Kein Schnee ohne finnische Langläufer

Finnlands quicklebendige Langlauftradition begeistert junge Städter, und die jährlichen Rennen sind ein Publikumsmagnet.

Finnland ist nicht nur das Land der 188 000 Seen, sondern auch der Tausende Kilometer Loipen, die jeden Winter aufs Neue das Land durchziehen. Die uralte Tradition des Skilanglaufs ist quicklebendig, teilweise weil sich immer mehr junge Städter der Unkompliziertheit und niedrigen Kosten wegen diesem Sport verschreiben.

Der Skilanglauf ist in Skandinavien erfunden worden und kann – so der Internationale Skiverband – 5 000 Jahre zurückverfolgt werden. Der Sport bietet ein fabelhaftes Ganzkörpertraining begleitet von einem endlosen Panorama unberührter Natur, genauso wie es in allen Finnland-Reiseführern steht.

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Die Sonne geht gemächlich unter, und ein Langläufer gleitet über das gefrorene Wasser, dessen Ufer in der Ferne Stadtgebäude säumen.Foto: Antti Aimo-Koivisto/Lehtikuva

Früher wurden Skier aus massivem Holz gemacht und waren schwerer. In den 1970er Jahren verbreiteten sich jedoch allmählich Skier aus diversen Kunststoffen. Auch der Fahrstil wurde weiterentwickelt: Der finnische Langläufer Pauli Siitonen, der 1973 den schwedischen Wasalauf gewann, gilt als einer der Wegbereiter der Skatingtechnik. Der Langläufer schert dabei aus den maschinenpräparierten Loipen seitlich in den Schnee aus, wobei sein Schub schräg zur Bewegungsrichtung erfolgt. Also bleibt er nicht mit seinen beiden Skiern in den Parallelspuren.

Der US-Amerikaner Bill Koch popularisierte den Stil, als er 1982 den Skilanglauf-Weltcup gewann. Die neuartige Methode sorgte in der Langlaufwelt anfänglich für Furore. Doch schon bald war klar, dass sie die schnellste, nicht-motorisierte Fortbewegungsmethode des Menschen im Schnee darstellte.

Profi-Langläufer brauchten für den Stilwechsel eine neue Skiausrüstung und mussten total umlernen. Die Skatingtechnik zeichnet sich dadurch aus, dass bei ihr die Skier in einer V-Form nach aussen zeigen, und dass man sich mit einem Doppelarmschwung vorwärtsstösst. Da in Finnland Eislaufen auch sehr beliebt ist, fällt diese Langlaufmethode hier vielen jungen Beginnern nicht schwer.

Städtische Langläufer

Der Konjunkturrückgang scheint, die Entwicklung der finnischen Stadtregionen bislang nicht zu beeinflussen, denn die Zuwanderung finnischer und nicht-finnischer Bevölkerung in den Grossraum Helsinki ist recht erheblich. Für junge Städter ist der Langlauf eine preiswerte Lösung, sich im Winter an der frischen Luft zu bewegen.

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Dieser Langläufer mag vielleicht einem Insekt ähneln, aber wer mit seinen Skiern erst einmal durch die finnische Winterlandschaft gefahren ist, wird den Langlauf nicht mehr missen wollen.Foto: Visit Finland

Antony Starr, der an der Helsinkier Universität studiert, wuchs in einer Familie auf, in der jeder Langlauf praktizierte. Für ihn stellt das heute einen guten winterlichen Ersatz fürs Joggen dar. „Helsinki ist ein ausgezeichneter Ort zum Langlaufen“, sagt er. „Es gibt hier in der Nähe, wo ich wohne, in der Nachbarschaft von Viikki (das am Stadtrand liegt), drei oder vier verschiedene Möglichkeiten dazu. Ich versuche stets eine Strecke von 10 bis 12 Kilometern zurückzulegen, wenn ich nach draussen gehe, aber das hängt vom Wetter ab sowie von meinem Zeitplan.“

„Minus zehn Grad Celsius ist mein Limit, obwohl das eigentlich gar nicht so kalt ist, wenn man sich erst mal aufgewärmt hat.“

Der Finlandia-Skimarathon, eine der renommiertesten Langlauf-Massenveranstaltungen des Landes, lockte 2014 fast 5 200 Langläufer an. 2013 feierte das Rennen, das als Austragungsort auf eine lange Geschichte im Kalender seriöser Langläufer zurückblicken kann, sein 40-jähriges Jubiläum. Das Rennen findet in der südfinnischen Stadt Lahti statt und ist eine Etappe des internationalen FIS-Marathon-Cups, die Hunderte ausländischer Teilnehmer anzieht. Die Mehrheit der Wettbewerber nimmt am 50-Kilometer-Lauf des Finlandia teil.

Einmal gemeistert, erlaubt die Skatingtechnik dem mittelmässig gesunden Langläufer, sich über einen längeren Zeitraum hinweg mit einer Geschwindigkeit von 10 bis 12 Kilometern pro Stunde vorwärtszubewegen, während Profis, wie man es erwarten würde, um einiges schneller fahren. Die Sieger des Finlandia bringen die Rennstrecke in etwa zwei Stunden und 20 Minuten hinter sich. Heute werden die Traditionalisten in der Regel auf ihren Fahrspuren von athletischen jungen Körpern überholt, die in hautenge, maßgeschneiderte Skikleidung eingehüllt über das Gelände preschen.

Ihnen ist es egal, dass ihre gewölbten Schutzbrillen und langen, fuchtelnden Stöcke sie wie eine Art von Hightechspinnen aussehen lassen. Sie wehen mit dem Schnee dahin.

Von Anthony Shaw, Februar 2013, aktualisiert 2015