Innovatives finnisches Unternehmen lässt Baukonzepte schwimmen

Bluet, ein junges finnisches Unternehmen mit einem fantasievollen Ansatz, hat sich zu einem globalen Marktführer in der neuen Branche der schwimmenden Freizeitstrukturen entwickelt, wie Gebäude, Schwimmbäder, Fußballplätze, Konzertbühnen und mehr.

Als Kimmo Saharinen noch Schüler war, erfuhr er von einer tollen Sache: Wer sich für einen internationalen Mathematikwettbewerb anmeldet, durfte den Unterricht schwänzen, um den Mathe-Test zu bestehen.

„Ich wollte einfach nur aus dem Schwedischunterricht raus“, lacht Saharinen. „Aber ich war wirklich gut und wurde Zweiter im Regionalwettbewerb.“

Sprachen waren vielleicht nicht sein Ding, Mathematik aber schon. Oder besser gesagt, Ingenieurwesen: die Anwendung von Mathematik zur Lösung technischer Probleme. Sein Talent, Dinge zu erschaffen und zu bauen, hat ihn durchs Leben geführt, und jetzt konstruiert er Dinge, die die Menschen noch nie zuvor gesehen haben.

Auto und Haus selbst gebaut

Ein schneebedecktes Deck, einschließlich mehrerer Poolbecken, schwimmt in einem Hafen mit Stadtgebäuden im Hintergrund.

Allas Pool hält einige seiner Schwimmbäder den ganzen Winter über geöffnet.
Foto: Bluet

„Für meinen Bachelor-Abschluss habe ich mein eigenes Auto entworfen und gebaut“, erzählt Saharinen. „Ich hatte sogar eine Straßenverkehrszulassung zustande gebracht. Ich weiß nicht, ob das jemals jemand in Finnland schon mal getan hat.“

Er erhielt seinen Master of Science von der Universität Oulu, wo er in seiner Abschlussarbeit eine Papiermaschine entwickelte und patentieren ließ. Bevor er sich entschied, Häuser zu bauen, arbeitete er in der Forstwirtschaft.

„Ich wollte alles machen – den Bagger bedienen, das Fundament gießen, Elektrizität, Klempnerarbeiten, Heizungs- und Lüftungstechnik, alles“, sagt er. „Ich habe mir Ideen vom Wolkenkratzerbau abgeschaut. Ich glaube, man kann immer Dinge finden, die verbessert werden können, also war alles etwas anders als gewöhnlich.“

Inspiriert von einem Auspuffrohr

Ein teilweise fertiggestelltes Holzdeck, einschließlich eines Poolbeckens, schwimmt in einem Hafen mit Stadtgebäuden im Hintergrund.

Bluet entwarf für Inre Hamnen (Innenhafen), ein Viertel im schwedischen Norrköping. einen schwimmenden Poolkomplex, der hier während des Baus zu sehen ist.
Foto: Bluet

„Ich lernte Kimmo kennen, weil ich Immobilienmaklerin war und seine Häuser verkaufte“, setzt Tytti Sirola die Geschichte fort. „Kurz nachdem ich angefangen hatte, mich mit schwimmenden Bauten zu befassen, hörte ich von Kunden, die große schwimmende Plattformen und kühne Projekte bauen wollten. Niemand wusste, wie man das macht, also erzählte ich ihnen: ‚Ich kenne genau den Richtigen dafür‘“.

Ein Projekt war Allas Pool (ursprünglich Allas Sea Pool genannt), ein Hospitality-Center am Hafen in Helsinki mit Konferenzräumen, Restaurants und Saunen. Schwimmbäder würden auf schwimmenden Plattformen gebaut werden. Doch wie würde eine schwimmende Struktur mit Wellen und Eis fertigwerden? Wie würden Stahl- und Betonkomponenten zusammenwirken? Wo könnte die gesamte Infrastruktur unterbracht werden, die elektrischen Leitungen, die Pumpen und die Tanks?

Saharinen wurde beauftragt, das alles zu klären.

„Es war die Nacht der Künste, ein großes kulturelles Ereignis in Helsinki, aber stattdessen sprach Kimmo mit Führungskräften über ein Rohrleitungsproblem“, führt Sirola aus. „Er ließ sich von Autoauspuffrohren inspirieren und dachte über eine Lösung nach. Ich glaube nicht, dass ein traditioneller Ingenieur auf eine so innovative Idee gekommen wäre.“

Schwimmende Pools

Ein Holzdeck und ein angeschlossenes Poolbecken schwimmen auf einem See mit einem Berg im Hintergrund.

Für ein Hotel am Ufer des Comer Sees in Italien hat Bluet den größten schwimmenden Infinity-Pool der Welt gebaut, der hier neben dem Deck zu sehen ist.
Foto: Bluet

Allas Pool wurde 2016 eröffnet und wurde ein Riesenerfolg. Es ist mittlerweile zur Touristenattraktion und zu einem beliebten Treffpunkt für die Einwohner der Stadt geworden. Dem flüchtigen Beobachter fällt die Liebe zum Detail bei der Plattform vielleicht nicht auf.

„Scharniere im Deck ermöglichen es, dass es sich den Wellen anpassen kann, von denen die größten aus Richtung der Inselfestung Suomenlinna kommen“, sagt Saharinen.

Die Plattform kann sich mit den Gezeiten um bis zu zweieinhalb Meter heben und senken. Außerdem, sagt er, „üben mit Wasser gefüllte Becken eine Kraft von 500 Tonnen aus, sodass die Struktur den Belastungen beim Füllen und Entleeren der Becken standhalten muss“.

Andere Bauunternehmer waren schwer beeindruckt, und so wurden Saharinen und Sirola zwei der Mitbegründer von Bluet Floating Solutions, einem Unternehmen, das sich auf die Herstellung schwimmender Freizeitplattformen spezialisiert hat. Sirola ist CEO und kümmert sich um die geschäftliche Seite, während Saharinen der technische Direktor ist.

Von Italien nach Island

Mehrere Poolbecken und dazugehörige Holzstege schwimmen auf einem See mit Bergen im Hintergrund.

Diese Thermalbadebecken schwimmen auf einem See im isländischen Egillstaðir.
Foto: Bluet

„Das ist ein völlig neuer Sektor“, sagt Sirola. „An manchen Orten auf der Welt wissen die Behörden nicht einmal, welche Genehmigungen sie erteilen sollen, weil so etwas noch nie jemand gemacht hat.“

Bluet hat schwimmende Häuser, Konzertbühnen und Sportplätze geschaffen. 2024 stellten sie den größten schwimmenden Infinity-Pool der Welt für ein Hotel am Comer See in Italien fertig.

Sowohl Saharinen als auch Sirola bezeichnen die schwimmenden Thermalbecken im isländischen Egillstaðir als ihr Lieblingsprojekt.

Für eine Saimaa-Ringelrobbe, die einer Rehabilitation bedurfte, entwarfen sie sogar im Helsinkier Zoo einen schwimmenden Lebensraum. (Saimaa-Ringelrobben kommen nur in Ostfinnland vor und sind mit einer Population von weniger als 500 Tieren stark vom Aussterben bedroht.)

Schwimmende Strukturen sind sehr gefragt, da die Fläche für Bauzwecke in Uferzonen begrenzt ist. Saharinen hofft, dass sie die Grenzen weiter verschieben können.

„Ich mag Herausforderungen“, sagt Saharinen. „Ich möchte eine schwimmende Plattform schaffen, die einem Hurrikan standhält, wie in Puerto Rico, oder vielleicht einer starken Strömung, wie vor Alcatraz in der Bucht von San Francisco.“

Von David Cord, März 2025