Finnische Rennfahrer exzellieren durch ihre Rasanz

Warum bringt Finnland so viele großartige Rennfahrer hervor? Wir reden mit zwei von ihnen, um das herauszufinden: Emma Kimiläinen und William Alatalo.

“If you want to win, hire a Finn.”, („Möchtest du gewinnen, engagiere einen Finnen.“)

lautet ein englisches Sprichwort im Motorsport, ein Gebiet, auf dem Finnland schon seit Jahrzehnten Erfolgsgeschichte schreibt. Finnische Fahrer und Fahrerinnen machen aus praktisch allem, was einen Motor hat, ein Rennen, ob Autos, Schnellboote oder Schneemobile.

Rennfahrer aus Finnland haben sich bislang besonders in der Formel 1 (F1) hervorgetan. Es ist die Königsklasse der Einsitzer-Rennen, die mit Karts beginnt und mit immer schnelleren und leistungsstärkeren Wagen fortgesetzt wird. Ein Einsitzer ist der typische Rennwagen, der in der Regel aus einem offenen Cockpit, freiliegenden Rädern und großen aerodynamischen Kotflügeln vorne und hinten besteht.

Drei finnische Rennfahrer haben Weltmeisterschaften gewonnen: Keke Rosberg (1982), Mika Häkkinen (1998 und 1999) und Kimi Räikkönen (2007). Kekes Sohn Nico Rosberg siegte dort 2016 ebenfalls, aber als deutscher Staatsbürger und nicht als Finne (seine Mutter ist Deutsche, was ihn zu einem Doppelbürger macht).

Motorrennen mit Sisu

Fünf Rennwagen fahren auf einer Rennstrecke in eine Kurve.

Emma Kimiläinen (im gelben Auto, Nummer 7) kämpft um die Position in der W-Series-Action beim Miami I International Autodrom.
Foto: W-Serie

An der Häufigkeit der Erwähnungen in der Presse gemessen, war der berühmteste Finne der Welt 2021 Valtteri Bottas, der zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Artikels für das Alfa Romeo-Team fährt und davor für Williams und Mercedes an den Start ging. Doch es gibt viele weitere finnische Rennfahrer, die in anderen Open-Wheel-Rennserien antreten. Emma Kimiläinen fährt in der W Series, einer Meisterschaft, an der ausschließlich Fahrerinnen teilnehmen können.

„Meine Motivation kommt von dem Gefühl, das ich habe, wenn ich in einem Auto sitze“, sagt Kimiläinen. „Es ist, als würde ich eins werden mit dem Fahrzeug. Ich liebe die Geschwindigkeit, die Leidenschaft, das Adrenalin. Aber es sind nicht nur die Emotionen, Autorennen sind auch analytisch.“

Kimiläinen begann im Alter von drei Jahren mit dem Kartsport. Nach mehreren Saisons in verschiedenen Formel-Rennserien wechselte sie in den Tourenwagensport, später in die W Series. 2021 wurde sie mit einem Sieg und fünf Podestplätzen Dritte von 20 Fahrerinnen.

„Meine Lieblingsstrecken haben Höhenunterschiede und schnelle, unübersichtliche Kurven. Ich mag Rennbahnen, auf denen man Sisu braucht“, sagt sie und verwendet das finnische Wort, das eine Kombination aus Entschlossenheit, Ausdauer und Courage bezeichnet.

Finnlands Jahreszeiten leisten Fahrern beim Lernen Beistand

Bei einem angehaltenen Auto auf einer Rennstrecke hält eine Person einen Regenschirm, um die Fahrerin vor der Sonne zu schützen, während andere Leute auf sie zeigen und diskutieren.

In der Sonne Miamis sitzt Emma Kimiläinen in ihrem Auto und bereitet sich auf den Wettkampf vor.
Foto: W-Serie

Kimiläinen ist offen für etwaige andere Motorsportarten in der Zukunft, wie IndyCar oder noch höher auf der Formel 1-Leiter, aber im Moment konzentriert sie sich voll und ganz auf die aktuelle Saison.

„Mein Ziel ist es, die Meisterschaft zu gewinnen“, äußert sie. „Die W-Serie ist eine großartige Gelegenheit, als professionelle Rennfahrerin Erfolg zu haben.“

Aber warum sind die Finnen so gute Rennfahrer? Diese Frage haben sich Profis und Fans gleichermaßen gestellt. Kimiläinen glaubt, dass das finnische Klima dabei eine Rolle spielt.

„Finnen fahren unter den unterschiedlichsten Umständen“, erklärt sie. „Unser Wetter variiert, also fahren wir Karts bei Hitze und Kälte, bei Nässe und Trockenheit. Auch das Fahren im Schnee ist wichtig, weil man dadurch den (richtigen) Umgang mit dem Auto lernt.“

Die Eismänner

Vier Rennwagen fahren auf einer Rennstrecke in eine Kurve.

William Alatalo (blaues Auto im Vordergrund) versucht in der F3-Meisterschaft, seine Rivalen aus dem Feld zu schlagen.
Foto: Niederländische Fotoagentur

William Alatalo glaubt, dass Finnen aufgrund ihres Naturells im Motorsport so gut abschneiden. Alatalo nimmt derzeit in der F3-Meisterschaft an Rennen teil, bei denen ihn sein Team wegen seines coolen Auftretens gelegentlich Chilly Willy nennt, in Anlehnung an Kimi Räikkönens Spitznamen Iceman.

„Die Finnen werden im Motorsport respektiert“, meint er. „Wir sind nett und ruhig, tun, was getan werden soll, und sind auch unter Druck belastungsfähig.“

Alatalo besitzt finnische und äthiopische Doppelstaatsbürgerschaft. Er begann seine Karriere im finnischen Kartsport und wechselte dann in die halsbrecherische Welt des europäischen Motorrennsports über, darunter die F4 und Formel Renault. 2022 wandte er sich der Formel 3 zu, wo er bei seinem allerersten Feature-Rennen rasch mit Punkten beeindrucken konnte.

Daheim in Finnland neue Kräfte tanken

Ein Fahrer steuert einen Rennwagen auf der Rennbahn.

Die Flying Finn Academy, deren Abzeichen auf der Vorderseite des Rennwagens von William Alatalo unter der Nummer zu sehen ist, ist eine Vereinigung, die die Motorsportkarrieren junger Finnen unterstützt.
Foto: Niederländische Fotoagentur

„Die G-Kräfte, die beim Rennen entstehen, sind unglaublich“, sagt Alatalo. „Es gleicht einer Achterbahnfahrt, aber du hast die Kontrolle. Es macht Spaß zu überholen, aber es ist auch aufregend, die eigene Position zu verteidigen. Meine Lieblingsbahnen sind Silverstone in Großbritannien, Spa in Belgien und der Mugello Circuit von Ferrari in Italien.“

Alatalo nimmt an der Flying Finn Academy teil, eine Vereinigung, die die Motorsportkarrieren junger Finnen unterstützt. Das nationale Hilfsnetzwerk könnte ein weiterer Grund dafür sein, warum die Finnen im Rennsport so gut abschneiden.

„Wenn ich Rennen fahre, bin ich von heulenden Motoren und Großstädten umgeben“, sagt Alatalo. „Es ist schön, nach Hause zu kommen, nach Ilmajoki in die finnische Natur, wo ich Vögel statt Motoren höre und mich mit meiner Familie entspanne. Meine Familie unterstützt mich seit dem ersten Tag.“

Von David J. Cord, Juli 2022