Finnlands Heavy Metal rockt Jung und Alt

In Finnland macht die Band Hevisaurus heitere, lehrreiche, exportierbare und echsenartige Heavy-Metal-Musik für Kinder.

Finnland ist weltbekannt für seine Heavy-Metal-Musik. Auch in der Kindermusikszene mischt Metal mit, und zwar in der Form von Reptilien, die zu einer Band gehören, die sich Hevisaurus nennt. Das spielerische und zugleich lehrreiche Konzept wird sogar zunehmend zu einem Exportgeschäft.

Kinder auf der ganzen Welt mögen in der Regel schmalzige, fröhliche Zuckerwattenmusik. Hevisaurus gibt sich jedoch anders: Die Show des Quintetts vereint Heavy Metal und Dinosaurier. Die Band ist ganz in Dinosaurierkostüme gekleidet und an Verstärker angeschlossen, die auf der Bühne kinderfreundliche 85 Dezibel erreichen.

Ihren ersten Auftritt hatte die auf zwei- bis neunjährige Kinder ausgerichtete Gruppe im September 2009. Im selben Jahr kam auch ihr Debütalbum „Jurahevin kuninkaat“ (Die Könige des jurassischen Metals) problemlos auf Platz fünf der finnischen Albumcharts. Mit Songs über Kaugummikauen, Milchtrinken und der Zugehörigkeit zur „Saurus-Armee“ sind sie von Jahr zu Jahr beliebter geworden. 2012 gelangte „Kadonneen lohikäärmeen arvoitus“ (Das Rätsel um den verlorenen Drachen) auf den Spitzenplatz der heimischen Charts. Der Film „Heavysaurus – ein rockiges Steinzeit-Abenteuer“, wie er in Deutschland heißt,  (Originaltitel „Hevisaurus-elokuva“) hatte 2015 in Finnland Premiere, und ihr zehntes Album, „Maailmankiertueella“ (Welttournee), erschien 2025.

65 Millionen Jahre musikalische Evolution

Trotz ihrer etwas wilden Bühnenshow sind die Dinosaurier überraschenderweise viel scheuer, als man vielleicht denkt. Die Reptilienband verweist diesen neugierigen Journalisten an ihren menschlichen Sprecher, Jan Streng.

„Hevisaurus steht für spaßige Figuren, schöne Geschichten, Musik, Farben und Beleuchtung“, sagt Streng. „Die Band ist angemessen heavy, aber nicht furchterregend.“

Die finnische Kinderkultur scheut sich nicht vor monsterartigen Figuren mit einer guten Botschaft. In ihren Mumin-Büchern führte die finnische Illustratorin und Schriftstellerin Tove Jansson die Morra (Mörkö auf Finnisch; Mårran auf Schwedisch) ein, ein furchterregendes, monströses Wesen, mit dem die anderen Figuren dennoch Mitgefühl und Verständnis entwickeln.

Ähnlich wie viele andere Kindermusiker vereint Hevisaurus Unterhaltung und Bildung.Angesichts der Präsenz von Doppelpedalschlagzeug und heulenden Gitarrensoli in ihren Songs darf wohl gesagt werden, dass Wiegenlieder nicht gerade zum Repertoire der Hevisaurus gehören. Eines ist sicher: Sie wollen alle zum Mitwippen bringen, wenn nicht sogar zum Headbanging.

„Zweifellos engagieren sich auch Erwachsene sehr für unsere Konzerte“, sagt Streng. „Sie sind etwas für die gesamte Familie.“

Daheim mit Heavy Metal

In einem Wohnzimmer spielt ein Mann Gitarre, und ein Kind trommelt mit Trommelstöcken auf Kissen, während sie und ein weiteres Kind sich ein Video von als Dinosaurier verkleideten Musikern anschauen.

Stolz, dass sie Heavy Metal mögen: Petri and die Kids ziehen im Wohnzimmer zu den Klängen reptilischen Heavy Metalls eine Rockshow ab.Foto: Anna O’Sullivan

Bei Petri Niemi läuft der Fernseher, genauer ein DVD mit einem Live-Auftritt der Dino-Metal-Musiker, die sich gerade durch ihre populäre Single „Räyh“ hindurchstampfen.

„Mein Lieblingsbandmitglied ist Komppi Momppi“, sagt Niemis sechsjähriger Sohn Joel, der anschließend sogleich begeistert auf einem behelfsmäßigen Drumkit aus Kissen herumtrommelt, die über das Sofa verstreut sind. Der Vater klimpert dazu auf einer Ukulele und bringt damit verwegen seine lebenslange Leidenschaft für Heavy Metal zum Ausdruck.

„Hevisaurus ist gut gespielte Heavy-Metal-Musik“, sagt Niemi einen Moment später, als er wieder zu Atem kommt. „Es dreht sich alles darum, dass sich Kinder in Sicherheit austoben können.“

Joels Leidenschaft für Musik hat sich mittlerweile über den Jam-Session-Raum des Wohnzimmers hinaus ausgedehnt; er und seine Freunde haben in der Kita eine eigene Band gegründet, mit der sie unter anderem Hevisaurus-Songs spielen.

„Er hört auch andere Musik, nicht nur Heavy Metal“, betont Niemi. „Aber ja, als Vater bin ich stolz darauf, dass er Heavy-Metal-Musik mag.“

Prähistorische Exportexpansion

Mehrere Musiker in Dinosaurierkostümen treten auf einer Bühne vor einer Kindermenge auf.

Grün ist das neue Schwarz: Hevisaurus ist mittlerweile ein Exportkonzept, das sogar schon Argentinien erreicht hat. Foto mit freundlicher Genehmigung von Hevisaurus

Das Ausmaß des Erfolgs der Gruppe hat dazu geführt, dass das Konzept jetzt ins Ausland exportiert wird. Konzept und Marke stammen aus Finnland, aber Dinosaurier haben keine Nationalität. Wenn eine Formation der Band anderswo auftritt, spielt sie in der jeweiligen Landessprache.

Eine spanischsprachige Version, Heavysaurios, trat beispielsweise in Argentinien und Spanien auf. Eine weitere Gruppe der Jurassic-Rocker tourte durch Schweden. In Deutschland, wo die Heavy-Metal-Dinosaurier HeavySaurus heißen, haben sie Hunderte von Konzerten gegeben und über 25 Millionen Aufrufe auf YouTube erzielt. Eine englische Version trat sogar bei Britain’s Got Talent auf, wo sie Coversongs von Queen-, KISS- und Bon-Jovi-Songs sang.

Es scheint, als würden die Heavy-Metal-Dinosaurier nicht so schnell aussterben.

Von James O’Sullivan, September 2013, aktualisiert Mai 2025