Jedes Jahr nehmen finnische Universitäten Tausende von Austauschstudenten aus der ganzen Welt auf. Sie tauchen in die finnische Kultur ein, begeistern sich für Aktivitäten in der Natur, lernen neue Freunde kennen und versuchen, den Schlüssel zum finnischen Glück zu finden.
Wouter Janssen aus den Niederlanden, Victoria Hafke aus Deutschland und Talha Yılmaz aus der Türkei wählten Finnland für ihren Austausch, um einen einzigartigen Ort zu entdecken und die nordische Kultur, den Lebensstil und das Wohlbefinden kennenzulernen.
„Mich hat die finnische Natur angezogen, und ich wollte auch herausbekommen, warum die Finnen als die glücklichsten Menschen der Welt gelten“, sagt Janssen. Er hat ein Semester an der Hanken School of Economics in Helsinki verbracht. Zu Hause studiert er Volks- und Betriebswirtschaft an der Universität Tilburg.
Willkommensveranstaltungen
In den ersten Wochen des Semesters organisieren die von Studenten geleiteten Austauschausschüsse der finnischen Universitäten tägliche Willkommensaktivitäten. Buddy-Programme mit finnischen Studierenden halfen den Neuankömmlingen bei der Kurswahl und dem Einleben in ihr neues Umfeld.
„Während all der Veranstaltungen und Aktivitäten, die für uns organisiert wurden, war es sehr einfach, Leute zu treffen und kennenzulernen“, sagt Hafke, eine Wirtschaftsstudentin der Universität Vallendar. Sie verbrachte ein Semester an der Hanken School of Economics.
Yılmaz, der Wirtschaftsingenieurwesen an der MEF-Universität in Istanbul studiert, entschied sich für ein Austauschsemester an der Lappeenranta-Lahti University of Technology (LUT) in Lappeenranta im Südosten Finnlands. Auch er fand es einfach, sich an die neue Umgebung anzupassen und Freundschaften zu schließen.
„Alles war gut organisiert, einschließlich eines Willkommenspakets mit einer Handy-SIM-Karte und Informationen über die Gegend sowie einer Orientierungswoche mit Aktivitäten auf dem gesamten Campus“, sagt Yılmaz. Auch während des Semesters boten beide Universitäten in Durchschnitt eine Veranstaltung pro Woche an.
Vorbereitung auf das Berufsleben
Janssen, Hafke und Yılmaz haben ihr Studium in Finnland genossen und heben mehrere Aspekte hervor, die sie besonders schätzten.
„Finnische Universitäten bereiten die Studierenden mit modernen Lehrmethoden auf das Berufsleben vor, indem sie den Schwerpunkt auf Teamarbeit, analytische Fähigkeiten und soziale Interaktion legen“, sagt Yılmaz. „Die Gruppenarbeit mit Menschen aus unterschiedlichen Kulturen ist ein hervorragendes Training für zukünftige internationale Karrieren.“
Janssen und Hafke fiel die Flexibilität bei der Kurswahl auf, die Bachelor- und Masterstudenten die Teilnahme an denselben Kursen ermöglicht. Die Benotung erfolgt in der Regel auf der Grundlage von Aufgaben, wissenschaftlichen Arbeiten und Gruppenprojekten sowie einer abschließenden Bewertung.
„In Finnland liegt der Schwerpunkt eher auf dem gesamten Lernprozess als auf dem Bestehen von Prüfungen“, sagt Hafke.
Yılmaz ergänzt, dass die Professoren die Studierenden unterstützen und die Kurse interessant gestalten. Hafke und Janssen waren überrascht, dass die Studierenden die Professoren duzen, aber dieser informelle Umgang machte sie leichter ansprechbar.
Alle in Finnland absolvierten Kurse werden an den Heimatuniversitäten der Studierenden angerechnet.
Gleichgewicht zwischen Studium und Freizeit
Yılmaz empfindet das finnische Bildungssystem als studentenfreundlich. Es fördere ein gesundes Gleichgewicht zwischen Studium und Freizeit.
In seiner Freizeit erkundete er 11 finnische Städte und besuchte Stockholm in Schweden, Tallinn und Estland und die lettische Hauptstadt Riga. Außerdem lernte er die finnische Kultur kennen, backte finnische Zimtschnecken, genoss die alle drei Wochen stattfindenden kostenlosen Saunaabende und ging sogar in der Nähe seiner Studentenwohnung im Saimaa-See schwimmen. Wandern, Angeln und Kanufahren auf dem See standen ebenfalls ganz oben auf seiner Liste der Lieblingsaktivitäten.
Janssen und Hafke nahmen an den zahlreichen vom Austauschkomitee organisierten Reisen teil, besuchten Tallinn, Stockholm und den hohen Norden Finnlands, wanderten in Nationalparks und genossen die Treffen mit Kommilitonen. Ein Höhepunkt war ein privater Ausflug zu einem Ferienhaus am See in Mittelfinnland.
Sie wollten auch diesen Teil der finnischen Lebensweise kennen lernen und mieteten daher mit einer Gruppe von Freunden mitten im Wald eine Hütte mit Sauna, Whirlpool und Ruderboot. „Es war wunderbar“, sagt Hafke. „Die finnische Natur ist wirklich wunderschön, und bietet viele Möglichkeiten für Aktivitäten.“
Alle drei bekamen ihre eigenen Studenten-Overalls, eine Besonderheit des finnischen Studentenlebens, und nahmen an Nähabenden teil, um Aufnäher anzubringen. Es sind Andenken an die besuchten Veranstaltungen.
Der Schlüssel zum Glück
Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels ging ihr Auslandssemester zu Ende. Alle drei bereiteten sich mit gemischten Gefühlen auf ihre Heimreise vor.
„Es war eine absolut tolle Erfahrung“, sagt Hafke. Janssen stimmt dem zu. Er hofft, dass er die ruhige und entspannte finnische Lebensweise mitnehmen kann, die seiner Meinung nach einer der Schlüssel zum finnischen Glück ist.
Yılmaz erwähnt die ausgewogene Balance zwischen Arbeit und Freizeit. Er habe gelernt, dass es möglich sei, ohne Einschränkung der beruflichen Leistung verschiedene Bereiche des Lebens zu genießen.
Hafke und Janssen haben Finnland als ein gut organisiertes Land mit einem hohen Maß an zwischenmenschlichem Vertrauen erlebt. Als Beispiel nennen sie die Bereitstellung von Brennholz in den Nationalparks für jedermann und auf die Selbstbedienungskassen in Lebensmittelläden, an denen niemand den Kassenbon kontrolliert.
Wenn er sich noch einmal entscheiden müsste, würde er nichts anders machen, ergänzt Janssen.
Weitere Informationen über das Studium in Finnland finden Sie bei ThisisFINLAND unter den Studieninfos.
Von Catarina Stewen, Januar 2025