Die finnische Comiczeichnerin Kaisa Leka bricht mit Vorurteilen über Behinderungen und das Leben im Freien

Die preisgekrönte Künstlerin und Abenteurerin Kaisa Leka möchte sicherstellen, dass die Natur für alle zugänglich ist. Ihre Beinprothesen haben sie quer durch die Vereinigten Staaten und bis zum Nordpolarmeer getragen, aber ihre wahren Lieblingsorte verbergen sich auf den unzähligen Inseln im finnischen Archipel.

„Das Anlegen an der Insel war wegen des Winds und der Wellen sehr schwierig. Auf einmal tauchten aus dem Leuchtturm Menschen mit Helmen auf den Köpfen und Besen in den Händen auf.“

Dieser Kajakausflug zum Leuchtturm Märket, der auf einer kleinen, baumlosen Insel an der finnisch-schwedischen Grenze steht, gehört zu Kaisa Lekas absoluten Lieblingserinnerungen. Er hat alles zu bieten, was sie sich für ein Abenteuer wünscht: wunderschöne Natur, körperliche Aktivität und eine Erinnerung daran, dass – auch wenn Schwierigkeiten möglicherweise unvermeidbar sind – in der Regel alles gut ausgeht. Bei den Menschen handelte es sich um Freiwillige, die im Leuchtturm arbeiteten und zu den Kajakfahrern eilten, um sie zu einer sichereren Anlegestelle zu führen.

Und die Helme und Besen? Schutz vor Seeschwalben – Meeresvögeln, die auf den abgelegenen Schären im riesigen finnischen Archipel nisten.

„Das war ein sehr außergewöhnlicher Kajakausflug mit einem sehr außergewöhnlichen Empfang an einem sehr außergewöhnlichen Ort. Wir zelteten dort drei Tage lang, da der Wind wieder zunahm. Die Freiwilligen heizten die Sauna für uns auf, damit wir uns waschen konnten“, erinnert sie sich lächelnd an ihre Geschichte zurück.

Abenteuer auf neuen Beinen

Die finnische Comiczeichnerin Kaisa Leka erzählt uns von ihrem Leben und ihrer Arbeit.
Video: ThisisFINLAND

Kaisa Leka ist eine preisgekrönte Comic-Künstlerin und eine ungewöhnliche Abenteurerin, die zeigen möchte, dass die Natur allen zusteht.

Sie wurde, wie sie es ausdrückt, mit „komischen Füßen“ geboren. Diese Füße verursachten ihr immer größere Schmerzen und Schwierigkeiten beim Bewegen. Im Alter von 23 Jahren ließ sie ihre Füße unterhalb ihrer Knie amputieren – eine Erfahrung, die sie in ihrem hochgelobten Comicbuch I Am Not These Feet (übers. Ich bin nicht diese Beine) dokumentiert hat.

Sie begann, Beinprothesen zu verwenden. Mit den Prothesen konnte sich Kaisa freier bewegen. Zunächst begann sie mit kurzen Fahrradausflügen. Bald darauf wurden aus den kurzen Ausflügen Abenteuer mit Übernachtungen. Und bevor sie sich versah, radelte sie mit ihrem Mann Christoffer der Länge nach durch Finnland, von Porvoo im Süden bis zum Nordpolarmeer im nördlichsten Teil von Norwegen. Als sie die weiten Flächen von Lappland erreichten, verstand Leka auf einmal das Ausmaß ihrer Leistung.

„Ich dachte mir:  Das kann nicht wahr sein. Ich bin den ganzen Weg hierhergefahren.“

Lekas Abenteuerbiographie ist eine eindrucksvolle Lektüre: Radfahren durch die Vereinigten Staaten, Paddeln vom Weißen Meer bis zur Ostsee, Bezwingen der Berge Marokkos mit dem Fahrrad. Auch wenn viele ihrer Abenteuer wochen- oder monatelang dauern, weiß sie ganz bewusst, die kürzeren Ausflüge in der Nähe ihrer Heimatstadt Porvoo zu schätzen.

„Nach draußen zu gehen und an einem sonnigen Wintertag zwei Kilometer Rad zu fahren oder mit Snacks zum Naherholungsgebiet zu gehen, kann völlig ausreichen.“

Die Natur gehört allen

Eine Frau mit Prothesenfüßen steht auf einem Bein zwischen einem Zelt und zwei Kajaks auf einem großen Felsen am Meer.

Foto: Christoffer Leka

Auch wenn Finnland weithin für seine Wälder, Seen und Fjälls bekannt ist, empfiehlt Leka allen, das Schärengebiet zu besuchen. Sie glaubt, dass das Kajak die beste – und oft die zugänglichste – Art ist, um das Meer mit seinen unzähligen Inseln und Schären zu erkunden.

„Vor dem Meer sind wir alle gleich winzig. Wenn ich auf dem Wasser bin, dann spüre ich, dass meine Behinderung meine Mobilität nicht wirklich beeinflusst.“

Kaisa nutzt ihre Arbeit, ihre Kunst und ihre Social-Media-, um alle ins Freie zu locken und dort Erkundungen anzustellen.

„Ich möchte mit den Vorurteilen aufräumen, die die Menschen über Behinderungen und auch davon haben, was es für Personen mit einer Behinderung bedeutet, sich im Freien aufzuhalten“, sagt sie.

In den letzten Jahren haben Behörden und Organisationen rollstuhlgerechte Routen, Pausenplätze und Toiletten in vielen finnischen Nationalparks und Naherholungsgebieten eingerichtet. Leka beteiligt sich außerdem an einem Projekt, in dem mehr barrierefreie Dienstleistungen in der Natur für Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen oder mit anderen Behinderungen entwickelt werden.

Leka ist ein großer Fan der berühmten finnischen „Jedermannsrechte“ , ein Gesetz, das es jedem erlaubt, die Natur zu genießen, Beeren und Pilze zu sammeln oder mit der Stipprute zu angeln, egal wem das Land gehört.

„Die Jedermannsrechte sollten unabhängig von den funktionellen Fähigkeiten oder von irgendwelchen anderen Faktoren gelten.  Die Natur gehört 
allen.“

Von Lotta Heikkeri, ThisisFINLAND Magazine