Wir sind der CMI weltweit in rund 15 Ländern zur Seite gestanden.“

Dahinter steckt der Gedanke, alle Beteiligten zusammenzubringen, um die Lage zu sondieren und einen Weg nach vorne zu finden. Es handelt sich dabei um ein visuelles Mittel, das all die unterschiedlichen Auffassungen aufzeigt und wie sie sich unterscheiden und warum sie sich unterscheiden. Das Schöne an dem Tool ist, dass es auch bei Szenarien im Privatsektor eingesetzt werden kann.

„Man stelle sich ein großes Bauprojekt mit vielen Beteiligten vor“, veranschaulicht Langinvainio. „Es herrschen Konflikte zwischen den einzelnen Auftragnehmern und sogar den ortsansässigen Bürgern in Bezug auf Prioritäten und Zeitpläne. Diese Methode beinhaltet, unterschiedliche Standpunkte einzubeziehen, Risiken zu managen und Entscheidungen von besserer Qualität zu treffen.“

Von David J. Cord, November 2019