Schon immer waren in Finnland Aktivitäten im Freien – Skifahren, Wandern, Angeln, Beeren- und Pilzsammeln – populär. Die Beliebtheit einer anderen Freizeitbeschäftigung – der Natur- und Tierfotografie – zeigt, dass die Finnen die Natur noch nie so sehr geschätzt haben wie heute.
Die pandemiebedingten Reisebeschränkungen, so der Vorsitzende des Finnischen Verbands der Naturfotografen, Kari Wallgren, hätten sich spürbar ausgewirkt. Die Finnen haben die Naturreichtümer vor ihrer Haustür wieder oder in vielen Fällen zum ersten Mal entdeckt. Die fabelhaften Ausblicke auf die Bergkämme und Wälder von Koli im Osten und die Meereslandschaften des Åland-Archipels im Westen ziehen immer mehr einheimische Touristen an.
Dennoch glaubt Wallgren, dass Aktivitäten in der Natur, einschließlich der Fotografie, bereits vor Beginn der Pandemie immer beliebter wurden. „Heutzutage hat jeder eine Kamera in seinem Mobiltelefon. Die Hemmschwelle mit dem Fotografieren zu beginnen, ist daher niedrig“, sagt er. „Man merkt dann aber sehr bald, dass man eine bessere Kamera braucht, vor allem, wenn man sich schnell bewegende Ziele fotografieren will.“
Jung und erfolgreich
Erst kürzlich wurden brilliante Tieraufnahmen von Finnen, vor allem von jüngeren Fotorafen, im Rahmen des Wettbewerbs „Wildlife Photographer of the Year 2021“ ausgezeichnet. Der vom Natural History Museum in London ins Leben gerufene und organisierte Wettbewerb ist der größte und renommierteste internationale Fotowettbewerb seiner Art. Zwei junge Finnen, Onni Rantanen und Lasse Kurkela, belegten in der Alterskategorie 15-17 Jahre einen der vorderen Plätze. Rantanens hervorragendes Foto von drei Seidenschwänzen in einem verschneiten finnischen Garten brachte ihm eine lobende Erwähnung ein, während Kurkelas wunderschön getimtes Bild eines über verschneite Baumkronen fliegenden Unglückshähers den Sieg in der Altersgruppe errang.
Für Kurkela ist dies der jüngste in einer beeindruckenden Reihe von Preisen, darunter eine besondere Würdigung in der Kategorie „Wildlife Photographer of the Year’s 10-years-and-under“ im Jahr 2013 für die Aufnahme eines Vielfraßes, der sich einer Elster nähert. Es sind aber nicht die Auszeichnungen, die ihn bei der Naturfotografie motivieren.
Auszeichnungen und Motivation
„Mich inspiriert, die Natur zu betrachten und Kunst zu schaffen“, sagt Kurkela. „Auch die Fotos anderer Fotografen haben einen gewissen Einfluss. Momentan plane ich jedoch, Ingenieurwissenschaften zu studieren. Aber ob ich dann als Ingenieur, als Fotograf oder in einem anderen Bereich arbeiten werde, weiß ich noch nicht. Beim Fotografieren denke ich nicht an Wettbewerbe, aber sie sind ein sehr schöner Bonus.“
Kurkelas prämierte Aufnahme eines Unglückshähers wurde auch bei zahlreichen weiteren Wettbewerben ausgezeichnet, darunter dem Naturfoto des Jahres. Finnlands bedeutendster Fotowettbewerb wird vom Finnischen Verband der Naturfotografen veranstaltet. „Unser Verband ist der größte seiner Art in Europa“, sagt Wallgren. „Die Mitgliederzahl liegt schon seit einigen Jahren bei etwa 3 000. Für den Wettbewerb 2021 gab es über 15 000 Einsendungen. 2020 haben wir die Höchstzahl pro Teilnehmer von 30 auf 24 reduziert. Wir haben trotzdem noch mehr als 13 000 Fotoeinsendungen erhalten.“
Dank verbesserter Ausrüstung und einer gründlicheren Vorbereitung vor den Aufnahmen habe sich die Qualität gesteigert, konstatiert Wallgren. Auch die verfügbare Technologie hat sich weiterentwickelt, und immer mehr Fotografen verwenden Drohnen für Luftaufnahmen von Landschaften. Der Gesamtsieger für 2021 ist der Spezialist für Unterwasserfotografie Pekka Tuuri.
Neue Horizonte
Sehen Sie sich das Kenia-Safari-Video von Olli Teirilä an, das bei den Benjamin Mkapa African Wildlife Photography Awards 2021 in der Kategorie Video gewonnen hat. Video: Black Grouse Photography
Die professionellen Videofunktionen von Digitalkameras eröffnen finnischen Fotografen zusätzliche kreative Möglichkeiten. Auch beschränken sich die Fotografen nicht ausschließlich auf Finnlands Naturschönheiten. Der Outdoor-Enthusiast und Naturfilmer Olli Teirilä hat während der Pandemie die Natur in und um Helsinki fotografiert. Er kann es aber kaum erwarten, wieder Videos auf Safaris in Kenia und anderswo zu drehen. Eine Montage von Videoclips mit dem Titel Magical Maasai Mara brachte ihm 2021 den ersten Preis in der Videokategorie des Benjamin Mkapa African Wildlife Photography Awards ein.
Für Teirilä, der mit seiner Partnerin Alison Buttigieg reist und dreht, sind Videos erfüllender als Fotos. „Es steckt so viel mehr Arbeit in einem fertigen Video“, sagt er. „Aber ein schönes Foto von einem spannenden Moment ist schwer zu übertreffen.“
Obwohl er eine Leidenschaft für die afrikanische Tierwelt hegt, weiß er die fotografischen Möglichkeiten in seiner näheren Umgebung inzwischen mehr zu schätzen. „Ich würde sehr gerne den Lek [Balzritual] des Birkhuhns und den immer schwerer zu entdeckenden Luchs filmen und fotografieren“, sagt Teirilä. „Zumindest diese beiden stehen noch auf meiner Liste.“
Finnlands Naturfotografien des Jahres (2021)
Von Tim Bird, Februar 2022