Nachhaltige Nahrung: Auf dem erneuten Helsinkier Flow-Festival wird fleischloses Essen serviert

Nach einer zweijährigen Pandemie-Pause ist Flow im August 2022 mit zwei Aspekten zurückgekehrt, die viele Fans bereits erwartet hatten: mit einer hochkarätigen Liste prominenter Künstler und der Betonung auf Nachhaltigkeit, die bis zu den Ständen mit Essen reicht.

Das jährliche Flow-Festival, seit fast 20 Jahren ein fester Bestandteil des sommerlichen Musikkalenders Europas, setzte seine langjährige Praxis fort, sich für mehr Nachhaltigkeit und eine geringere Belastung der Umwelt einzusetzen.

Es geht um die Liebe zum Detail: Schon seit vielen Jahren hatte das Festival von allen gastronomischen Anbietern mindestens ein veganes Gericht und eine nachhaltige Mahlzeit verlangt. 2022 überarbeiteten die Veranstalter diesen Leitfaden und gestatteten jetzt nur noch vegane, vegetarische oder Meeresfrüchte als Auswahl, also absolut kein rotes Fleisch oder Geflügel. Das galt auch für die Verpflegung von Personal und Musikern.

Wir machten einen Abstecher nach der mit Spannung erwarteten großen Rückkehr von Flow, um die Leute beim Spaß an der Festivalatmosphäre und Küche zu beobachten. Die ausverkaufte dreitägige Veranstaltung versammelte 90.000 Besucher zu Konzerten von 150 verschiedenen Künstlern, darunter Nick Cave & The Bad Seeds, MØ, Florence + The Machine, Princess Nokia, Jesse Markin, Gorillaz, Burna Boy, Bikini Kill, Sigrid, Erika Vikman, Michael Kiwanuka, Jamie xx und Fred Again, um nur einige zu nennen.

Etwas Neues ausprobieren

Eine Frau und ein Mann, beide mit Sonnenbrille auf der Nase, lächeln.

Für Sanna (links) und Mika Borg ist Flow nicht nur ein Ort, um neue Bands, sondern auch neue Restaurants zu entdecken.
Foto: Susanna Alatalo

Die Festivalbesucher Sanna und Mika Borg aalten sich am Sonntagnachmittag im Sonnenlicht, während Flow 2022 auf seinen letzten Abend zusteuerte. Auch am Samstag waren sie dort gewesen.

„Wir beschlossen, unseren zweiten Tag mit Chatschapuri zu beginnen“, sagte Sanna. „Wir wollten etwas Neues ausprobieren, und ich kannte die georgische Küche nicht.“

„Es gibt hier so viele verschiedene Stände mit Essen“, meinte Mika. „Das bietet eine großartige Möglichkeit, neue Restaurants kennenzulernen, die man noch nicht besucht hat.“

Keiner von ihnen ist Vegetarier, und sie hatten einige der Speisekarten im Voraus online durchkämmt. „Trotzdem habe ich nicht einmal gemerkt, dass sie kein Fleisch servieren“, sagte Sanna. „Ich nehme das total locker.“

Bei Nachhaltigkeit geht es um mehr als nur das Essen

Als die Nacht naht, schaut eine große Menschenmenge einem Konzert zu, das auf einer Bühne in der Ferne stattfindet.

Es ist immer noch Sommer: Auf der Hauptbühne von Flow setzt die Dämmerung nur langsam ein.
Foto: Petri Anttila/Flow Festival

Das Flow-Festival hat schon immer betont, dass Essen nicht nur dazu da ist, den Tank aufzufüllen, um m weiterzumachen. Die ausschließliche Konzentration auf das Angebot von Veganischem, Vegetarischem sowie Meeresfrüchten gibt dem Ganzen eine neue Dimension.

Sustainable Flow, also nachhaltiges Flow, das Verantwortlichkeitsprogramm des Festivals, hält die Veranstaltung in Bezug auf die ökologischen und sozialen Aspekte der Nachhaltigkeit auf Kurs. Neben nachhaltiger Küche umfasst es Klimaneutralität, Ökostrom, 100 Prozent wiederverwendete Materialien, intelligente Transportmittel, Gleichberechtigung, Sicherheit, Barrierefreiheit und nicht zuletzt Teilnehmern die Möglichkeit an die Hand zu geben, für einen Fonds zum Schutz der Ostsee zu spenden.

Flow-CEO Suvi Kallio bringt das im Pressematerial des Festivals auf einen Punkt: „Die Lebensmittelproduktion ist weltweit einer der größten Emittenten von Treibhausgasen, und im Durchschnitt ist die tierische Ernährung besonders belastend für die Umwelt. Daher war der nächste logische Schritt, kein rotes Fleisch und Geflügel mehr in unseren Restaurants anzubieten.“

Beachtenswert

Zwei Männer und eine Frau, alle mit Sonnenbrillen, essen an einem Tisch im Freien zu Mittag.

Keijo Korhonen (links) und seine Freunde Walter Talarico und Laura Folilo aus Italien genossen ihre Poke Bowls beim Flow-Festival.
Foto: Susanna Alatalo

Von den paar Dutzend Festivalbesuchern, mit denen wir gesprochen haben, störte sich keiner an Flows Fokus auf Vegetarisches und Meeresfrüchte. Während einige Leute es nicht einmal bemerkt hatten, schienen andere zufrieden zu sein – sogar diejenigen, die selbst keine Vegetarier sind.

„Dies ist eine Großveranstaltung, und es ist gut, dass sie auf Umweltfragen achten“, sagte Sanna Borg. “Außerdem servieren sie wirklich leckeres vegetarisches Essen.“

Gastronomen befolgten die Richtlinien für nachhaltige Mahlzeiten. Auf dem Festivalgelände gab es überdies kostenlose Zapfstellen zum Auffüllen von Wasserflaschen, eine Maßnahme, die Plastikmüll reduziert.

Flow-Besucher Keijo Korhonen aß eine Double Salmon Poke Bowl, eine Poke-Schale mit gebratenem Lachs, rohem Lachs, Gemüse und Reis. Für ihn sind Geschmack und Portionsgröße wichtig.

„Ich wusste, dass dieses Gericht köstlich ist und die Portionen groß sind“, erläuterte er. Korhonen, der kein Vegetarier ist, hatte gehört, dass das Festival kein rotes Fleisch oder Geflügel servieren würde.

„Ich denke, das ist eine gute Wahl, da es der Umwelt gut tut“, findet er. „Das Wichtigste ist, nicht hungrig zu bleiben.“

Die Leute sind willens

Ein Verkäufer am Essstand spricht mit einem Kunden eines Festivalrestaurants.

Vegane Gerichte machen normalerweise ein Drittel des Umsatzes bei Bali Brunch aus, ein indonesisches Restaurant mit vier Ablegern in Finnland; deshalb war es nicht schwierig, an ihrem Stand beim Flow-Festival Fleisch auf der Speisekarte wegzulassen.
Foto: Susanna Alatalo

Für das indonesische Restaurant Bali Brunch stellte der Fokus auf veganem Essen kein Problem dar, da vegane Speisen bereits 30 bis 35 Prozent des Restaurantumsatzes ausmachen. „Das ist eigentlich ziemlich hoch, denn vegane Gerichte stehen in Konkurrenz zu Rind, Huhn und Schwein“, sagt Gastronom Galih Bulgamin. Ihre Flow-Speiseliste war komplett vegan, einschließlich eines frischen Salats und eines Wok-Gerichts.

„Ich denke, ein Veranstaltungsort hat die freie Wahl der Entscheidung“, meinte Bulgamin. „Für uns ist es eigentlich egal, weil wir mitmachen wollen. Es ist dasselbe wie bei den Steuern: Du weißt, dass du zum Beispiel kostenlose Schulbildung genießen willst, also hältst du dich an die Regeln.“

Was sagen ihre Kunden? „Wir hatten nur ein paar Fragen, ob auch Fleisch serviert wird, aber keine Beschwerden“, sagte Bulgamin. „Wir erklären, dass es sich um eine Flow-Regel handelt, und die Leute verstehen das. Ich denke, sie sind bereit dazu.“

Bali Brunch betreibt drei Restaurants in der Hauptstadtregion und ein weiteres in der Stadt Tampere. Im niederländischen Amsterdam wurde auch eins eröffnet. Dies war ihr zweites Mal als Flow-Caterer und das einzige Festival, auf dem sie 2022 tätig waren. Laut Bulgamin erfordert der Verkauf von Essen auf Festivals viel Arbeit und ist nicht unbedingt immer sehr profitabel. „Wir sind sehr wählerisch, welches Festival wir unterstützen wollen“, sagte er. „Ich meine, alle Festivals sind cool, aber vielleicht passt nicht jedes Festival zu uns. Flow war die beste Wahl für uns.“

Von Anna Ruohonen, August 2022