„Ein Unternehmen zu gründen, ist in Finnland einfach und erschwinglich. Online ist dies innerhalb einer Stunde möglich. Die Registrierung des Unternehmens kann allerdings eine Weile dauern“, sagt Ville Heikkinen, Mitgründer und Partner von Butterfly Ventures, einem finnischen Venture Capital Unternehmen..
„Butterfly Ventures investiert in ganz junge Start-ups, die ihren Fokus auf Technologie und Wissenschaft legen. Wir suchen nach schnell wachsenden und skalierbaren Start-ups mit einem starken Team und gutem Marktpotenzial.“
Heikkinen trifft bei seiner Arbeit Hunderte neuer Start-ups, wenn diese ihre Geschäftsideen präsentieren. Finnische Start-ups, so Heikkinen, verfügen insbesondere in den Bereichen Medizintechnik, Spiele, Künstliche Intelligenz, drahtlose Kommunikation und Internet der Dinge über hervorragendes Know-how.
Technologisch stark, zurückhaltend im Marketing
Normalerweise verfügen finnische Start-up-Unternehmen über erstklassiges Know-how in ihrer eigenen Technologie, sind aber weniger stark in Marketing und Verkauf. Bescheidenheit ist eine finnische Tugend, und Eigenlob liegt uns normalerweise fern.
„Aber mittlerweile zeigen die Bemühungen der letzten Jahre, ein starkes und unterstützendes Ökosystem aufzubauen, erste Ergebnisse, und gelegentlich treffe ich junge Unternehmer, die erstaunlich viel Mut und Reife zeigen. Die Start-ups geben zudem die Heimlichtuerei-Haltung auf und sind nun eher bereit, sich auch gegenseitig zu helfen und von der Arbeit anderer zu profitieren, so wie dies im Silicon Valley üblich ist“, bemerkt Heikkinen.
Beratung und Finanzierung
Die ELY-Zentren (Zentren für wirtschaftliche Entwicklung, Transport und Umwelt) helfen Unternehmensgründern mit ihrer Beratung bei den ersten Schritten. Wer aus einem Nicht-EU-Land kommt, kann über Business Finland eine finnische Start-up-Genehmigung beantragen. Hat man diese erhalten, kann man sich z.B. für eine Tempo-Förderung bei Business Finland bewerben.
„Innovative Start-up-Unternehmen ohne Einnahmen, aber mit raschem Skalierungspotenzial, können nach Risikokapital Ausschau halten, während sich kleine und mittelgroße Start-ups mit langsamerer Skalierung, aber existierendem Kundenumsatz, um einen Bankkredit bewerben können“, erläutert Heikkinen
Universitäten und Existenzgründer
„Die finnische Regierung fördert die unternehmerische Ausbildung an Universitäten. Innovationen und Unternehmen sind für den Erfolg eines dünnbesiedelten Landes fundamental“, sagt Anne Määttä, Dozentin und Projektleiterin an der Hochschule für angewandte Wissenschaften (KAMK) in Kajaani. Zu ihren Aufgaben gehört die Beratung von Studenten, die Unternehmer werden wollen.
„Alle unsere Studenten belegen das obligatorische Studienmodul für grundlegende Geschäftskenntnisse, zusätzlich können sie einen längeren Unternehmenskurs absolvieren. Zu unserem Studiengang für Start-up-Existenzgründer gehört ein Probejahr, in dem die Studenten gemeinsam mit einem Mentor ihre Geschäftsideen entwickeln können. Wenn man sich zu einer Unternehmensgründung entscheidet, kann man die Serviceleistungen unseres Business Accelerators nutzen, der bei der Finanzierung von Anwendungen, der Kommerzialisierung und der Internationalisierung hilft“, erläutert Määttä.
Ausländische Studenten seien in Finnland höchst willkommen, sagt Määttä. „Wir können ihnen eine große Zahl an akademischen Studiengängen bieten. Allein im KAMK, bieten wir fünf englischsprachige Abschlüsse an, der neueste in E-Sport.“
Aus dem KAMK sind viele Gaming-Spin-offs hervorgegangen. Die Start-ups der Spielebranche in Kajaani beschäftigen zahlreiche lokale Talente, worauf die Region sehr stolz ist.
Von Leena Koskenlaakso, ThisisFINLAND Magazine 2019