Vor Hossas herausgeputzten Besucherzentrum führen einladende Wege durch weitläufige Kieferwälder zu einem stillen, von farbenfrohen Sumpfpflanzen umsäumten See. Dieser herrliche, 3,5 km lange Naturpfad gehöre zu Hossas Highlights, findet Umwelterzieherin Riitta Nykänen von Parks & Wildlife Finland, das zur Planung des neuen Nationalparks in Ostfinnland, etwa 80 km südlich von Kuusamo, beigetragen hat.
„Hossas Landschaften, darunter unberührte Wälder, glasklare Seen und sandige Hügelrücken, die sich seit der Eiszeit nicht verändert haben, sind so typisch finnisch, dass sie eine ausgezeichnete Wahl für einen Park darstellen, der die Unabhängigkeit unseres Landes feiert“, erklärt Nykänen.
„Es gibt zudem historische Gründe für die Wahl, denn bei Suomussalmi befindet sich der Heimatort des ersten finnischen Präsidenten, K.J. Ståhlberg, wo auch eine der ersten Proklamationen mit der Forderung nach unserer Unabhängigkeit unterzeichnet wurde. Später im Zweiten Weltkrieg wurden hier in unseren Grenzwäldern heftige Kämpfe zur Bewahrung unserer Unabhängigkeit ausgefochten“, fügt sie hinzu.
Mysteriöse Figuren aus ferner Vergangenheit
Eine weitere Hauptattraktion im Hossa-Nationalpark ist die imposante Serie von uralten Felsmalereien, die an den Värikallio-Seeklippen noch sichtbar sind, obwohl sie bereits vor 4000 – 5000 Jahren gemalt worden sind. Die Malereien stellen unter anderem Strichmännchen dar, dämonische gehörnte Figuren, identifizierbare Tiere und zwei beeindruckende, menschenähnliche Gestalten mit großen dreieckigen Köpfen, die auch das Logo des Nationalparks prägen.
Ein neuer Laufsteg über den See zu den Värikallio-Klippen gibt Besuchern einen herrlichen Blick auf die Malereien frei, die sich laut Expertenmeinung auf Jagdrituale oder schamanistische Zeremonien beziehen könnten. Aber niemand weiß das mit Sicherheit; daher ist es verlockend sich vorzustellen, was sich die finnischen Steinzeitkünstler wohl dabei gedacht haben.
Nicht weit von der Värikallio-Felsenwand liegt Julma Ölkky, ein langer, schluchtartiger See, der von spektakulären, schroffen Klippen überragt wird. Dank einer neuen Hängebrücke können kühne Wanderer die eine Seite des Sees empor- und die andere herunterklettern, aber die beste Aussicht auf die Schlucht hat man vom Wasser aus. Besucher können an geführten Kanuausflügen teilnehmen oder eine pittoreske Fahrt mit einem Schiff unternehmen, das im Sommer in regelmäßigen Abständen vom südlichen Ende des Schluchtsees ablegt.
Abenteuer und Entspannung in wilder Umgebung
Nykänen streicht auch die natürliche Vielfalt der Tierwelt im Hossa-Nationalpark heraus. „Hossas kristallklare Bäche und Seen sind ungewöhnlich reich an Sauerstoff, da sie weitgehend aus Quellen gespeist werden. Das heißt, in ihnen tummeln sich aquatische Kleinlebewesen und damit auch Fische und Wasservögel wie Wasseramseln und Taucher“, erläutert sie. Hossa ist außerdem ein Habitat für Waldvögel, darunter Falken, Eulen und Spechte, sowie für Ottern, Luchse und gelegentlich streunende Bären und Wölfe.
Hossas Umgestaltung von einem Wandergebiet in einen Nationalpark hat bereits die Besucherzahlen in die Höhe schnellen lassen. Ortsansässige Firmen bereiten sich mit Eifer darauf vor, Besuchern mit unterschiedlichen Interessen mehr Dienstleistungen zu bieten. Das kleine Familienunternehmen Hossan Lumo, das von Maija Daly, einem Mädchen aus der Gegend, und ihrem irischen Ehemann, Lenny Daly, betrieben wird, vermietet Ausrüstung, darunter Mountainbikes mit breiten Rädern, Kajaks und Stehpaddel-Boards sowie Unterkunft in einer gemütlichen Hütte am See.
Spaß auf dem Wasser
„Hossas klare, blaue Seen sind ideal zum Paddeln. Es herrscht neuerdings ein internationaler Boom im Stehpaddeln, das erst jetzt in Finnland populär geworden ist“, sagt Lenny Daly.
Daly zufolge sind die Wanderwege entlang der sandigen Moränenrücken für Mountainbiking ebenfalls ideal. „Weitere unterhaltsame, vor Ort verfügbare Aktivitäten sind Bärenbeobachtungsausflüge, die die Nacht hindurch dauern, geführte Touren zur Kriegsgeschichte und im Winter Husky-Safaris. Sogar Yoga und Pilates auf SUP-Boards sind zu haben“, fügt er hinzu.
Rentierhaltung bildet hier nach wie vor einen wichtigen Lebensunterhalt in der Region. Im Hossa-Rentierpark können Besucher auf einem bewirtschafteten Hof Rentiere hautnah kennenlernen und, wenn ihnen der Sinn danach steht, das Nutztier als Essen kosten. Im Übrigen keine Angst, falls man draußen zwischen den Bäumen im Park ein großes Tier erspäht, handelt es sich viel wahrscheinlicher um ein schüchternes Rentier als um einen Wolf oder Bären.
Von Fran Weaver, Juni 2017