Eure Top 10 finnischer Filme

Popcorn und los zur Top 10 der finnischen Lieblingsfilme, die unsere Leser auf unserer Facebook-Seite gewählt haben!

Hier ist die Top 10 sehenswerter finnischer Filme, die unsere Leser in einer Umfrage auf der Facebook-Seite thisisFINLAND selbst ausgewählt haben. Na dann greifen wir mal zum Popcorn!

Finnland hat Außerordentliches zu bieten, wenn von Filmen die Rede ist, angefangen von preisgekrönten Dokumentationen bis zum gesamten Oeuvre des Oscar-nominierten Filmemachers Aki Kaurismäki. Finnen und Nichtfinnen sind begeistert von ihnen, und ehe Sie sich versehen, werden auch Sie die Komödien, Dramen und Action-Filme ihren Freunden und Bekannten weiterempfehlen. Also los! Da das Abstimmungsergebnis so knapp ausging, lassen wir die Platznummern weg (bitte beachten: Viele Trailer sind nur mit englischen Untertiteln online verfügbar):

Rare Exports – Eine Weihnachtsgeschichte
Regie: Jalmari Helander (Originaltitel: Rare Exports), 2010

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Photo: SF Film Finland

Dieser Film meistert die schwierige Aufgabe, eine vertraute, traditionelle Figur, den guten alten Weihnachtsmann, in ein Action-script umzuwandeln und die düstere Seite seines Mythos zu zeigen. In dem mutigen Fantasy-Film, der um die Weihnachtszeit in Finnisch-Lappland spielt, wird der Weihnachtsmann aufgespürt und gefangen genommen. Kinder beginnen zu verschwinden, und Lappland steht einer Bande von rebellischen Wichteln gegenüber, die ihren Chef befreien wollen. Helander kombiniert mit Fingerspitzengefühl Action und Humor. Hauptdarsteller des Films ist der dunkle, eisige Winter Lapplands. [Anmerkung der Redaktion: Kein Film für Kinder!]

Helden des Polarkreises
Regie: Dome Karukoski (Originaltitel: Napapiirin sankarit), 2010

Ein weiterer Film, der in Finnisch-Lappland spielt, ist eine mit Action gespickte Komödie, die eine etwas positivere Grundhaltung einnimmt als „Rare Exports“, aber vor einer ebenso finsteren Kulisse abrollt. Die Odyssee beginnt, als Janne, ein Karrierefaulenzer, von seiner Freundin Inari beauftragt wird, einen digitalen Fernsehempfänger zu kaufen. Ein schneeiges Chaos bricht los. Janne und seine Freunde geraten in ein Geflecht von Irrungen und Wirrungen, angefangen von den begrenzten Öffnungszeiten der Elektronikläden in Rovaniemi bis zur Ankunft schwer bewaffneter russischer Touristen. „Helden des Polarkreises“ ist ein gelungener Film.

Die beste Mutter
Regie: Klaus Härö (Originaltitel: Äideistä parhain), 2005

Rund 70 000 finnische Kinder wurden im Zweiten Weltkrieg nach Schweden evakuiert. Härös Film beleuchtet diese Zeit aus der Sicht des neunjährigen Eero. Die Aspekte, die dabei unter die Lupe genommen werden, sind u. a. Vertrauen, Liebe und die Schwierigkeit, das Richtige zu tun. Eeros Mutter ist unbeständig. Ihre Entscheidungen machen es Eero schwer, der mütterlichen Liebe zu vertrauen. Sechzig Jahre später liest er die Briefe seiner schwedischen Pflegemutter nach ihrer Beerdigung und findet etwas Frieden. Der Film wurde mit zahlreichen internationalen Auszeichnungen prämiert, darunter dem Publikumspreis beim Palm Springs International Film Festival 2006 und bei den Lübecker Internationalen Filmtagen.

Das Punk-Syndrom
Regie: Jukka Kärkkäinen und Jani-Petteri Passi (Originaltitel: Kovasikajuttu), 2012

Finnland ist für seine erstklassigen Dokumentarproduktionen bekannt. Doch “Das Punk-Syndrom” glänzt selbst da. Auch der Inhalt sticht hervor: Vier Punkrocker mit geistiger Behinderung profilieren sich in der Musikszene. Die Band ist wahrhaftig phänomenal. Die Doku wandelt allerdings nicht nur auf den Pfaden einer großartigen Punkband, sie sondiert auch, wie wir uns alle ähneln, selbst wenn die Gesellschaft uns in einzelne kleine Schubladen packt. Wie alle fantastischen Dokumentarfilme kommt auch dieser seinen Zentralthemen sehr nah. Beim SXSW in Austin, Texas, wurde er mit dem SXGlobal Award ausgezeichnet.

Steam of Life
Regie: Joonas Berghäll und Mika Hotakainen (Originaltitel: Miesten vuoro, auf Deutsch Männersauna), 2010

“Sauna” ist eines der wenigen finnischen Wörter in der deutschen Sprache. In Finnland geht man nicht nur zur Körperpflege in die Sauna, sondern auch aus gesellschaftlichen Gründen. Dieser Film ist denn auch eine Reise in die Seelenlandschaft Finnlands. Vor laufender Kamera und in verschiedenen Saunen unterhalten sich finnische Männer mit großer Offenheit über alles, was ihnen so durch den Kopf geht. „Steam of Life” ist ein rührender Kommentar über Menschsein und Männlichkeit. Der Film behandelt universale Wahrheiten, Themen wie Bedauern, Leben. Liebe, Empty-Nest-Syndrom und wie es ist, wenn der beste Freund ein Bär ist. Bestimmte Stellen im Film rühren zu Tränen.

Kreuze in Karelien
Regie: Edvin Laine, 1955 and Rauni Mollberg, 1985 (Originaltitel: Tuntematon sotilas)

Zwei Verfilmungen des gleichen Klassikers der finnischen Literatur im Abstand von 30 Jahren, beide großartige Filme, verdeutlichen den Einstellungswandel gegenüber Krieg und Patriotismus, der sich in diesen Dekaden vollzogen hat. Laine verwandelt das ursprünglich umstrittene, später aber überaus geliebte Buch von Väinö Linna in eine Hommage an die Seele und Findigkeit der finnischen Soldaten während des Zweiten Weltkrieges. Mollbergs Version konzentriert sich auf die Schrecken und Auswirkungen des Krieges. Der letztgenannte Regisseur bemühte sich nach Kräften, seine Schauspieler ständig aufzuwühlen, indem er ihnen die normalsten Annehmlichkeiten entzog oder ohne Vorwarnung den Grundriss der Filmkulissen umbaute. Beide Filme erzählen die Geschichte einer zusammengewürfelten Maschinengewehrkompanie, die 1941 zum Einsatz an die finnische Ostfront befohlen wird.

Die drei Räume der Melancholie
Regie: Pirjo Honkasalo (Melancholian kolme huonetta), 2004

Die Verwüstungen durch den Zweiten Tschetschenienkrieg und seine Auswirkungen auf tschetschenische wie russische Kinder stehen im Zentrum dieses poetischen Dokumentarfilms. Die Kamera erforscht eine russische Militärschule, ein vom Krieg zerrüttetes Dorf und Kinder in einem Flüchtlingslager. Honkasalo lässt die Bilder für sich selbst sprechen ohne viel Narration und schildert damit in ergreifender Weise eine tragische Geschichte, wobei er sich eines Urteils enthält. Der Film gewann u. a. drei Auszeichnungen beim Filmfestival in Venedig und den Golden Apricot/Grand Prize für den besten Dokumentarfilm beim Jeriwan Filmfestival.

Schwarzes Eis
Regie: Petri Kotwica (Musta jää), 2007

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Photo: Malla Hukkanen/Making Movies Ltd

Kotwicas Film ist ein Thriller, ein psychologisches Drama und eine schwarze Komödie. Saara ist eine Ärztin, deren Ehemann Leo, ein Architekt, ein Verhältnis mit Tuuli, einer jüngeren Frau hat. Sie will sich rächen und freundet sich mit Tuuli an, ohne jedoch ihre Identität zu enthüllen. Eicca Toppinen von der Band Apocalyptica komponierte für diesen labyrinthartigen Film eine entsprechend spannungsreiche Musik. Kotwica wurde auf der Berlinale für den Besten Regie-Preis nominiert. Der Film wurde in Südkorea unter dem Titel „Love, In Between“ erneut verfilmt.

Böses Land
Regie: Aku Louhimies (Paha maa), 2005

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Photo: Solar Films

Dieser komplexe Film beinhaltet eine Reihe von ineinander verwobenen Geschichten, die durch die Entlassung eines Lehrers in Gang gesetzt werden. Als Filmemacher neigt Louhimies dazu, seine Mitmenschen und ihre Schwächen mit gnadenloser Neugier zu betrachten. Doch trotz all ihrer Schwächen und Drangsale sind seine Menschen ziemlich widerstandsfähig. Manchmal sind sie sogar gut. „Paha maa“ wurde auf Festivals in Athen, Bergen, Göteborg, Leeds und Moskau ausgezeichnet.

Ricky Rapper
Regie: Mari Rantasila (Originaltitel: Risto Räppääjä), 2008

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Photo: Nordisk Film

Dieser Film basiert auf einer Kinderbuchreihe von Sinikka und Tiina Nopola. Ricky ist ein Drummer und Rapper, der in alle möglichen Klemmen gerät. Er ist ein unabhängiges und einfallsreiches Kind, das desweilen mit den doofen Erwachsenen seiner Welt im Widerstreit steht. Einer von ihnen kann seine Leidenschaft für funky Beats nicht ausstehen. Aber im Grunde steht er auf der Seite alles Guten in der Welt. „Ricky Rapper” ist ein Musicalfilm für die ganze Familie und war einer der größten Kinohits in Finnland, als er 2008 auf die Leinwand kam.

Eine fröhliche Fuhre
Regie: Leonid Gaidai and Risto Orko (Originaltitel: Tulitikkuja lainaamassa), 1980

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Photo: Toivo Särkkä, ©KAVA/Suomen Filmiteollisuus

Diese finnisch-sowjetische Koproduktion mit russischen und finnischen Schauspielern, die auch unter dem Titel “Ihalainen geht nach Streichhölzern” bekannt ist, ist eine Komödie nach einem Roman von 1910 und spielt in Liperi, einem Städtchen im Osten Finnlands. Die Geschichte beginnt schlicht damit, dass Antti Ihalainen zu seinem Nachbarn gehen will, um sich Streichhölzer zu borgen. Doch dann kommt alles ganz anders. Ihalainen läuft seinem Freund Jussi Vatanen über den Weg, der ihn im Auto mitnimmt. Vatanen ist seit einem Jahr Witwer und braucht Ihalainens Hilfe bei der Suche nach einer neuen prospektiven Ehefrau. Die Ereignisse in dieser gelungenen, ländlichen Slapstick-Komödie geraten bald außer Kontrolle. Eine andere, total finnische Version dieser Komödie aus dem Jahr 1938 in der Regie von Yrjö Norta und Toivo Särkkä gibt es ebenfalls.

Filmemacher und Drehbuchauthor Aki Kaurismäki

Hier der Trailer für Kaurismäkis „Le Havre“

Kaurismäki gehört zu den seltenen Filmemachern, dessen Stil so charakteristisch und einmalig ist, dass ihm ein eigenes Adjektiv zugestanden wurde. Der Begriff „kaurismäkisch“ wird für alles, von amerikanischen Indie-Filmen bis zu Helsinkier Restaurants, verwendet. Kaurismäki hat in jeder Phase seiner 30-jährigen Karriere Meisterwerke des europäischen Kinos produziert. Die jüngsten waren „Le Havre“ und „Der Mann ohne Vergangenheit“. Der letztgenannte Film wurde u. a. in Cannes mit dem Grand Prix und dem Preis der Ökumenischen Jury ausgezeichnet. Darüber hinaus war er der einzige finnische Film, der je für den Oscar nominiert worden ist. Kaurismäkis Werke legen den Akzent auf sein Einfühlungsvermögen für die Unterdrückten und Entrechteten. Er besitzt aber auch die Fähigkeit, jemanden über überraschende Dinge zum Lachen zu bringen.

Von Arttu Tolonen, Januar 2014