Drei Finnen mit 150 immer noch kultig

Finnlands Identität wurde von Sibelius, Gallen-Kallela und Halonen mitgestaltet. Nun posten zwei von ihnen auf Facebook.

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Foto: Halosenniemi/Tuusula Museum

Die beiden Künstler, Pekka Halonen und Akseli Gallen-Kallela, sowie der Komponist, Jean Sibelius, die alle drei 1865 geboren wurden, trugen einst zur Formgebung der nationalen finnischen Identität bei. Als Gallen-Kallela und Halonen kürzlich auf Facebook auftauchten und dort ihre Gedanken publizierten, begann die heutige Facebook-Gemeinde, mit den Malern zu interagieren, als ob sie noch am Leben wären.

2015 feiert Finnland den 150. Geburtstag zweier bekannter Künstler (Akseli Gallen-Kallela und Pekka Halonen) und des berühmtesten Komponisten des Landes (Jean Sibelius). Alle drei haben in der Nähe von Helsinki gewohnt und gehörten dem gleichen Freundeskreis an. Sie trugen in einer Zeit, die für die Schaffung der nationalen finnischen Identität maßgebend war, das Ihre dazu bei, die Weichen für Finnlands schließliche Unabhängigkeit zu stellen, die 1917 erfolgte.

Das Vermächtnis dieses kulturschaffenden Trios übt auch heute noch seine tief reichende Wirkung in Finnland aus. Die drei Freunde befruchteten sich gegenseitig in ihrer Kreativität und sprengte damit die Grenzen der sich rapide entwickelnden Künstlerszene Finnlands.

Sibelius und Halonen schlossen sich einer Künstlerkolonie an, die sich in der Nähe des Tuusulajärvi-Sees, etwa 30 Kilometer nördlich von Helsinki, angesiedelt hatte. Als Inspirationsquelle diente ihnen die Natur rundherum mit ihren Farben. Halonen schuf sich bald einen Namen mit seinen grandiosen Winterlandschaften, und Sibelius verwandelte die visuelle Pracht in majestätische Klanglandschaften. Seine Kompositionen wiederum fanden in Gallen-Kallelas Gemälden Widerhall.

Nachgeschichte

Pekka Halonen, hier in einem Selbstporträt dargestellt, ist „wieder aufgetaucht“ und postet wie sein Kollege, Akseli Gallen-Kallela, auf Facebook. (Klicken Sie auf das Foto, um die unbeschnittene Version zu sehen.)

Pekka Halonen, hier in einem Selbstporträt dargestellt, ist „wieder aufgetaucht“ und postet wie sein Kollege, Akseli Gallen-Kallela, auf Facebook. (Klicken Sie auf das Foto, um die unbeschnittene Version zu sehen.)Foto: Halosenniemi

Die Gedankenflüge, denen sich das Trio gemeinsam hingab, erstreckten sich auch auf ihren weiteren Bekanntenkreis. Es wurden Grundthemen und Grundfragen unter die Lupe genommen, die im Weiteren eine bedeutende Rolle bei der Gestaltung der nationalen Identität spielten, als im frühen 20. Jahrhundert Finnlands Unabhängigkeit winkte.

„Auch abgesehen von ihren Künsten waren sie kulturell einflussreiche Personen“, sagt Satu Rantala vom bei Helsinki gelegenen Gallen-Kallela-Museum. „Sie befanden sich mittendrin in der Gesellschaft.“

Die sozialen Verbindungen, die sie damals unterhielten, haben jetzt dazu angeregt, innovative Wege zu finden, um insbesondere die beiden bildenden Künstler zu feiern. Für Gallen-Kallela und Halonen wurden auf Facebook Profile erstellt, um so die Faszination der jetzigen Zeit mit den sozialen Medien auszuschöpfen.

Die Besucher der Webseiten werden ins Jahr 1915 zurücktransportiert: In dem Bemühen, die Vielschichtigkeit dieser beiden Männer zu veranschaulichen, protokollieren immer wieder neue Beiträge auf Facebook mit voranschreitendem Kalenderjahr historische Ereignisse aus dem Künstlerleben des betreffenden Jahres.

„Wir haben Archivmaterial verwendet, etwa Rechnungen und Kleinkram aus ihrem persönlichen Leben wie Menüs. Wir haben Briefe und Fotos und wissen, wasfür Ausstellungen sie in jenem Jahr hatten. Wir verknüpfen auch liebend gerne ihr Leben mit den damaligen Ereignissen in der Gesellschaft“, so Rantala, die für das Projekt verantwortlich zeichnet.

Künstlerische Resonanz

Akseli Gallen-Kallela malte dieses Selbstporträt 1916 für die Florenzer Uffizien in Italien. (Klicken Sie auf das Foto, um die unbeschnittene Version zu sehen.)

Akseli Gallen-Kallela malte dieses Selbstporträt 1916 für die Florenzer Uffizien in Italien. (Klicken Sie auf das Foto, um die unbeschnittene Version zu sehen.)Foto: Douglas Sivén/Gallen-Kallela Museum

Abgesehen von einer wachsenden Anhäufung von „Likes“ hat das Projekt im Laufe des Jahres bereits eine interessante Besucherreaktion hervorgerufen: Viele interagieren mit den Künstlern, als ob sie noch am Leben wären.

„Die Menschen wollen eine Verbindung herstellen“, meint Rantala. „So gaben sie diverse Informationen preis, erzählten, dass sie eine wirklich schöne Geschichte hätten oder jemanden aus der Familie (des Künstlers) gekannt hätten.“

Ein Mann sandte Halonen sogar direkte Grüße. Es stellte sich heraus, dass Halonen sein Urgroßvater war. Eine Leserin erwähnte, dass sie das Vergnügen gehabt hätte, in den 1960er Jahren Halonens Tochter kennenzulernen. Andere Kommentare wiederum gingen auf den speziellen Inhalt der Posts ein.

Eine Frau wünschte Gallen-Kallela Erfolg mit seiner „bevorstehenden“ Ausstellung auf der Panama-Pacific International Exposition in San Francisco. Andere äußerten sich zur Überflutung seines Wohnsitzes. Interessanterweise hat Gallen-Kallelas Webseite auch den Mythos zerstreuen können, dass er nicht eben begeistert über die zeitgenössischen Künstlerinnen seiner Ära war, indem sie archivarische Gegenbeweise lieferte.

Das Projekt zeichnet auch die zahlreichen internationalen Reisen der Künstler nach und bietet damit einen Einblick in den historischen Kontext, der sich bei ihnen – außer mit Finnland – auch mit zahlreichen anderen Ländern verbindet. Da die Künstler einen weltweiten Namen haben, erwartet man sich auch von Facebook-Besuchern aus dem Ausland Interesse. Um dieser Zielgruppe gerecht zu werden, wurden viele Posts der beiden Künstler auf Englisch übersetzt, desweilen direkt im Anschluss an den finnischen Text im selben Post.

Die Facebook-Seiten entmystifizieren die beiden Künstler und hauchen ihrem Vermächtnis für das heutige Publikum neues Leben ein.

„Die Leute haben plötzlich bei Gallen-Kallela ein sehr vertrautes Gefühl“, erzählt Tuija Wahlroos, die Direktorin des Gallen-Kallela-Museums. „Offenbar haben die Menschen ihn nicht vergessen. Sie haben nur auf die richtige Annäherungsweise gewartet.“

3 x 150 Gründe zum Feiern

Vielleicht kann man diese drei bahnbrechenden Finnen am besten kennenlernen und ihre Leistungen feiern, indem man ihre ehemaligen Wohnstätten etwas außerhalb von Helsinki besucht, die heute Museen sind. Über das gesamte Jahr verteilt sich ein umfangreiches Angebot an Ausstellungen und Veranstaltungen (die folgenden Webseiten sind auf Englisch):

Pekka Halonens Wohnstätte „Halosenniemi“
Akseli Gallen-Kallelas Wohnstätte „Tarvaspää“
Jean Sibeliuses Wohnstätte „Ainola“

Von James O’Sullivan, April 2015