Ein Leichtathletik-Event im Olympiastadion bringt Finnlands schwedischsprachige Kinder zusammen

Beim Staffellauf-Karneval singen und spornen Tausende von Kindern, in ihren Schulfarben gekleidet, ihre Klassenkameraden an, schneller zu rennen. Farbenfroh angezogene Cheerleader mit bunten Puscheln, die zur festlichen Atmosphäre beitragen, wetteifern um die Aufmerksamkeit.

Der alljährliche Staffellauf-Karneval, eine schulübergreifende Sportveranstaltung, findet gegen Ende des Schuljahres meist im Helsinkier Olympiastadion statt.

Bei Kindern mit schwedischer Muttersprache aus ganz Finnland gehört dieser Wettbewerb zur Tradition. (Schwedisch zählt zu den Amtssprachen des Landes und ist derzeit die Muttersprache von etwa 5,2 Prozent der finnischen Bevölkerung.)

Jeder kann mitmachen

Eine Gruppe von Kindern wedelt mit blauen und weißen Pompons und jubelt.

Die Cheerleading-Wettbewerbe sind genauso wichtig wie die Rennen.
Foto: Catarina Stewen

Etwa 10.000 Läufer nehmen am zweitägigen Karneval teil, viele von ihnen in mehr als einem Rennen. Es gibt Dutzende von Veranstaltungen mit Distanzen von 400 Metern bis zu fünf Kilometern und Kategorien für Jungens-, Mädchen- und gemischte Teams, für verschiedene Altersgruppen sowie für kleine und große Schulen.

Der Cheerleader-Wettbewerb ist genauso wichtig wie die Rennen. Der beste Song und das lauteste Team werden prämiert. Jede Schule hat auch ein Maskottchen, für sie gibt es ebenfalls eine Preiskategorie.

Wenn sie nicht gerade rennen oder ihre Schulen anfeuern, tun sich die Kinder mit alten und neuen Freunden aus ganz Finnland zusammen.

Beziehungen intensivieren

Mehrere Kinderteams sind dabei, bei einem Staffellaufrennen auf einer Laufbahn den Staffelstab zu übergeben.

Der Staffellauf-Karneval fördert einen gesunden Lebensstil, bei dem Aktivitäten im Freien und Sport Teil eines zufriedenen Alltags darstellen.
Foto: Catarina Stewen

„Der Staffellauf-Karneval wurde ursprünglich 1961 von Carl-Olaf Homén nach Finnland gebracht“, so Jeje Eklöf, der Leiter des Stafettkarnevalen, wie die Veranstaltung auf Schwedisch heißt.

„Während seines Studiums an der University of Delaware in den USA vertrat Homén seine Uni bei den Penn Relays in Philadelphia, dem ältesten und größten Staffellauf der Welt“, erzählt Eklöf. „Nach seiner Rückkehr nach Finnland brachte er die Idee vor, eine schulübergreifende Veranstaltung für alle Schüler zu schaffen, die schwedischsprachige Schulen besuchen.“

Die meisten Schwedischsprecher leben in den Landstrichen entlang der finnischen Süd- und Westküste. Das Zusammenkommen von Schülern für zwei Tage voller Spaß und Sport aus verschiedenen Teilen des Landes hat dazu beigetragen, eine gemeinsame Identität zu schaffen und aufrechtzuerhalten sowie die schwedischsprachige Gemeinschaft zu stärken.

„Ziel ist es, eine Affinität zwischen dieser Minderheitsbevölkerung zu schaffen und dabei einen gesunden Lebensstil zu fördern, bei dem Aktivitäten im Freien und Sport Teil eines zufriedenen Alltags darstellen“, sagt Eklöf.

Erinnerungen schaffen

Eine Band spielt auf einer Bühne neben einer Laufbahn, und Cheerleader schwenken gelbe Puschel.

Wie der Name schon sagt, bietet der Staffellauf-Karneval eine stimmungsvolle Atmosphäre.
Foto: Catarina Stewen

Fast jeder schwedischsprachige Finne hat bereits als Teilnehmer, Lehrer oder Elternteil eine Verbindung zum Staffellauf-Karneval gehabt. Die gigantische Party im Olympiastadion schafft bleibende Erinnerungen.

Die elfjährigen Sara, Bianca und Ella von der Botby-Grundschule in Helsinki waren zum ersten Mal beim Staffellauf-Karneval dabei. Es war aufregend für sie, an der riesigen Veranstaltung teilzunehmen, und das Beste war, mit ihren Freunden herumzuhängen und die Atmosphäre zu genießen. Sie meinten, dass sie neben dem Rennen und Anfeuern den Zeltbereich besonders mochten, wo sie diverse Aktivitäten und Spaß vorfanden.

Elton und Alexander, Fünftklässler der Gerby Schule in der Westküstenstadt Vaasa, saßen um fünf Uhr morgens in einem Bus und fuhren mit ihren Schulkameraden nach Helsinki. Aufgrund der Entfernung begaben sich nur Kinder, die an den Rennen teilnahmen, auf die Reise und sie hatten kein eigenes Cheerleader-Team. Trotzdem spornten sie sich alle gegenseitig an.

Adrenalinrausch

Mehrere Kinder posieren mit einer ausgestopften Bienenfigur, die fast so groß ist wie sie selbst.

Kinder von der Gerby-Schule zeigen ihr Maskottchen, eine große ausgestopfte Biene.
Foto: Catarina Stewen

Das Team übernachtete auf Matratzen in einem Klassenzimmer einer örtlichen Schule und kehrte am nächsten Tag nach Hause zurück. Stolz präsentierten die Jungs ihr Schulmaskottchen, eine große Biene.

Am ersten Tag traten Schüler der Klassen eins bis sechs an, und der zweite Tag war Jugendlichen der Klassen sieben bis neun und der Sekundarstufe II gewidmet. Hunderte Organisatoren, Lehrer und Eltern sorgten für einen reibungslosen Ablauf.

Viele Teilnehmer runden häufig die Veranstaltung mit einem Besuch des Vergnügungsparks Linnanmäki unweit des Stadions ab und genießen einen letzten Adrenalinkick auf den atemraubenden Fahrgeschäften.

Von Catarina Stewen, Juni 2022