„MyData ist eine Bewegung im Bereich Technologie, Unternehmertum und Recht, die sich dafür einsetzt, dass die Menschen im Besitz der von ihnen generierten Daten bleiben und Kontrolle über sie haben“, erklärt Molly Schwartz, eine in New York ansässige Technologiejournalistin und Moderatorin der MyData-Konferenz. „Bei persönlichen Daten gibt es deutlich Probleme und massiven Missbrauch.“
Die EU hat Vorschriften wie die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) für personenbezogene Daten. Die meisten weltweit generierten Daten haben jedoch weder technologische noch ethische Normen für ihre Verwendung. MyData hofft, diese Problematik zu lösen.
MyData ist keine Organisation, sondern vielmehr ein Oberbegriff für viele Projekte und Initiativen für menschenzentrierte Datenverwaltung. MyData ist eng mit der Open Knowledge-Bewegung verbunden und glaubt an offene Standards. Mit Ausnahme der Antarktis gibt es auf allen Kontinenten lokale Knotenpunkte. Die Bewegung ist jedoch besonders stark an Finnland gebunden.
Kräftige Wurzeln in Finnland
„Ich bin über ein Fulbright-Stipendiat fürs Media Lab der Aalto-Universität nach Finnland gekommen“, sagt Schwartz. „2015 besuchte ich einen Vortrag über digitalen Aktivismus, und jemand erwähnte das MyData-Konzept. Dies fand in den frühen Stadien der DSGVO statt. Es herrschte damals weniger Kritik an Big Tech. Ich wollte deshalb mehr über mögliche Lösungen erfahren.“
Die Bewegung in Finnland erhielt einen Schub durch eine 2014 vom Ministerium für Verkehr und Kommunikation in Auftrag gegebene Studie; sie ist permanent in Aktion. Doch das wichtigste Ereignis ist die jährlich in Helsinki stattfindende Konferenz, deren Agieren zusätzlich auf der anderen Seite des Meeres im nahe gelegenen Tallinn in Estland Beistand findet. Die Themen reichten bislang von technischen Aspekten der Datenportabilität bis hin zu Märkten für personenbezogene Daten.
„Finnland ist ein guter Ort für die Entwicklung dieser Bewegung“, glaubt Schwartz. „Finnland hat die europäische Perspektive, was Verbraucherschutz anbelangt. Finnland ist lösungsorientiert und verfügt über hervorragende Informatiker. Es ist auch ein kleines Land, sodass ein Pilotprojekt durchgeführt werden kann, das viele verschiedene Gesellschaftsbereiche abdeckt.“
Was soll uns die Technik geben?
Minna Saariketo ist promovierte Medienwissenschaftlerin an der Universität Tampere. Ihre Erforschung der Frage, wie Menschen digitale Technologie nutzen und wahrnehmen, weckte ihr Interesse an MyData.
„Giganten wie Google und Facebook haben einen sehr starken Einfluss auf unser tägliches Leben“, sagt sie. „Die Leute akzeptieren im Allgemeinen den Gedanken, dass sie diese Dienste nutzen und dafür ihre Daten verlieren. MyData stellt eine Alternative dar, eine Neugestaltung des Systems.“
Die meisten Teilnehmer an den MyData-Konferenzen sind Experten aus den Bereichen Wirtschaft, Recht und Technik. Saariketo konnte ihnen zeigen, wie die breite Öffentlichkeit mit Technologie umgeht und was sie über Daten denkt.
„MyData arbeitet mit Regierungen und Entwicklern zusammen, muss aber auch normale Menschen ansprechen können“, sagt sie. „Vom Moment des Aufwachens bis zum Einschlafen ist vernetzte Medientechnologie ein selbstverständlicher Bestandteil unseres Lebens und unserer täglichen Routine. Ein Hauptziel meiner Arbeit besteht darin, einen Einblick zu schaffen, wie anders unser System aussehen könnte. Wir möchten, dass innegehalten und darüber nachgedacht wird, was man von der Technologie erwartet.“
Nimm deine Daten in die eigene Hand
Die Technologie liefert uns wertvolle Dienste, aber sie hat ihren Preis, und zwar nicht nur finanziell, sondern auch durch unsere Daten. Die MyData-Bewegung hat noch einen langen Weg vor sich, aber es gibt Schritte, die man schon heute unternehmen kann, um informiert zu bleiben und seine Daten zu beschützen.
„Ich hoffe, dass die Menschen sich in Acht nehmen und sich darüber auf dem Laufenden halten, was mit ihren Daten und ihrer Technologie geschieht“, so Schwartz. “Lies Meldungen über Datenschutzverletzungen und such dir Dienste aus, die sich besser hervorgetan haben. Verfolge Webseiten wie „Data Ethics“ und „Personal Data“. Es gibt auch Tools, mit denen man geschützt bleiben kann, z. B. virtuelle private Netzwerke.“
MyData-Grundsätze
1) Einzelpersonen genießen Zugriff auf und Kontrolle über ihre Daten sowie Datenschutz
2) Daten sind technisch leicht zugänglich und werden in standardisierten Formaten verwendet
3) Offenes Geschäftsumfeld mit gemeinsamer Infrastruktur und dezentralisierter Verwaltung
Von David J. Cord, September 2019