Nachhaltig einkaufen in Helsinki

Ökofreundliche, ethische Kleidungs- und Designerprodukte gibt es in Helsinki in Hülle und Fülle.

Ob Innendesign, Kleidung oder Geschenkartikel, in der Helsinkier Innenstadt bietet ein dichtes Ladennetz eine Fülle von umweltfreundlichen internationalen und finnischen Marken.

Heutige Konsumenten werden immer umweltbewusster und wollen sicher sein, dass ihre anvisierten Anschaffungen ethisch fair und umweltgerecht hergestellt worden sind. Der Trend, lieber regionale Produkte zu kaufen, beschränkt sich heutzutage aber nicht bloß auf Lebensmittel wie anfänglich, sondern hat sich auf andere Industriezweige ausgeweitet. Das gleich gilt für den Leitgedanken, lieber in Qualität als maßen produzierte Wegwerfgüter zu investieren. Letzteres ist ein Konzept, das in Finnland bereits vor mehr als einem halben Jahrhundert Fuß gefasst hat.

Die finnische Hauptstadt (eine halbe Million Einwohner, 1,3 Millionen im Großraum Helsinki) bietet eine große Auswahl an Boutiquen und Läden mit einem ausgesprochen grünen Flair. Da viele sich auf bestimmte Stadteile in der Innenstadt konzentrieren, ist es ganz einfach, einen Schaufensterbummel zu machen.

Nachhaltiges und stilvolles Finnland

Helsinki ist in den letzten mehr als zehn Jahren bei stil- und umweltbewussten Reisenden in Sachen Shopping zum Begriff geworden. Zahlreiche einheimische Talente haben weltweite Anerkennung gefunden.

2009 verlieh die finnische Ausgabe von „Elle“ der in Paris lebenden Designerin Anna Ruohonen einen Umweltpreis für ihre maßgeschneiderte Damen- und Herrenbekleidung, und Paola Suhonen mit ihrem ethisch orientierten Made-in-Finland-Label IVANAhelsinki war 2008 die allererste finnische Modeschöpferin gewesen, die zur renommierten Pariser Fashion Week eingeladen wurde.

Den Anfang unseres grünen Stadtbummels macht jedoch das Punavuori-Viertel, das Soho von Helsinki. Hier findet man in der Tiia Vanhatapio Couture Boutique Noir (Laivurinkatu 43) am Viiskulma-Kreuz wunderschöne Cocktail-Kleider und originelle Kinderkleidung, deren Herstellung ideologisch auf nachhaltige Entwicklung ausgerichtet ist.

Direkt nebenan befindet sich The Green Dress (Erottajankatu 5). Der Laden offeriert neben Vintage-Damenbekleidung und Accessoires überdies Brandneues. Oder aber „aus alt mach‘ neu“: Hierher kann man auch seine alten Kleider bringen und restylen lassen. Und TOMS Schuhe führt The Green Dress ebenfalls, und beim Kauf tut man auch was Gutes, denn für jedes Paar gekaufter Schuhe erhält ein Kind in Not von TOMS ebenfalls Schuhe. Im Geiste der Wiederverwertung bietet der Shop zudem einen Handtaschenverleih an, bei dem man superteure Gucci- oder Marc Jacobs-Taschen gegen Entgelt borgen kann.

Straßen voller Boutiquen

Made in Finland: IVANAhelsinki war das allererste finnische Modehaus auf der renommierten Pariser Fashion Week.

Made in Finland: IVANAhelsinki war das allererste finnische Modehaus auf der renommierten Pariser Fashion Week.Foto: Tuomas Peltomaa

Globe Hope, jetzt mit zwei Geschäften in Helsinki vertreten (Mannerheimintie 22-24 und Aleksanterinkatu 28), ist ein Paradebeispiel für nachhaltiges Einkaufen. Alles im Laden ist aus Material, das eigentlich für die Müllhalde bestimmt war, wie etwa Schlüsselanhänger aus Computer-Tastaturen, schmucke Broschen aus alten Reißverschlüssen und Obstschalen aus Vinyl-Schallplatten.

Globe Hope ist eine von Finnlands führenden Ökomarken, die ausgediente Krankenhaustextilien, Arbeitskleidung und Vintage-Stoffe zu Kleidung, Taschen, Schuhen und Accessoires verarbeitet.

In einer Nebenstraße der Frederikinkatu präsentiert HundPark (Roobertinkatu 17-19) Kleidung und Accessoires von jungen, hippen, finnischen Designern wie Miia Halmesmaa, Hankala und Kaksi-Två. Viele davon sind aus recycelten Materialien gefertigt und handgemachte Einzelteile. Eine bedruckte Leinwandtasche von HundPark ist stets die bessere Wahl, als mit einer Plastiktasche Lebensmittel oder Bücher zu schleppen.

In der nahe gelegenen Uudenmaankatu kommt man zu IVANAhelsinki (Uudenmaankatu 15), das Modelabel Paola Suhonens, einer der bekanntesten Designerinnen Finnlands, und ihrer Schwester Pirjo. Sie begannen den heutigen Trend, lange bevor Nachhaltigkeit zum Modewort wurde. Ihre Philosophie heißt ethische und ökologische Produktionsbedingungen.

Grüner Luxus

Es spricht einiges für die Investition in hochwertige Produkte, die wegen der hohen Anschaffungskosten und großen Handwerkskunst als Luxuswaren gelten. Gut gefertigte Produkte halten länger und können somit langfristig gesehen günstiger sein.

My o My (9 Erottajankatu Hof) ist pfiffig eingerichtet und führt Kleidung von Alexander McQueen, Tsumori Chisato, Vanessa Bruno und Pedro Garcia sowie Geschenkartikel und Accessoires.

Beam (Erottajankatu 15-17) führt APC, Acne, Helmut Lang und Marc by Marc Jacobs, während Urban a* (Erottajankatu 1-3) viele skandinavische Qualitätsmarken bietet wie Malene Birger, Bruuns Bazaar, Stylesnob und eine eigene Linie handgefertigten Schmucks zu günstigen Preisen.

Design-Zentrum

Design Forum Finland ist nicht nur ein Shop, sondern auch eine Ausstellungsgalerie, die Objekte wie Kirsti Taiviolas Aarre-Tischlampe zeigt.

Design Forum Finland ist nicht nur ein Shop, sondern auch eine Ausstellungsgalerie, die Objekte wie Kirsti Taiviolas Aarre-Tischlampe zeigt.Foto: Liisa Valonen/Design Forum Finland

In der Erottajakatu, die Teil des offiziellen Helsinkier Designerviertels ist, trifft man auch auf das Design Forum Finland (Erottajankatu 7). DFF offeriert eine riesige Vielfalt neuesten Designs, von Geschenkartikeln bis zu Notizbüchern, Lampen und Schmuck.

Schlendert man die Straße hinunter und um die Ecke, kommt man zur Esplanade, Helsinkis schönstem, touristischstem Boulevard. Auf der Flaniermeile findet man eine Fülle von Läden, die von Finnlands fulminanter, designerischer Vergangenheit zeugen.

Lange bevor Umweltschutz zum internationalen Trend wurde, schufen der weltberühmte Architekt und Designer Alvar Aalto (1898-1976) und seine Frau Aino, die 1935 Artek (Eteläesplanadi 18) mitbegründeten, Möbel und Haushaltswaren, deren Grundlage die Idee von Funktionalität und zeitloser Ästhetik war. Viele Designs des Ehepaars werden heute noch produziert.

Alle Unternehmungen Arteks sind heutzutage stark grün ausgerichtet. Arteks kreativer Kopf, der britische Design-Star Tom Dixon zeichnete für zahlreiche Projekte verantwortlich, einschließlich einer ökologisch inspirierten Bambusmöbelkollektion namens „Bambu“ und der Möbelserie „2nd Cycle“, zu der Artek ausrangierte Möbel der Firma wieder einsammelte und neuerlich verkaufte.

Und um Bootsfahrer zum Recyceln anzuhalten, schuf der ebenfalls bekannte finnische Industriedesigner Harri Koskinen für die SavetheC-Organisation eine Kollektion strapazierfähiger, wasserdichter Taschen aus alten Segeln.

Auf keinen Fall wegwerfen

Man überquert die Straße und schon steht man einem weiteren finnischen Design-Klassiker gegenüber, Glas- und Geschirrwaren-Hersteller Iittala (Pohjoisesplanadi 25). Mit dem Leitspruch „Gegen die Wegwerfkultur“ propagiert das Unternehmen eine von Grund auf grüne Haltung. Besser Geld in einen gut gefertigten Design-Klassiker zu stecken wie einen Satz Trinkgläser, die einem Tag für Tag Freude bringen, fast unverwüstlich sind und ihren Wert behalten, als billige Gläser von schlechter Qualität zu kaufen, die jede ein oder zwei Jahre ersetzt werden müssen.

Auf der gleichen Straßenseite befindet sich auch Marimekko (Pohjoisesplanadi 31). Außer diesem Vorzeigeladen unterhält das Mode- und Designunternehmen eine weitere kleinere Boutique dort, wo die Esplanade anfängt. Marimekko wurde 1951 gegründet und ist eins der größten internationalen Markenzeichen Finnlands. Marimekkos Philosophie ist schon seit Langem, dass seine Heimtextilien, Kleidungstücke und Accessoires von hoher Qualität, haltbar sowie mit ideologisch orientiert konzipiert sein müssen.

Zu guter Letzt: Für Einkaufsbummler, die nicht herumrennen wollen, gibt es Stockmann (Aleksanterinkatu 52), auch liebevoll das Harrods Helsinki genannt. Das Kaufhaus beherbergt acht Einkaufsetagen und führt viele der bereits erwähnten Marken wie Tiia Vanhatapio, Iittala und Marimekko.

Maß statt Maßenware

Im Shop von Left Foot Company (Eteläesplanadi 8) können sich Herren mithilfe eines Fuß-Scans Schuhe nach Maß machen lassen. Der Kunde kann sich zudem den Stil, das Material und die Farbe des Schuhs auswählen. Die Daten werden anschließend in die Fabrik geschickt. Damit wird unnötige Massenproduktion vermieden.

Adressen:

Artek, Eteläesplanadi 18
Beam , Erottajankatu 15–17
Design Forum Finland, Erottajankat 7
Edel City, Fredrinkinkatu 33
Globe Hope Mannerheimintie 22–24, Aleksanterinkatu 28
Iittala, Pohjoisesplanadi 25, Urho Kekkosen katu 1 a 14
IvanaHelsinki, Uudenmaankatu 15
Left Shoe Company, Kluuvikatu 1
Marimekko, Pohjoisesplanadi 33, Urho Kekkosen katu 1
My o My, Erottajankatu 9 courtyard, Aleksanterinkatu 36
OVVN, Iso Roobertinkatu 17–19
Stockmann, Aleksanterinkatu 52
Urban a*, Erottajankatu 1–3
 

Von Katja Pantzar, aktualisiert im Oktober 2011