Frenemies fürs Leben: Finnlands und Schwedens 100-jährige Leichtathletik-Rivalität ist ungebrochen

Finnkampen feiert 2025 sein 100-jähriges Jubiläum. Die einzigartige Veranstaltung findet jedes Jahr im August statt. Sie ist die Kulisse für Stolz und Leidenschaft sowie für die jahrhundertealte Rivalität zwischen zwei engen Nachbarn.

Hau ruck und schon ist’s geschehen! Jedes Jahr im August werden die Mannschaftskapitäne, die ihre Wettkämpfe gewinnen, kurzerhand in die Wassergrube des Hindernislaufs getaucht – eine gehegte, schräge Tradition im internationalen Finnland–Schweden Leichtathletik Länderkampf.

Die Austragung des Wettbewerbs 2025, der vom 22. bis 24. August in Stockholm stattfindet, markiert das hundertjährige Jubiläum dieses von Stolz, Kameradschaft und einer Prise Neckerei geprägten, traditionsreichen Leichtathletik-Showdowns, bei dem Spitzensportler aus den beiden Nachbarländern aufeinandertreffen.

„Finnkampen ist weltweit der letzte noch existierende internationale Leichtathletik-Länderkampf zwischen zwei Nationen“, stellt der finnische Sporthistoriker Seppo Martiskainen fest, der einst bei Spielen zwischen Finnland und Schweden als Schiedsrichter fungierte. „Solche Länderspiele sind praktisch verschwunden, zum Teil aufgrund der Kommerzialisierung des Leistungssports.“

Die Veranstaltung findet abwechselnd in Helsinki und Stockholm statt, gelegentlich auch im finnischen Tampere oder schwedischen Göteborg, und zieht Zehntausende Zuschauer an. Der hart umkämpfte, zweitägige Wettbewerb umfasst Serien für Männer und Frauen, wobei jeweils drei Teilnehmer aus beiden Ländern in jeder Disziplin gegeneinander antreten.

Im Leben vorankommen

Eine finnische Läuferin überquert vor vier weiteren Läuferinnen die Ziellinie. Fotografen säumen die Strecke, im Hintergrund stehen Zuschauer.

Sara Lappalainen aus Finnland schlägt 2023 ihre Konkurrentinnen beim 800-m-Lauf der Frauen.
Foto: Emmi Korhonen/Lehtikuva

„Für die Finnen ist Leichtathletik seit über 100 Jahren die beliebteste Sportart“, sagt Vesa Tikander vom Tahto-Zentrum für finnische Sportkultur. Hier hatte Finnland die Chance, seinen ewigen Rivalen Schweden zu besiegen.

„Vor allem in den 1960er und 1970er Jahren“, als mehrere Hunderttausend Finnen nach Schweden auswanderten und sich dabei oft kulturell anpassen mussten, „bot Finnkampen (schwedisch für „Finnenschlacht“) die Möglichkeit, nationalen Frust abzulassen“, so Tikander.

Martiskainen stimmt dem zu. „Die Länderspiele in Schweden in den 1960er und 1970er Jahren waren für die dort lebenden Finnen besonders wichtig“, meint er. „Sie boten die Gelegenheit, den als arrogant geltenden Schweden zu zeigen, dass auch Finnen zu etwas fähig waren.“

Obwohl Schwedens Bevölkerung fast doppelt so groß ist wie die Finnlands, ist das Ergebnis überraschend ausgeglichen geblieben. Die finnische Herrenmannschaft gewann 47 von 84 Wettbewerben, während die schwedischen Damen in 44 von 69 siegten.

Eine stürmische Geschichte

Ein finnischer Athlet läuft in den 1920er Jahren vor Zuschauern.

Paavo Nurmi, der ursprüngliche „Fliegende Finne“, stellte in seiner Karriere 22 Weltrekorde auf.
Foto: Emil Wikström’s collections/Valkeakoski museum

Seit 1925 hat die Veranstaltung einige turbulente Momente erlebt. 1931 kam es während des 800-Meter-Laufs zu einer Schlägerei, die einen finnischen Boykott unter der Führung des Vorsitzenden des Finnischen Leichtathletikverbands und späteren finnischen Präsidenten, Urho Kekkonen, auslöste.

Die Unterbrechung dauerte bis 1939; ihre Länge könnte auch mit einem politischen Streit bei den Olympischen Spielen 1932 über den Amateurstatus der finnischen Läuferlegende, Paavo Nurmi, zusammenhängen, der in den 1920er Jahren neun olympische Goldmedaillen gewonnen hatte.

Der Finnland-Schweden-Wettbewerb wurde von 1941 bis 1945 wegen des Krieges erneut ausgesetzt.

Finnland hatte sich 1939, kurz vor den unglückseligen Olympischen Sommerspielen 1940, die in Helsinki stattfinden sollten, bereit erklärt, die Spiele wieder aufzunehmen. Obwohl die Olympischen Spiele in diesem Jahr abgesagt wurden (Helsinki war schließlich 1952 Gastgeber), kam es im Sommer zu einem Dreikampf zwischen Finnland, Schweden und Deutschland – im Nachhinein eine bedauerliche Entscheidung.

Rivalität schürt das Feuer

Eine finnische Sportlerin feiert ihre Leistung. Zuschauer sitzen im Hintergrund auf den Tribünen.

Die Finnin Wilma Murto strahlt nach ihrem Stabhochsprung beim Wettbewerb 2023 in Stockholm.
Foto: Emmi Korhonen/Lehtikuva

Der legendäre finnische Läufer Lasse Virén, der in die Fußstapfen von Nurmi trat und vier olympische Goldmedaillen gewann, nahm in den 1970er Jahren zusammen mit anderen Olympiamedaillengewinnern wie dem Hürdenläufer Arto Bryggare an vielen Wettkämpfen zwischen Finnland und Schweden teil.

1995 stellte Sari Essayah den Veranstaltungsrekord im 5000-Meter-Gehen auf. Die heutige finnische Land- und Forstwirtschaftsministerin erinnert sich noch heute gerne daran.

„Dieser Wettkampf ist etwas ganz Besonderes für eine Sportlerin“, erläutert Essayah. „Es ist ein Wettkampf gegen unseren liebsten Erzfeind, bei dem die Leistung jedes Einzelnen für den Erfolg der Mannschaft entscheidend ist. Für viele junge Athleten ist es der erste Schritt auf dem Weg zur internationalen Ebene. Das Publikum und die Atmosphäre sind einzigartig. Ich hatte das Glück, ein Teil dieser Tradition zu werden.“

In den letzten Jahrzehnten zählten unter anderem Speerwurf-Weltmeister Tero Pitkämäki, Hammerwurf-Europameister Olli-Pekka Karjalainen sowie die Junioren-Europameisterinnen Nooralotta Neziri (Hürdenlauf) und Mikaela Ingberg (Speerwerfen) zum finnischen Team.

Kampfgeist und Ruhm

Ein schwedischer Athlet fällt nach unten, nachdem er die Latte übersprungen hat.

Der Schwede Armand Duplantis hält den Weltrekord im Stabhochsprung der Männer. Er nahm erstmals als Teenager am Finnland-Schweden-Wettbewerb teil.
Foto: Fredrik Sandberg/TT

Der größte Star des hundertjährigen Jubiläumswettbewerbs ist der schwedisch-amerikanische Armand Duplantis, der als der größte Stabhochspringer aller Zeiten gilt. Der siebenfache Weltmeister nahm vor einem Jahrzehnt zum ersten Mal an diesem Wettbewerb teil und wurde mit 15 Jahren der bisher jüngste Teilnehmer des schwedischen Teams.

Finnlands größte Hoffnung im Stabhochsprung ist die zweifache Europameisterin Wilma Murto.

„Das ist ein besonderes Ereignis für Athleten, die in Einzelwettbewerben antreten“, erklärt Murto. „Es ist die einzige Gelegenheit, wirklich als Mannschaft anzutreten, und die althergebrachte Rivalität zwischen Finnland und Schweden entfacht in uns ein noch größeres Feuer.“

In den letzten Jahren dominierten die schwedischen Männer. Sie siegten von 2019 bis 2023 fünf Jahre in Folge. Die Freiluftveranstaltung wurde sogar während der Pandemie fortgesetzt. Finnland konnte diese Erfolgsserie 2024 beenden. Die finnische Frauenmannschaft hat seit 2015 nicht mehr gewonnen, aber vielleicht ist das hundertjährige Jubiläum ja ihr großer Moment.

„Dank unserer Champions wie der U20-Weltmeisterin Silja Kosonen und Krista Tervo, die bei den Olympischen Spielen 2024 ihre persönliche Bestleistung erzielte, ist der Hammerwurf der Frauen für Finnland die Disziplin, die man (2025) im Auge behalten sollte“, sagt Tikander.“

Es wird Kampfgeist, Ruhm und wie immer ein paar durchnässte Mannschaftskapitäne geben. Wir sehen uns also in Stockholm.

Von Wif Stenger, August 2025