Made in Finland: Schweden schickt die finnische Sauna-Party-Band KAJ zum ESC

Ganz überraschend hat Schweden die finnische Comedy-Band KAJ als ihren Act für den Eurovision Song Contest 2025 nominiert. Für Finnland tritt Erika Vikman an.

Anfang März wählten die schwedischen Fernsehzuschauer und eine Expertenjury „Bara Bada Bastu“ (in etwa „Lass uns doch in die Sauna gehen“) zu ihrem Song für den jährlichen Eurovision Song Contest (ESC) im Mai in Basel (Schweiz).

Der von einer fröhlichen Choreografie unterstützte Song von KAJ ist eine einfache und eingängige Ode an die Freuden des finnischen Saunabadens. KAJ ist ein schwedischsprachiges Trio aus Westfinnland, das sich selbst als Spaß-Band bezeichnet. Schwedisch ist eine der Amtssprachen Finnlands und wird von mehr als 5 Prozent der Bevölkerung gesprochen, vor allem an der Küste.

Der Song landete schnell auf Platz eins der Global Viral 50-Liste von Spotify. Das Video wurde in den ersten Tagen mehr als zwei Millionen Mal gestreamt und in zahlreichen Kommentaren wurde der Band für einen Moment des Spaßes und der Flucht vor den Sorgen der Welt gedankt.

Die Songs von KAJ zeichnen sich immer durch einen einfachen, stampfenden Tanzbeat aus und schaffen eine ausgelassene Partystimmung. In „Bara Bada Bastu“ gibt es Einflüsse von Reggae, Techno und Stadionhymnen.

Freundschaftliche Rivalen

Eine Frau mit platinblondem Haar und schwarzem Outfit steht vor einer rosafarbenen Wand, die mit weißen Logos bedeckt ist.

Die finnische Sängerin Erika Vikman tritt für Finnland beim Eurovision Song Contest 2025 an.Foto: Jussi Nukari/Lehtikuva

Kevin Holmström, Axel Åhman und Jakob Norrgård waren erst zehn Jahre alt, als sie 2009 KAJ gründeten. Den Namen der Gruppe bildeten die Musiker von der Westküste Finnlands aus ihren Initialen, genau wie die berühmtesten ESC-Gewinner aller Zeiten, ABBA aus Schweden, die den Song Contest vor etwas mehr als 50 Jahren gewannen.

Björn Ulvaeus von ABBA gehörte zu denjenigen, die sich über den Sieg von KAJ beim Melodifestivalen, dem schwedischen ESC-Vorentscheid, freuten. Er postete ein Social-Media-Video aus seiner eigenen Sauna und gratulierte ihnen zu ihrem „super-einprägsamen Ohrwurm“. Die Band repostete es mit den Worten: „Wir haben unser viertes Mitglied gefunden.“

Für Finnland wird Erika Vikman mit „Ich komme“ in Basel auftreten. Ihr heißer Song ist keineswegs so familienfreundlich wie das Sauna-Lied von KAJ. Vikmans „Ich komme“ ist der erste finnische Beitrag überhaupt mit einem deutschen Titel.

Die Einwohner der teilnehmenden Länder können nicht für den Beitrag ihres eigenen Landes beim ESC stimmen, so dass Schweden auf viele finnische Stimmen zählen kann, während Finnland auf Stimmen aus dem deutschsprachigen Raum hofft – und natürlich aus Schweden.

Skurril ist einprägsam

Ein Sänger in einem leuchtend grünen Oberteil kniet mit vier Tänzern in rosa Outfits.

Der finnische Rapper Käärijä (Jere Pöyhönen) tritt mit „Cha Cha Cha“ beim Eurovision Song Contest 2023 auf.Foto: Vesa Moilanen/Lehtikuva

Finnland war bis Anfang des 19. Jahrhunderts jahrhundertelang Teil des Königreichs Schweden, und die beiden Länder sind freundschaftliche Rivalen, vor allem im Eishockey und anderen Sportarten. Diese Rivalität schwappte 2023 auch auf den ESC über, als der temperamentvolle finnische Rapper Käärijä mit „Cha Cha Cha“ das Publikumsvoting gewann, aber in der Gesamtwertung hinter der Schwedin Loreen, die ihren zweiten ESC-Sieg errang, auf Platz zwei landete.

Finnland nimmt seit 1961 am ESC teil und kam bis 2006, als die Monster-Metal-Band Lordi mit „Hard Rock Hallelujah“ gewann, nie über den sechsten Platz hinaus. Mit „Hard Rock Halleluja“ stellte die Band einen Punkterekord auf.

In gewisser Weise setzt KAJ die Tradition der albernen Novelty-Acts Lordi, Käärijä und Windows95man (Finnlands Vertreter im Jahr 2024) fort. Die Erfolge der beiden Erstgenannten haben gezeigt, dass die ESC-Wähler manchmal einfach nach einem Song suchen, der Spaß macht und ins Ohr geht, und nicht nach den glatten, melodramatischen Power-Balladen, die oft gewinnen – und oft aus Schweden kommen.

Heißes Topic

Drei Männer in Anzügen posieren, einer hält ein Akkordeon, ein anderer einen Strauß kleiner Blätter und der dritte eine Schöpfkelle in der Hand.

KAJ, das sind drei junge Männer aus Westfinnland (von links): Axel Åhman, Kevin Holmström und Jakob Norrgård.Foto: Erik Åhman

„Bara Bada Bastu“ ist eine stimmungsvolle Huldigung der finnischen Saunakultur. Mit rund 3,3 Millionen Saunen in einem Land mit 5,6 Millionen Einwohnern nimmt Finnland das Dampfbaden ernst. 2020 nahm die Unesco die „Saunakultur in Finnland“ in ihre Liste des immateriellen Kulturerbes auf.

Obwohl verschiedene Arten von Schwitzbädern seit Jahrhunderten auf der ganzen Welt in Gebrauch sind, ist Finnland das Land, das am häufigsten mit der modernen Sauna assoziiert wird. „Sauna“ ist auch das einzige finnische Wort, das in anderen Sprachen weit verbreitet ist (der schwedische Begriff ‚Bastu‘ kommt von ‚Badstuga‘ oder ‚Badehütte‘).

„Sauna“ ist eines der wenigen finnischsprachigen Wörter, die in ‚Bara bada bastu‘ eingestreut sind, zusammen mit yksi, kaksi, kolme (eins, zwei, drei) – beispielsweise in der Zeile “Yksi, kaksi, kolme, sauna!“ Der heiß umkämpfte Wettbewerb kann beginnen.

Von Wif Stenger, März 2025