Ein finnisches Grundeinkommen könnte der Arbeitsmotivation Auftrieb verleihen

Ein Grundeinkommen ist kein Allheilmittel. Für 30- bis 40-jährige mit befristeten Arbeitsverträgen scheint es aber eine perfekte Lösung zu sein.

Laut Markus Kanerva, einem Mitarbeiter der Abteilung für politische Analysen im Büro des finnischen Ministerpräsidenten, soll getestet werden, ob das Grundeinkommen Menschen dazu motiviert, Arbeit anzunehmen, wenn die Sozialleistungen nicht durch Nebeneinkünfte geschmälert werden.

„Während der Testphase erhalten Arbeitslose das komplette Grundeinkommen, auch wenn sie eine Stelle finden. Man geht davon aus, dass es Menschen ohne Arbeit dazu motiviert, auch niedriger bezahlte oder befristete Stellen anzunehmen.“

Ein Grundeinkommen ist kein Allheilmittel. Für 30- bis 40-jährige mit befristeten Arbeitsverträgen scheint es aber eine perfekte Lösung zu sein. Wie Miska Simanainen, ein Forschungsmitarbeiter der finnischen Sozialversicherungsanstalt, betont, argumentierten Verfechter des Grundeinkommens oft, dass es an die Bedürfnisse selbständig tätiger Personen wie Freiberufler angepasst sei.

Die Bekämpfung der Armut sei nicht das Ziel des Experiments.

„Das Grundeinkommen selbst senkt die Armut nicht unbedingt so stark wie man erwarten würde. Die Bekämpfung der Armut hängt vom Grundeinkommensniveau und von der Gestaltung weiterer Sozialleistungen ab“, erläutert Simanainen.

Strebt Finnland also eine Art Grundeinkommenspolitik an?

Kanerva legt dar, dass die gegenwärtigen Sozialleistungen bereits zu wenig genutzt würden, da viele nicht wüssten, dass sie verfügbar seien.

„Das Experiment könnte jedoch in eine Art Grundeinkommenspolitik münden. Sie könnte eine automatische Grundunterstützung umfassen, die den Abbau der Bürokratie und regelmäßigere Sozialleistungen begünstigen würde. Mit anderen Worten: Ein solches System würde verschiedene Leistungen beinhalten wie Zuschüsse für Start-ups oder Sozialversicherungsfonds.“

Das Experiment ist dahingehend unrealistisch, dass die Teilnehmer ihr gesamtes Einkommen selbst dann behalten dürfen, wenn sie eine Vollzeitstelle finden. Bei einer Implementierung auf breiterer Ebene, würde es voraussichtlich in Form von Steuern wiedereingenommen, sobald eine bestimmte Gehaltsschwelle erreicht sei.

Da das Grundeinkommen aber größtenteils vorhandene Leistungen ersetzt, ist das Experiment nicht übermäßig kostenaufwändig. Es wird über einen Zeitraum von zwei Jahren schätzungsweise zusätzlich 7,5 Millionen Euro erfordern. Die ersten Ergebnisse stehen Anfang 2019 zur Verfügung.

„Im Zeitraum des Experiments können noch nicht einmal vorläufige Ergebnisse veröffentlicht werden, um sicherzustellen, dass sie das Verhalten der Teilnehmer nicht beeinflussen“, hebt Kanerva hervor.

Und so funktioniert es

Von Tuomas Muraja, ThisisFINLAND Magazine 2018