Müsste man die finnische Rockband French Films mit einem Wort umreißen, dann würde man sie “frisch” nennen.
Selbstsicher bewegen sie sich auf der Bühne eines der renommiertesten Helsinkier Indie-Musik-Festivals. Fröhlich wirken sie. Sie hüpfen herum, lachen und spielen ihre Gitarren, als wäre es der Tag ihres Schulabschlusses und sie würden auf einer amerikanischen Highschool-Party spielen. Diese sorglose, wilde Partystimmung unterscheidet sich etwas vom üblichen Klang der finnischen Musik, die häufig von schweren Rhythmen und einem Hauch von Nostalgie geprägt ist.
„Na, wenn man in Finnland lebt, kann man ein melancholisches Flair im Liedtext praktisch kaum vermeiden“, erzählt uns der sonnenbebrillte Sänger der Gruppe, Johannes Leppänen nach dem Konzert hinter der Bühne, während er sich an einem wohlverdienten Getränk labt. Obwohl er es als Privileg ansieht, überhaupt auf der Bühne zu stehen, wirkt die Unbeschwertheit, die der 22-Jährige an den Tag legt, zugleich sehr selbstsicher. „Vor ein paar Jahren hatte ich noch nicht einmal das Geld für den Eintritt zum Festival. Ich pflegte meinen Freunden zu sagen, dass wir eines Tages hier spielen werden. Und siehe da, in diesem Jahr ist es wahr geworden!“
Eine Zukunft wie im Film
Obwohl sie früh auftreten müssen, die Veranstalter die Türen erst spät öffnen und mit einer Gitarre was nicht stimmt, schafft French Films es, in einer halben Stunde voller brillanter Gitarrenriffs, jugendlicher Energie und cooler Vibes das Publikum zum Tanzen und Rasen zu bringen.
Die Band macht Furore und das zurecht. Sie wird von der finnischen Fachpresse als die vielversprechendste Band in der Musikszene bewertet, ein künftiger Chartstürmer. Ihre Mitglieder, Johannes, Joni, Mikael, Santtu und Antti, haben bereits mehr erreicht als die meisten neuen Bands: Bloß ein gutes Jahr nach der Veröffentlichung ihrer ersten EP, „Golden Sea“, ist die Gruppe bereits bekannt.
„Die Wahrheit ist, dass die Internet-Werbung uns sehr geholfen hat“, sagt Johannes. „Vor zehn Jahren wäre dies wahrscheinlich nicht möglich gewesen. Doch jetzt gibt es Facebook, MySpace und all die Blogs, die uns protegieren. Manchmal teilen uns Fans mit, dass sie irgendeinen französischen Film mögen. Ich bin jedoch kein Experte auf diesem Gebiet. Der Name unserer Band entstand in einem Gespräch mit Joni, unserem Gitarristen. Aber solange sie Fans sind, ist uns alles recht.”
Japan im Visier
Derzeit ist die Gruppe damit beschäftigt, der Welt zu beweisen, dass sich French Films auf mehr bezieht als Godard und Truffaut. Das erste Album der Band, „Imaginary Future“, ist im September 2011 herausgekommen, die Europatournee läuft weiter, und Ende des Jahres geht es zum ersten Mal nach Japan.
„Ich bin schon ganz aufgeregt über unsere Reise nach Japan“, sagt Johannes begeistert. „Es soll ein unglaubliches Land sein. Ich bin noch nie dort gewesen. Es ist fantastisch, dass unsere Musik uns die Möglichkeit gibt, Orte wie diesen zu besuchen.“
Obwohl die Musik von French Films zum Entspannen einlädt und seine Zuhörer in Partystimmung versetzt, stehen diese Finnen mit beiden Füßen fest auf dem Boden: „Wir möchten dem Publikum für alles danken,“ sagt Johannes vor dem Publikum. „Wir hoffen, ihr genießt das Konzert, kauft das neue Album und haltet euch vom Faschismus fern, denn der bringt nie Gutes!“ Mit einem verschmitzten Lächeln ruft er den Fans diese Abschiedsbotschaft zu.
Von Antonio Díaz, September 2011