Finnische Jugendbuchautorin landet Hit

Die junge finnische Autorin Salla Simukka schafft sich mit ihrer Schneewittchen-Trilogie eine weltweite Fangemeinde.

Die junge finnische Jugendbuchautorin Salla Simukka erobert die Welt mit ihrer Schneewittchen-Trilogie, die so spannend wie ein Krimi und so wundersam wie ein Märchen ist.

Es war beinahe wie im Märchen. Bis auf Tove Jansson und ihren Mumins befand sich Finnlands Kinder- und Jugendliteratur fast im internationalen Winterschlaf. Dann kamen ein paar clevere Verleger auf die Idee, mehr in diese Literaturzweige zu investieren, und siehe da, sie erweckten allmählich das Interesse des Auslands, und eine Prinzessin namens Salla Simukka wurde gekrönt.

„Sie war ein fremdes, unbekanntes Puzzleteil, für das es keinen vorherbestimmten Platz gab, das überraschenderweise aber so gut wie überall reinpasste. Sie war nicht wie die anderen. Und irgendwie war sie genau wie die anderen.“ So beschreibt sich die Einzelgängerin Lumikki (übers. Schneewittchen) im ersten Band der neuen Jugendthriller-Trilogie von Salla Simukka, „So rot wie Blut“.

Ein Teil davon dürfte auch auf die Schriftstellerin selbst zutreffen, die von sich sagt: „Ich bin gesellig und zugleich Einsiedlerin. Ich brauche viel Einsamkeit“.

Die zahlreichen, genre-übergreifenden Bücher der preisgekrönten Jugendbuchautorin, Übersetzerin und Literaturkritikerin (geb. 1981) erfreuen sich in Finnland höchster Beliebtheit. Für ihre Romane „Jäljellä“ (Ohne Spur) und „Toisaalla“ (Woanders), die beide in der nahen Zukunft spielen, wurde die junge Autorin im Januar 2013 mit dem Topelius-Preis, dem ältesten finnischen Preis für Kinder- und Jugendliteratur, ausgezeichnet.

Und nun erscheint die bildhafte, superspannende Lumikki-Trilogie gleich in mehr als 40 Ländern, eine Sensation auf dem finnischen Jugendbüchermarkt, wofür Simukka im Dezember 2013 den Finnischen Staatspreis bekam, der in Anerkennung einer bedeutenden künstlerischen Leistung oder eines künstlerischen Durchbruchs vergeben wird.

Auch junge Leute lesen, wenn es sie anspricht

Simukkas fesselnde Bücher enthalten Märchen- und Thrillerelemente.

Simukkas fesselnde Bücher enthalten Märchen- und Thrillerelemente.Foto: Antti Aimo-Koivisto/Lehtikuva

Es werde häufig der Fehler gemacht, sich die jungen Leute als eine einheitliche Gruppe vorzustellen, was die Lesegewohnheiten angehe, aber das träfe nicht zu, meint die Preisträgerin.

„Der beste Weg, sicherzustellen, dass junge Menschen weiter lesen, ist ihnen eine breite Palette vielfältiger, qualitativ hochwertiger, interessanter und mitreißender Literatur zu bieten“. Und das tut Simukka.

„Wir sind uns alle bewusst, dass junge Leser wesentlich weniger lesen als früher, aber Simukka fesselt. Sie ist populär und zieht neue Leser an. Ihre Protagonistin ist ein wagemutiges Mädchen, das alles infrage stellt, aber auf humorvolle Weise“, sagt Iris Schwank, die Direktorin von FILI, der Förderorganisation für finnische Literatur, begeistert.

Märchenhafter Thriller

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Simukkas Bücher erscheinen auf Deutsch, Englisch und in Dutzenden anderer Sprachen.Buchumschlag: Laura Lyytinen

In „So rot wie Blut“ geht es vordergründig um eine tote blutjunge Russin, blutiges Geld und Lumikkis ungewollte Verwicklung in den Drogenhandel und natürlich die Aufklärung des Mords. Doch es geht auch um jugendliche Archetypen und einen Hauch von kollektiven Unbewusstem: „Es war einmal ein Mädchen, das sich zu fürchten lernte“. Das ist für Simukka einer der Kernsätze ihres Buchs. Dieser Satz alleine zeigt schon, dass das Buch in Sprache, Erzählung und auf Symbolik-Ebene viele Märchenelemente enthält, obwohl es sich wie ein Krimi liest.

Simukka, die sich bereits als 21-Jährige mit ihrem ersten Buch „Kun Enkelit Katsovat Muualle“ (Wenn Engel wegsehen), einer Geschichte über die Liebesgeschichte zweier Mädchen, hervorgetan hat, bezeichnet sich selbst als visuellen Menschen. „Mein Schreibprozess beginnt meist mit dem Titel und normalerweise mit einigen starken Bildern, von denen aus ich die Story sich entwickeln lasse“, erläutert die Autorin.

Ein solches Bild ist in ihrem ersten Buch der Trilogie das rote Blut, das in den taufrischen Schnee sickert, auch der Winter an sich, der symbolhaft und bildhaft im Buch eine wichtige Rolle spielt. „Ich liebe die Kunst und versuche, so zu schreiben, dass die Leser die Ereignisse bildlich vor Augen haben“, sagt die neue Starautorin.

So rot wie Blut, so weiß wie Schnee, so schwarz wie Ebenholz

„Ich liebe die Kunst und versuche, so zu schreiben, dass die Leser die Ereignisse bildlich vor Augen haben“, sagt Simukka

„Ich liebe die Kunst und versuche, so zu schreiben, dass die Leser die Ereignisse bildlich vor Augen haben“, sagt SimukkaFoto: Lars Kastila

Simukka, die in der südfinnischen Arbeiterstadt Tampere geboren wurde, wo ihre Buchheldin auf die Schule für Bühnenkunst geht, erzählt in ihren Büchern, ob Dystopie oder Märchenthriller, von den alltäglichen Problemen Heranwachsender. In der etwas moralhaften Schneewittchen-Trilogie geht es um das Heranreifen der 17-jährigen, zurückhaltenden und sarkastischen Lumikki, deren Kindheit von Traumas und Mobbing geprägt war, um die Überwindung ihrer Ängste und schließlich den Aufbau ihres Selbstvertrauens.

Die Idee zur Trilogie kam der Autorin im Frühling 2011 in einem Frankfurter Buchladen, als sie sich dort die Auslagen ansah, und nun präsentiert sie sie in eben dieser Stadt auf der Frankfurter Buchmesse 2014. „Ich dachte im Laden, es wäre doch interessant, einen Thriller für junge Erwachsene zu schreiben. Und sobald ich mir den Titel ‚So rot wie Blut‘ ausgedacht hatte, den ich für einen Krimi gut fand, war mir klar, dass ‚So weiß wie Schnee‘, und ‚So schwarz wie Ebenholz‘ folgen musste“.

Das Erscheinen letzterer Bände, die 2013 und 2014 auf Finnisch herauskamen und von einem unheiligen Kult und Lumikkis angeblicher Halbschwester in Prag erzählen sowie über einen gefährlichen Stalker, erste Liebe und Enthüllungen der Vergangenheit, ist für dieses Jahr und 2015 vorgesehen.

Von Rebecca Libermann, September 2014