Heimfans jubeln wegen Abhaltung der Eishockey-WM in Finnland

Das finnische Publikum kennt sich im Eishockey bestens aus und erwartet tolle Spiele von seiner Mannschaft bei der etwas außerhalb Helsinkis stattfindenden Fraueneishockey-Weltmeisterschaft, in der Finnland gegen die USA und Kanada antreten wird.

In den seit 29 Jahren abgehaltenen Wettkämpfen in den größten internationalen Turnieren des Fraueneishockeys hat sich der Puck, was die Rangfolge angeht, stets zwischen zwei ausgeprägt analytischen Linien bewegt:

Da gab es die USA und Kanada, und dann kam der Rest der Welt.

Seit ihren Anfängen 1990 wurde die Frauen-Weltmeisterschaft zehnmal von den Kanadierinnen und achtmal von den Amerikanerinnen gewonnen, wobei die US-Mannschaft in den letzten Jahren sieben von acht Goldmedaillen errang. Noch nicht einmal Silber konnte irgendein Land außer Kanada und den USA nachhause holen.

Inzwischen ist Finnland zur weltweit stärksten Fraueneishockey-Mannschaft außerhalb Nordamerikas aufgestiegen und schaffte es jedes Mal ins Spiel um die Bronze-Medaille. Mit mehr Bronze-Medaillen (12) als jede andere Nation und auf gleicher Ebene mit Schweden, was die meisten vierten Plätze betrifft (sechs), wird Finnland natürlich versuchen, der erste nicht-nordamerikanische Sieger zu werden, wenn vom 4. bis 14. April 2019 die 19. Weltmeisterschaften im westlich von Helsinki gelegenen Espoo abgehalten werden.

Kampfansage

Die finnische Torhüterin, Noora Räty, kann im November 2018 beim Four Nations Cup einen Schuss der Kanadierin Sarah Fillier aufhalten.
Foto: Liam Richards/PA Photos/Lehtikuva

„Finnland hat dieses Jahr eine gute Chance, der Herausforderer zu sein“, sagt TuulaPuputti, die Managerin von Team Finland und Generalsekretärin des Organisationskomitees für die Weltmeisterschaft 2019.

Es gibt mehrere Gründe, warum Finnland die erste Mannschaft sein könnte, die die USA und Kanada entthront.

Finnland wird zum vierten Mal in der WM-Geschichte Heimvorteil haben; 1992 wurde die WM in Tampere ausgetragen, 1999 in Espoo und Vantaa sowie 2009 in Hämeenlinna. Finnland fehlt nur eine von den Spielerinnen in der Mannschaft, die 2018 bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang eine Bronze-Medaille davontrug.

„Sie glauben, Sie kennen mich“, beginnt die Erzählerin in einem Ton, der ihn sowohl zu einer Frage als auch zu einer Aussage macht. Das Video mit dem Titel „Das bin ich“ zeigt Trainings- und Spiel-Clips von einigen der WM-Spielerinnen (Erzählung in englischer Sprache).
Video: Internationaler Eishockeyverband

Und nicht zu unterschätzen ist die Tatsache, dass die finnische Regierung neuerdings ihre leistungsstärksten Eishockeyspielerinnen finanziell unterstützt.

Nach den Olympischen Spielen 2018 erhielten die 22 Team-Finland-Spielerinnen jeweils ein mit 10.000 Euro dotiertes Stipendium vom finnischen Ministerium für Bildung und Kultur, das es ihnen ermöglichte, einen Teil ihres Lebensunterhalts zu bestreiten und einen Großteil ihrer Zeit dem Training zu widmen.Für die Mehrheit der Mannschaft war es das erste Mal ein solches Stipendium zu empfangen; der Betrag von 10.000 Euro war doppelt so hoch wie im Vorjahr, als acht Spielerinnen jeweils 5.000 Euro bekamen.

Laut Puputti, ehemalige Torhüterin der finnischen Olympia- und Nationalmannschaft ist dies „die beste Gegebenheit, die wir je hatten“, um sich auf die Weltmeisterschaft vorzubereiten.

Das Gewinnspiel

Aus der Torperspektive: Eine Kamera im hinteren Teil des Netzes zeigt die finnische Torhüterin Noora Räty mit einem ausgestreckten Handschuh und, als sich die Russin Lyudmila Belyakova (10) bei einer olympischen Action in Pyeongchang im Februar 2018 dem Tor nähert.
Foto: AFP/Lehtikuva

Angemessene finanzielle Unterstützung war im Fraueneishockey stets ein Streitpunkt.Team USA drohte, die Weltmeisterschaft 2017 im amerikanischen Plymouth, Michigan, solange zu boykottieren, bis die Spielerinnen die gleiche Behandlung wie ihre männlichen Kollegen erfahren würden.

Während zahlreiche männliche Profi-Nationalspieler in der Nationale Hockey League und anderen namhaften Ligen erhebliche Geldsummen verdienen, gibt es nur wenige professionelle Fraueneishockey-Ligen, und sie zahlen nicht gut. Bis anhin blieb den Nationalspielerinnen nichts anderes übrig, als zwischen konsequentem Training und bezahlter Arbeit zu wählen.

Die amerikanischen und kanadischen Eishockeyspielerinnen haben einen besseren Zugang zu den nordamerikanischen Profiligen. Dagegen haben einige Mitglieder der Team-Finland-Riege die Finanzlücke geschlossen, indem sie in der schwedischen Fraueneishockey-Liga antreten, dem höchsten Level für Frauen in den nordischen Ländern in diesem Sport. Puputti zufolge ist die schwedische Liga jedoch immer noch bloß halbprofessionell, aber sie gibt den Finninnen eine bessere Finanz- und Wettbewerbsgrundlage an die Hand, um sich auf die Nationalmannschaft vorzubereiten.

Zehn Teams treten gegeneinander an

Ella Viitasuo (rechts) aus Finnland versucht während des Four Nations Cups im kanadischen Saskatchewan wenige Monate vor der Weltmeisterschaft 2019 der Amerikanerin Sydney Brodt den Puck zu stehlen.
Foto: Liam Richards/AP/Lehtikuva

„Wenn alle gesund bleiben und alles gut geht, haben wir jetzt wohl unsere beste Mannschaft seit je“, glaubt Puputti, die an der University of Minnesota Duluth College-Eishockey spielte.

Mit einer besseren, weltweiten finanziellen Unterstützung baut das Fraueneishockey seine Präsenz nun weiter aus. Für die Weltmeisterschaft 2019 haben sich zehn statt acht Mannschaften qualifiziert. Zufällig werden auch zehn Teilnehmerländer in diesem Sport der Frauen zu den Olympischen Winterspielen 2022 in Peking eingeladen werden.

Fraueneishockey etablierte sich erst 1998 als olympische Sportart. Wie in der Weltmeisterschaft konnte Finnland jedoch nie olympisches Gold gewinnen, ergatterte aber 1998 in Nagano, 2010 in Vancouver und 2018 in Pyeongchang Bronze.

Im WM-Turnier in Finnland bilden die Gruppe A der fünf erstplatzierten Mannschaften die USA, Kanada, Finnland, Russland und der Schweiz.Gruppe B gehören Schweden, Japan, Deutschland, Tschechien und Frankreich an.Nach dem Rundenspiel, in dem jeder gegen jeden spielt, rücken alle Teams der Gruppe A und die ersten drei Mannschaften der Gruppe B zum Viertelfinale auf.

Die Fans in der 6.982 Sitze fassenden Metro-Arena werden nur einen Unterschied in den Regeln beim Männer- und Fraueneishockey entdecken können: Bodychecks sind verboten. Es wird jedoch weiterhin darüber debattiert, ob diese Regel zwecks Förderung der Gleichstellung geändert werden soll. Fraueneishockey ist immerhin – das ist die Natur des Eishockeys – ein temporeicher Kontaktsport.

Von Michael Hunt, März 2019