Finnlands arktisches Wetter-Know-how reist in die pazifischen Tropen

Wir sprechen mit einem Samoaner und einem Finnen über eine vierjährige Zusammenarbeit zwischen dem Finnischen Meteorologischen Institut und 14 pazifischen Inselstaaten zur Verbesserung entscheidender Wettervorhersagen und Warnfunktionalitäten.

Im Februar 2016 toste der stärkste, jemals registrierte tropische Wirbelsturm durch den Südpazifik. Mit Windgeschwindigkeiten von 285 Stundenkilometern verwüstete der Wirbelsturm Wilson kleine, tief liegende Inseln und verursachte Schäden in Höhe von 1,2 Milliarden Euro. Vorwarnung ist der Schlüssel zum Überleben eines solchen Sturms. Das Finnische Meteorologische Institut (FMI) hat deshalb mit pazifischen Inselstaaten zusammengearbeitet, um lebenswichtige Wettervorhersagen und Warndienste zu entwickeln.

Viele Inseln liegen nur knapp über dem Meeresspiegel. Australische Forscher sind zu dem Schluss gekommen, dass das Meer in diesem Gebiet jährlich um etwa zehn Millimeter ansteigt, und dass der Klimawandel zu stärkeren Stürmen führen könnte. Diese Kombination könnte Sturmfluten zur Folge haben, die einige Inseln vollständig überwältigen würden.

„Das Sammeln und die Verbreitung von Informationen ist extrem wichtig“, sagt Eerikäinen, „nicht nur um Eigentum zu schützen, sondern auch Leben zu retten.“

Die Vorteile einer besseren Vorhersage

Die Reichweite des FINPAC-Projekts erstreckt sich über 14 Länder: die Cookinseln, die Föderierten Staaten von Mikronesien, Fidschi, Kiribati, die Marshallinseln, Nauru, Niue, Palau, Papua-Neuguinea, Samoa, die Salomonen, Tonga, Tuvalu und Vanuatu.Karte mit freundlicher Genehmigung von FINPAC

Und so wurde das finnisch-pazifische (FINPAC) Projekt geboren, das vom Sekretariat des pazifischen regionalen Umweltprogramms (SPREP) koordiniert und vom finnische Außenministerium unter Verwendung von Mitteln der Entwicklungszusammenarbeit [vollständige Aufklärung: Das Ministerium produziert auch ThisisFINLAND] unterstützt wurde. Das vierjährige Projekt wurde im Sommer 2017 abgeschlossen.

Salesa Nihmei, Meteorologie- und Klimabeauftragter des SPREP auf Samoa, erklärt, dass das Projekt zwei Hauptziele umfasste: die Verbesserung der Wettervorhersage und die bessere Nutzung dieser Informationen im Verbund mit den ortsansässigen Dorfbewohnern.

„Wir wollten die Gefährdung der Existenzgrundlagen der pazifischen Inselstaaten in Hinsicht auf die Auswirkungen des Klimawandels vermindern“, sagt Nihmei. „Wir haben die Kapazität der nationalen meteorologischen Dienste dieser Länder verbessert, Wetter-, Klima- und Frühwarndienste bereitzustellen. Wir haben dies in Zusammenarbeit mit der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften zum Nutzen der Dorfbewohner in den pazifischen Gemeinden getan.“

Schneestürme und tropische Wirbelstürme

Der Direktor der Tonga Meteorologischen Dienste, Ofa Fa’anunu (links im Vordergrund), spricht mit Mitgliedern der Gemeinde auf der Insel Mounga’one.Foto: SPREP

Man könnte sich fragen, was finnische Meteorologen, die es gewohnt sind, sich mit Schneestürmen und gefrorenen Meeren zu beschäftigen, über Wettervorhersagen im sonnigen Südpazifik wissen. Kann das Fachwissen über die Vorhersage von Schneefall in Voraussagen von Taifunen umgesetzt werden?

„Nein, nein“, antwortet Eerikäinen lachend. „Das Vorhersagen tropischen Wetters unterscheidet sich durchaus von der Vorhersage des finnischen Wetters. Wir stellen nur das Instrumentarium zur Verfügung; sie wissen über ihr eigenes Wetter Bescheid.“

Das Instrumentarium umfasst sowohl automatisierte als auch manuelle Wetterbeobachtungsstationen. FMI half, einige alte wieder instand zu setzen, und lieferte auch Ersatzteile. Zusätzlich stellte das Institut das meteorologische Anzeigesystem SmartMet und das SmartAlert-Unwetterwarnsystem zur Verfügung.

„Die lokalen meteorologischen Dienste können SmartMet für allgemeine Wettervorhersagen verwenden“, sagt Eerikäinen. „Sie erhalten damit zahlreiche Daten auf einer einzigen Plattform, die sie für Wettervorhersagen in neuen Formaten digital modifizieren können. SmartAlert bietet Warnungen im gängigen Landkartenformat. Dritte können diese Informationen nutzen und ihre eigenen Systeme damit aktualisieren, und normale Menschen können auf ihren Smartphones an Google Maps gesendete Warnungen erhalten.“

Dorfbewohner engagieren sich

In Epau, Vanuatu, diskutieren Gemeindemitglieder eine Risikolandkarte, die auf die Wand der örtlichen Schule gemalt ist und potenzielle Überschwemmungsgebiete, Erdrutschgefahren und andere für Evakuierungspläne relevante Informationen anzeigt.Foto: SPREP

Doch FINPAC war nicht nur eine technische Lösung. Lokale Meteorologen wurden im Umgang mit den Systemen geschult. Eine Verbesserung der Wettervorhersage ist jedoch keine Hilfe, wenn diese Informationen nicht effektiv genutzt werden können. Ein Schlüssel war die Beteiligung von Nachrichtenorganisationen.

„Wir haben auch die Medien mit den Meteorologen zusammengebracht“, sagt Nihmei. „Sie diskutierten miteinander über die Chancen und Herausforderungen von Wetterinformationen, und wie sie in einer einfachen Terminologie bereitgestellt oder in die eigenen gemeinsamen Sprachen übersetzt werden können.“

Lokale Gemeinden wurden am gesamten Prozess beteiligt, von der anfänglichen Planung bis zur Installation der Systeme. Das Rote Kreuz half bei den Bereitschaftsmaßnahmen und unterstrich dabei die Notwendigkeit, Zuständigkeiten bei einem Sturm festzulegen und aufzuklären, wie Dächer festgemacht werden sollten. Es wurden große Schilder aufgestellt, auf denen die einzelnen Notrufnummern angegeben sind, außerdem wie Windstärken gemessen werden und welche Routen für die Evakuierung eingeschlagen werden sollen.

„Das war wirklich ein einzigartiges Projekt“, meint Eerikäinen. „Wir haben noch nie ein Projekt entlang der gesamten Wertschöpfungskette durchgeführt und sind sehr zufrieden damit, wie es ausgefallen ist. Finnische Entwicklungshilfe basiert auf Nachhaltigkeit, daher sind wir bestrebt, die Unterstützung fortzusetzen und in der Region die Kapazitäten auszubauen.“

Von David J. Cord, November 2017