Schatztruhe: finnische UNESCO-Stätten

Wir erkunden Finnlands einzigartige Kultur- und Naturschätze, die auf der berühmten UNESCO-Weltkulturerbe-Liste stehen.

Eine gotische Holzkirche aus dem Jahr 1763, das „Gibraltar des Nordens“ und eine Schärengruppe, die immer noch im Begriff ist, sich aus dem Meer zu erheben, stellen bloß einen geringen Teil einer langen UNESCO-Weltkulturerbe-Liste von einzigartigen finnischen Kultur- und Naturschätzen dar.

Die Liste umfasst Stätten in aller Welt – bis 2013 waren es 981 -, die unvergleichlichen kulturellen, historischen oder ökologischen Wert besitzen.

Finnland ratifizierte 1987 die Konvention zum Schutz des Weltkultur- und -naturerbes. Heute nennt das Land sieben UNESCO-Welterbestätten sein Eigen, sechs Kulturstätten und ein Naturdenkmal.

Die Altstadt von Rauma

3136-rauma-old-town-visitfinland-jpg

Foto: Jussi Hellsten/Visit Finland

 Die Altstadt von Rauma, die in der südwestlichen Region Satakunta liegt, ist ein echtes historisches Juwel mit gut erhaltenen Gebäuden und einer mittelalterlichen Anordnung der Gassen. Neben idyllischen Holzhäusern bietet die Altstadt von Rauma auch die Kirche des Heiligen Kreuzes, die im 15. Jahrhundert gebaut wurde und mit mittelalterlichen Gemälden prunkt.

Zahlreiche Gebäude an der Hauptstraße stammen aus dem 18. Jahrhundert und erhielten später eine Fassadenverkleidung im Stil der Neurenaissance. Der alte Stadtkern von Rauma bildet jedoch nach wie vor einen lebendigen Teil der Stadt mit Geschäften, Cafés, gemütlichen Restaurants und Künstlerateliers.

Suomenlinna

3136-suomenlinn_flickr_jyrki-liikanen-jpg

Foto: Jyrki Liikanen/flickr

Die Küstenbastion Suomenlinna wurde 1748 auf sieben Felsinseln vor Helsinki gegründet und gilt als einer der kulturellen Schätze Finnlands. Die Menschen, die Suomenlinna erbauten, um Schweden besser gegen Russland verteidigen zu können, nannten sie das „Gibraltar des Nordens“.

1808 fiel die Festung infolge eines Angriffs der russischen Streitkräfte. Sie blieb 100 Jahre lang eine wilde russische Grenzstadt. Heute werden die miteinander verbundenen Inseln als Teil von Helsinki betrachtet, und 850 Menschen sind dort zu Hause. Zahlreiche Gebäude und Garnisonsbauwerke wurden zu Wohnungen, Büros, Konferenzorten, Restaurants und Museen umgestaltet.

 Die Alte Kirche von Petäjävesi

3136-petajavesi_church_the-national-board-of-antiquities-jpg

Foto: Finnisches Denkmalschutzamt

Die Alte Kirche von Petäjävesi ist ein Musterbeispiel für die nordische Holzbautradition. Sie wurde 1994 in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. In der Kirche verbinden sich mitteleuropäische Architekturstile mit uralten Holzbauweisen.

Die Kirche wurde 1763-65 auf einer Landenge zwischen den Seen Jämsänvesi und Petäjävesi errichtet und weist Elemente der Renaissance, der Gotik und der finnischen Holzbauweise auf. Die Inneneinrichtung der Kirche ist praktisch im Originalzustand erhalten geblieben. Im Sommer wurde die Kirche früher mit dem Boot, im Winter über das Eis erreicht.

Verla Holzschliff- und Kartonfabrik

3136-verla_flickr_antti-nissinen-jpg

Foto: Antti Nissinen/flickr

Dieses malerische Industriedorf mit seiner alten Kartonfabrik liegt an den nördlichen Ausläufern des Kymi-Flusses im Südosten Finnlands. 1971 öffnete es als erstes Industriemuseum des Landes Besuchern seine Pforten.

Der für den österreichischen Papierhersteller Gottlieb Kreidl, vom deutschen, in Wyborg lebenden Architekten Carl Eduard Dippell entworfene Komplex von Fabrikgebäuden, Maschinenräumen und dem sich anschließenden Industriedorf mit seinen Arbeiterwohnungen schafft eine unnachahmliche Atmosphäre, die die Geburt der finnischen Holzindustrie widerspiegelt. Kunsthandwerksstätten und Stände beleben im Sommer die ehemaligen Stallungen.

Bronzezeitliche Grabstätten auf dem Sammallahdenmäki

3136-sammallahdenmaki_grave_finland_visitfinland_juho-kuva-jpg

Foto: Juho Kuva/Visit Finland

Die Gesteinshaufen auf dem Sammallahdenmäki-Hügel bieten einen eindrucksvollen Einblick in frühzeitliche, religiöse Bestattungsrituale und -bräuche. Sie sind charakteristisch für die Gesellschaften, die in der nordischen Bronzezeit und der frühen Eisenzeit (von 1600 bis 50 v. Chr.) in Westfinnland lebten.

Die Steinhügel auf dem Sammallahdenmäki zeigen, wie damals die Toten an der Küste üblicherweise begraben wurden. Im Laufe der Jahrhunderte ist das Land allerdings angestiegen und befindet sich nicht mehr in Meeresnähe. Sammallahdenmäki war die erste archäologische Stätte Finnlands, die 1999 in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen wurde.

Der Struve-Bogen

3136-alatornion_kko_kesa_courtesy-of-tornion-seurakunta-jpg

Foto mit freundlicher Genehmigung der Kirche in Tornio

Der geodätische Struve-Bogen wurde 2005 als gemeinsames Weltkulturerbe Finnlands und neun weiterer Länder in die UNESCO-Liste eingetragen. Er ist nach einem russischen Astronomen deutscher Herkunft namens Friedrich Georg Wilhelm von Struve benannt, der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Form und Größe der Erde bestimmen wollte.

Der Bogen besteht aus einem über 2.820 Kilometer langem Netz von 265 geodätischen Vermessungspunkten. Einer der Messpunkte befindet sich im Glockenturm der Kirche von Alatornio in Tornio (siehe Foto). Die Messungen entlang des Meridianbogens wurden von 1816 bis 1855 durchgeführt. Fast 1.000 Kilometer des Bogens ziehen sich durch Finnland.

Der Kvarken-Schärengarten

3136-vaasa_kvarken-world-heritage-area_painovaaka_js_visitfinland_jaakko-salo-jpg

Foto: Jakko Salo/Visit Finland

Der Kvarken-Schärengarten und Schwedens Höga Kusten (Hohe Küste) jenseits des Ostseeausläufers bilden ein gemeinsames UNESCO-Welterbe, das ein einzigartiges Beispiel für in Aktion befindliche geologische Prozesse darstellt. 5.600 Inseln zählt die Region, wobei das meiste Gebiet unter Wasser liegt.

Vor mehr als 10.000 Jahren wurde die Erdkruste vom Gewicht des Gletschereises befreit und hebt sich seither weiter um rund einen Meter per 100 Jahre. Auch die Landmasse wächst jährlich etwa um einen Quadratkilometer. In 2000 Jahren wird sie voraussichtlich derart zugenommen haben, dass Finnland und Schweden dort zusammenwachsen.

Von Anna Liukko