Damals und heute in Bildern: Helsinki 50 Jahre nach dem Gipfeltreffen des Kalten Krieges

Anlässlich der Jubiläumsveranstaltung zum 50. Jahrestag des historischen OSZE-Gipfels und der Unterzeichnung der Schlussakte von Helsinki kehren wir an die Orte der Stadt zurück, an denen Geschichte geschrieben wurde. Bildpaare zeigen ikonische Straßen in Helsinki 1975 und 2025, die Eindrücke davon vermitteln, wie viel sich verändert hat.

Im August 1975 rückte Helsinki plötzlich ins Rampenlicht der Weltöffentlichkeit. Staats- und Regierungschefs aus 35 Ländern versammelten sich in der finnischen Hauptstadt, um die Schlussakte von Helsinki zu unterzeichnen, ein wegweisendes Abkommen in der Ära des Kalten Krieges, das den Grundstein für den Dialog zwischen Ost und West legte. Es war einer der bedeutendsten diplomatischen Momente Finnlands, der den Weg für die spätere Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) ebnete.

Fünfzig Jahre danach empfängt Finnland nun wieder Vertreter aus der gesamten OSZE-Region zum Jahrestagjubiläum. Obwohl sich die politische Landschaft in vielerlei Hinsicht gewandelt hat, ist die 1975 vereinbarte Werteskala rund um Zusammenarbeit und Menschenrechte auch heute noch von großer Relevanz. Die Gedenkveranstaltungen 2025 werden sich mit diesen Idealen und ihrer bleibenden Bedeutung für die europäische Sicherheit und Diplomatie auseinandersetzen.

Um diesen Moment zu würdigen, steigen wir in eine visuelle Zeitmaschine. Die folgenden zehn Fotogruppen stellen Archivbilder aus dem Jahr 1975 neuen Bildern gegenüber, die in diesem Jahr an genau denselben Orten aufgenommen wurden. Manche Schauplätze sind kaum wiederzuerkennen, andere wirken unberührt. Zusammen erzählen sie die Geschichte eines halben Jahrhunderts urbanen Helsinkier Wandels.

1. Porthaninkatu und Toinen linja, Kallio

Die Bauarbeiten an dieser belebten Ecke im Kallio-Viertel wiesen 1975 bereits auf die unterirdische Zukunft der Stadt hin. Die unterirdischen Strukturen dienten, wie viele andere im gesamten Netz, einem doppelten Zweck: als U-Bahn-Verkehrsstrecke und als Zivilschutzanlage, die bei Bedarf als Luftschutzbunker dienen konnte. Oberirdisch hat sich Kallio in fünf Jahrzehnten von einem Arbeiterviertel in einen teureren, trendigen Stadtteil verwandelt.

2. Küstenlinie von Tervasaari

Ein Paar sitzt 1975 am Wasser, im Hintergrund sieht man Kohlehalden und das Kraftwerk Hanasaari. Heute ist die Aussicht sauberer und grüner: Helsinki Energy (Helen) hat 2023 die Verwendung von Kohle in Hanasaari eingestellt und damit einen wichtigen Schritt in Richtung einer klimaneutralen Stadt getan.

3. Hakaniementori

1975 war das Gelände am Hakaniementori eine geschäftige Baustelle und Teil der ersten U-Bahn-Bauarbeiten in Helsinki. Die U-Bahn wurde 1982 mit 17 Stationen eröffnet und wurde seitdem auf 30 erweitert, die sich von Kivenlahti im Westen bis Mellunmäki und Vuosaari im Osten erstrecken.

4. Köydenpunojankatu und Kalevankatu, Kamppi

Auf dem Foto von 1975 markiert das Valio-Gebäude in der Kalevankatu den Ort, an dem der Nobelpreisträger und Chemiker Artturi Ilmari Virtanen einst an bahnbrechenden Methoden zur Lebensmittelkonservierung gearbeitet hat. Heute ist dort ein Hotel untergebracht, und die Umgebung hat sich grundlegend verändert. Kampis Hafengleise sind verschwunden und haben einer Mischung aus Wohn-, Büro- und Kulturräumen Platz gemacht.

5. Mariankatu, Kruununhaka

Dieser ruhige Abschnitt der Mariankatu sieht noch immer fast genauso aus wie in den 1970er-Jahren: Reihen historischer Gebäude und eine ruhige, wohnliche Atmosphäre. Obwohl das Kopfsteinpflaster durch Asphalt ersetzt worden ist, ist die Gesamtatmosphäre des Stadtteils Kruununhaka unverändert geblieben, eher lebensecht als elegant und etwas abseits vom Tempo des nur wenige Blocks entfernten Stadtzentrums. Es ist ein Teil von Helsinki, in dem Veränderungen, wenn überhaupt, nur langsam stattfinden.

6. Pohjoisranta, Blick Richtung Katajanokka

1975 säumten parkende Autos die Uferpromenade, da Pohjoisranta eine wichtige Verkehrsader war, die aus dem Stadtzentrum herausführte. Heute verläuft dort, wo einst Autos standen, ein Radweg, ein Teil von Helsinkis großen Wandel hin zu einer fahrrad- und fußgängerfreundlicheren Stadt. Auf der anderen Seite des Wassers prägen die Uspenski-Kathedrale und die roten Backsteinlagerhäuser von Katajanokka nach wie vor die Skyline.

7. Kaisaniemenkatu in der Nähe von Rautatientori

1975 drängten sich Busse auf der Kaisaniemenkatu, die Straße war voller Verkehr und diente als zentrale Verkehrsader direkt vor dem Helsinkier Hauptbahnhof. Das Gebäude ganz links, das 1967 erbaut wurde, erhielt wegen des zylindrischen Betonauslegers an der Fassade den Spitznamen Makkaratalo („Wursthaus“). Bei umfassenden Renovierungsarbeiten im Jahr 2005 bot sich die Möglichkeit, die „Wurst“ zu entfernen, doch aufgrund ihres architektonischen und historischen Werts wurde sie unter Denkmalschutz gestellt. Das Gebäude, das ursprünglich mit Auffahrten und Dachparkplätzen entworfen worden war, spiegelte eine Zeit wider, in der Helsinki eine autoorientierte Zukunft plante. Heute sind die Auffahrten verschwunden, und der Stadtteilbereich wurde mit breiteren Geh- und Radwegen sowie Fußgängerzonen umgestaltet.

8. Merihaka von Siltavuorenranta aus gesehen

Merihakas markante Betontürme ragen in dieser Ansicht aus den 1970er Jahren in den Himmel, sie waren Teil eines auffälligen Wohnbauprojekts, das sich von den meisten traditionelleren Vierteln Helsinkis abhob. Heute ersetzt eine neue Brücke die alte, und entlang der Küste wird eine Straßenbahnlinie gebaut, um Merihaka besser mit dem Rest der Stadt zu verbinden. Auch der Sandweg hier ist erst kürzlich entstanden und Teil eines 15 Kilometer langen Rundwegs entlang der inneren Küstenlinie der Stadt.

9. Mannerheimintie, Kamppi

1975 stand dieses Grundstück an der Ecke Mannerheimintie und Bulevardi leer, nachdem ein vorheriges Gebäude abgerissen worden war. Wie viele Teile der Innenstadt von Helsinki in den Nachkriegsjahrzehnten befand sich auch dieses Viertel im Wandel und wurde von wechselnden Bebauungsplänen geprägt. Heute steht dort ein modernes Bürogebäude, das an einer wichtigen Kreuzung zwischen dem Stadtzentrum und dem Kamppi-Viertel liegt.

10. Finlandia Hall von Töölönlahti aus gesehen

Dieser Blick über den Töölönlahti in Richtung Finlandia-Halle führt uns mitten ins Herz der OSZE-Geschichte. Das von Alvar Aalto entworfene Gebäude aus weißem Marmor war 1975 Schauplatz des historischen Gipfeltreffens und ist auch heute noch Gastgeber bedeutender Veranstaltungen.

Finnland feiert das 50-jährige Jubiläum der OSZE. Helsinki bietet dafür sowohl die materielle wie auch symbolische Kulisse, ein Ort, an dem einst diplomatische Geschichte geschrieben wurde und sich das tägliche Leben weiterentwickelt hat.

Text von Tyler Walton, Juli 2025