Die Spannung steigt – Finnlands Fußball-Nationalmannschaft der Männer gibt ihr EM-Debüt

Mit Finnlands Teilnahme am ersten großen Fußballturnier der Männer im Sommer 2021 geht für die leidgeprüften Uhu-Fans ein Traum in Erfüllung.

Die finnische Herren-Fußballnationalmannschaft bestreitet am 12. Juni 2021 in Kopenhagen ihr Auftaktspiel zur Europameisterschaft 2020 gegen Dänemark. Das war ein leicht zu schreibender Satz, aber viele finnische Fußballfans dürften sich noch immer kneifen, wenn sie ihn lesen.

Es ist die erste Teilnahme der Herrenmannschaft an einem großen internationalen Turnier überhaupt, und für die Fans ist es der Höhepunkt jahrzehntelanger Hoffnungen und Erwartungen.

Wegen der Pandemie um ein Jahr verschoben, sollte die EM ursprünglich 2020 in 13 europäischen Städten stattfinden, um ihr 60-jähriges Jubiläum zu feiern. Es war das erste Mal, dass sie für mehr als zwei Gastgeber geplant wurde. Bis auf zwei dieser Austragungsorte – Dublin und Bilbao – stehen alle noch auf dem Spielplan. Die Halbfinalspiele und das Finale am 11. Juli finden im Londoner Wembley-Stadion statt. Der Organisator, die UEFA, ist zuversichtlich, dass mindestens neun der Austragungsstadien in unterschiedlichem Maße Zuschauer aufnehmen können – eine Erleichterung, wenn man bedenkt, dass die meisten Spiele auf dem ganzen Kontinent während der Covid-Pandemie unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausgetragen werden mussten.

Starke Gegner

Ein finnischer Spieler dribbelt den Ball zwischen mehreren Gegnern hindurch.

Der Finne Pyry Soiri (13) kämpft sich in einem EM-Qualifikationsspiel gegen Bosnien und Herzegowina im Oktober 2019 nach vorne.Foto: Markku Ulander/Lehtikuva

Eines davon ist das Kopenhagener Parken-Stadion, das 12.000 Zuschauer aufnehmen soll, wenn Finnland am 12. Juni sein Auftaktspiel in der Gruppe B bestreitet (ein volles Haus wären 38.000 gewesen). Egal, ob die Fans an diesem Tag im Stadion sind oder zu Hause zuschauen, sie werden einfach begeistert sein, dass Finnland es nach Jahrzehnten der knappen Niederlagen und Frustrationen endlich zu einem Turnier geschafft hat. Daher werden sie sich auch nicht von der Stärke der finnischen Gegner in der Gruppe einschüchtern lassen, die aus Belgien – von der FIFA derzeit als die beste Nationalmannschaft der Welt eingestuft – und Russland sowie Dänemark, dem Weltmeister von 1992, besteht.

Die finnischen Fans, die das Glück haben, die Spiele zu besuchen, müssen nicht weit reisen, denn die Spiele gegen Belgien und Russland werden beide im Krestovsky-Stadion in St. Petersburg ausgetragen, gleich hinter der ostfinnischen Grenze. Helsinkis nordischer Nachbar Kopenhagen ist nur zwei Flugstunden entfernt.

Unter der Führung des Nationaltrainers Markku Kanerva sicherten sich die Finnen die Qualifikation mit dem zweiten Platz in ihrer Qualifikationsgruppe hinter Italien. Angefeuert vom besten Torschützen der Gruppe, Teemu Pukki, der zehn Treffer erzielte, entwickelten sich die Finnen im Laufe der Qualifikation zu einer beeindruckenden Mannschaft. Finnland hofft inständig, dass eine Verletzung, die sich Pukki in einem Spiel für seinen englischen Verein, den Zweitliga-Meister Norwich City, zugezogen hat, rechtzeitig ausheilt, damit er an der Europameisterschaft teilnehmen kann.

Teamgeist

Ein Fußballspieler ist in die Luft gesprungen und der gegnerische Torwart hat den Ball in der Luft abgefangen.

Der finnische Spieler Tim Sparv (in Weiß) versucht in einem EM-Qualifikationsspiel im Oktober 2019 den Ball an Torhüter Ibrahim Šehić (12) von Bosnien und Herzegowina vorbeizuspielen.Foto: Markku Ulander/Lehtikuva

Pukki ist zweifellos eine Tormaschine, aber dies ist kein Ein-Mann-Team, und eine der Stärken der Mannschaft ist ihr überragender Teamgeist. Als Finnlands Glen Kamara, der für den schottischen Meister Glasgow Rangers spielt, in einem Spiel gegen Slavia Prag rassistisch beschimpft wurde, zeigten sich seine finnischen Mannschaftskameraden kurz darauf mit „We stand with Glen“-T-Shirts. Finnlands Kapitän Tim Sparv äußerte sich in den Medien ebenfalls ähnlich solidarisch.

Und etwas weniger Ernstes: In Irland wird gewitzelt, dass Finnland den einzigen Iren im Turnier hat. Irland hat sich nicht qualifiziert, aber der finnische Verteidiger Daniel O’Shaughnessy besitzt aufgrund seines irischen Vaters die doppelte Staatsbürgerschaft.

Zum Abschluss noch eine amüsante Fußballanektdote: Das Spiel gegen Belgien wird Erinnerungen an ein EM-Qualifikationsspiel zwischen denselben beiden Mannschaften im Olympiastadion von Helsinki im Juni 2007 wachrufen. Der Schiedsrichter musste das Spiel für mehrere Minuten unterbrechen, als, sehr zur Erheiterung der finnischen Fans, ein riesiger Uhu, der später Bubi genannt wurde, im Sturzflug auf dem belgischen Tor landete. Seitdem trägt die finnische Herren-Nationalmannschaft den Spitznamen Uhu (Huuhkajat auf Finnisch). Finnland gewann dieses Spiel mit 2:0.

Von Tim Bird, Mai 2021